Universität Göttingen auf der Biotechnica 2001 in Hannover vertreten

Wissenschaftler zeigen Biofilter-System und neue molekularbiologische Wirkstoffe

Die Georg-August-Universität Göttingen ist mit zwei Projekten aus dem Institut für Mikrobiologie und Genetik und der Abteilung Herz- und Kreislaufphysiologie aus dem Bereich Humanmedizin auf der Biotechnica, der Fachmesse für Biotechnologie (9. bis 11. Oktober 2001 in Hannover), vertreten. Die Göttinger Wissenschaftler stellen ein Biofilter-System zur Entfernung von Wasser aus Ölen und Gasen sowie neue molekularbiologische Wirkstoffe zur Therapie von Volkskrankheiten, so zum Beispiel Asthma, bestimmte Formen von Arthritis oder Schuppenflechte, vor.

Das unter der Leitung von Prof. Dr. Frank Mayer entwickelte Biofilter-System beruht auf einer Beobachtung in der Natur, nach der Mikroorganismen wie Bodenbakterien oder auch höhere Lebewesen Polysaccharide, sogenannte Vielfachzucker, zum „Wasser-Management“ einsetzen. Polysaccaride können zum Beispiel Zellen umhüllen und in der Hülle Wasser binden. Die auf diesem Prinzip beruhenden Biofilter des Göttinger Instituts für Mikrobiologie und Genetik (Abteilung Strukturelle Mikrobiologie) sind in der Lage, Wasser aus Hydraulikölen oder Treibstoffen zu lösen. Prof. Mayer: „Das Auftreten von Kondenswasser verschlechtert die physikalischen Eigenschaften von nicht-wässrigen Flüssigkeiten, gleichzeitig können das Wasser und die darin gelösten Verunreinigungen Hydraulikleitungen, Tankinnenauskleidungen, Kraftstoffleitungen, Ventile, Vergaser oder Einspritzvorrichtungen von Motoren durch Korrosion oder andere chemische Reaktionen nachhaltig schädigen.“ Nach Angaben von Prof. Mayer lässt sich das Filter-System im Nebenstromkreislauf von Hydraulikanlagen platzieren. Es sei aber auch möglich, mobile Filterstationen einzusetzen. Ein weiterer Anwendungsbereich ist das Trocknen von strömendem Gas.

Das zweite auf der Biotechnica präsentierte Projekt der Abteilung Herz- und Kreislaufphysiologie basiert auf Forschungsarbeiten zu sogenannten Transkriptionsfaktoren: Dabei handelt es sich um DNA-bindende Proteine, die sich im Zellkern an die Promotorregion eines oder mehrerer Gene anlagern und damit die „Ausprägung“ (Expression) der jeweiligen Gene steuern, und zwar sowohl stimulieren als auch hemmen. Der Direktor der Abteilung, Prof. Dr. Markus Hecker: „Neben der physiologisch wichtigen Steuerung von Entwicklungs- und Differenzierungsprozessen im menschlichen Körper haben die Transkriptionsfaktoren, vor allem wenn sie zum falschen Zeitpunkt aktiviert werden, ein hohes Krankheitspotential.“

Die Göttinger Wissenschaftler haben nun Wirkstoffe entwickelt, die die DNA-Bindungsstelle „ihres“ Transkriptionsfaktor imitieren und damit effektiv neutralisieren. Im wesentlichen sind dies kurzkettige, zellgängige DNA-Doppelstränge, sogenannte Decoy-Oleonukleotide. „Mit diesem Therapieansatz ist es möglich, die Herausbildung krankheitsrelevanter Gene zu blockieren, die Expression schützender Gene dagegen zu enthemmen“, erläutert Prof. Hecker. Nach tierexperimentellen Studien zur therapeutischen Wirksamkeit der Wirkstoffe soll diese Therapieplattform jetzt zur Marktreife weitergeführt werden. Dazu ist ein eigenes Unternehmen gegründet worden, das sich neben der Ausweitung des Indikationsspektrums vorrangig mit der klinischen Prüfung der Transkriptionsfaktor-Wirkstoffe beschäftigt.

Im Rahmen der Biotechnica 2001 präsentieren mehr als 1.000 Aussteller aus rund 30 Ländern neue Anwendungen aus den Bereichen Medizin, Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt. Am dritten Messetag (11. Oktober 2001) bieten die Veranstalter ein besonderes Programm für Schüler und Studierende: Die Foren Biotec-Studium und Biotec-Job informieren über Studienmöglichkeiten und Berufsperspektiven der molekularen Biowissenschaften. Weitere Angebote sind die Job-Börse und das Science live-Mobil, das rollende Biotech-Labor des Bundesforschungsministeriums.

Kontaktadresse Biofilter-Systeme:
Prof. Dr. Frank Mayer
Georg-August-Universität Göttingen
Biologische Fakultät
Institut für Mikrobiologie und Genetik
Abteilung Strukturelle Biologie
Grisebachstraße 8, 37077 Göttingen
Tel. (0551) 39-3829, Fax (0551) 39-7081
E-Mail: fmayer@gwdg.de

Kontaktadresse molekularbiologische Wirkstoffe:
Prof. Dr. Markus Hecker
Georg-August-Universität Göttingen – Bereich Humanmedizin
Zentrum Physiologie und Pathophysiologie
Abteilung Herz- und Kreislaufphysiologie
Humboldtallee 23, 37973 Göttingen
Tel. (0551) 39-5896, Fax (0551) 39-5895
E-Mail: mhecker3@gwdg.de

Media Contact

Marietta Fuhrmann-Koch idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Messenachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer