Hormone in den Wechseljahren

Natürliches Progesteron eindeutig vorteilhafter als synthetische Gestagene

Natürliches Progesteron erhöht im Gegensatz zu synthetischen Gestagenen bei einer kombinierten Hormontherapie nicht das Brustkrebsrisiko. Dieses Ergebnis einer siebenjährigen Studie mit fast 70.000 Frauen ist nach Überzeugung von Professor Armin Heufelder, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für präventive Medizin in München, eine der wichtigsten Neuigkeiten vom Weltkongress der Internationalen Menopause-Gesellschaft in Buenos Aires.

Natürliches mikronisiertes Progesteron bewirkte auch bei längerfristiger Anwendung als einziges Gestagen kein gesteigertes Brustkrebsrisiko, wie die Leiterin der so genannten E3N*-Kohortenstudie, Frau Professor Francoise Clavel-Chapelon, ausführte. Damit erhärten sich die Daten aus einer fünfjährigen Beobachtungszeit, die im renommierten International Journal of Cancer bereits im Frühjahr publiziert wurden. Die Untersuchung des französischen Nationalen Gesundheitsinsitutes umfasst 69.647 Frauen, die im Mittel 52,8 Jahre alt waren, als sie in die Studie aufgenommen wurden. Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 5,8 Jahren und einer Hormoneinnahme über 2,8 Jahre wurden 948 Fälle von Brustkrebs diagnostiziert. Das relative Risiko (RR) für Brustkrebs stieg unter der Hormontherapie generell auf 1,2, bei alleiniger Östrogengabe auf 1,1. Dabei spielt die Art des Gestagens eine wichtige Rolle: Das Risiko war am höchsten bei der Kombination mit synthetischen Gestagenen (RR 1,4). Für transdermal applizierte Östrogene in Verbindung mit natürlichem Progesteron dagegen lag das Brustkrebsrisiko nicht höher als das von Frauen, die keine Hormone zuführten (RR 0,9).

Vorteil für Progesteron verfestigt sich

Dieser Unterschied zwischen synthetischen Gestagenen und natürlichem Progesteron verstärkte sich in den folgenden zwei Untersuchungsjahren: Das relative Risiko nahm bei einer kombinierten Therapie mit synthetischen Gestagenen noch weiter zu (RR 1,8). Im Gegensatz dazu blieb das Brustkrebsrisiko bei den Frauen unbeeinflusst, die transdermale Östrogene (Gel, Pflaster) in Verbindung mit mikronisiertem Progesteron (wie in Utrogest®) verwendeten (RR 1,0) – dies spricht für eine höhere Sicherheit bei dieser Therapieform, erklärt Heufelder.

Bei einer Therapie mit Östrogenen allein zeigte sich ein Anstieg des Brustkrebsrisikos nach einer Behandlungsdauer von über sechs Jahren (RR 1,4). Grundlage für die Auswertung bilden 1.896 Mammakarzinome in der Kontroll- und Hormontherapiegruppe bei einer durchschnittlichen Hormonbehandlung über 5,5 Jahre.

Diese fortlaufende Kohortenstudie ist Teil einer pan-europäischen Studie zur prospektiven Untersuchung von Krebs und Ernährung (EPIC, European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition). Die Untersuchung ist komplett unabhängig von Pharmaunternehmen, sowohl bei der Anlage als auch bei der Durchführung und Auswertung, betonte die Leiterin der französischen Studiengruppe.

Transdermales Estrogen erhöht auch in Risikogruppen nicht das Thromboserisiko

Sicherheitsaspekte spielen auch bei den Östrogenen eine Rolle: Wie die große amerikanische Studie zur Frauengesundheit (WHI**) bestätigt hat, steigt unter der Einnahme von Tabletten (orale Applikation) das Risiko für venöse Thromboembolien; besonders gefährdet sind Frauen mit Gerinnungsstörungen und mit Übergewicht. Dies ist nicht der Fall, wenn Östrogene über die Haut (transdermale Applikation) zugeführt werden, beispielsweise in Form eines Gels (etwa Gynokadin® Dosiergel).

Die größte Untersuchung in diesem Zusammenhang – 155 aufeinander folgende Thrombosefälle – zeigt für orale Östrogene eine Zunahme des Thromboserisikos auf mehr als das Dreifache (RR 3,5), aber keine Zunahme bei der transdermalen Applikation. Diese Daten wurden jetzt nochmals analysiert – speziell unter dem Blickwinkel der Risikofaktoren, die in der WHI ermittelt wurden. Das Ergebnis wertet Heufelder als sehr beruhigend: Transdermale Östrogene erhöhen in keiner Form das Risiko für Thrombosen, selbst dann nicht, wenn eine Anlage für Gerinnungsstörungen oder massives Übergewicht vorliegt. Somit ist die Kombination aus transdermal applizierten Estradiol und natürlichem, mikronisiertem Progesteron die derzeit risikoärmste Behandlungsform bei Vorliegen von klimakterischen Beschwerden.

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Sandra Schuster presseportal

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