Von der Festplatte aufs Festkleid

Zwei im Partnerlook: Das Muster des Hundefells wurde per Computer eingescannt und dann mit einem Tintenstrahldrucker (Ink Jet) auf das Kleid von Model Missy gebracht. Diese neue Technologie des digitalen Textildrucks ermöglicht ganz individuelle Stoffdesigns - schnell, flexibel und preiswert. Und dass Missy auch haargenau im gleichen Braun-Weiß durch die Stadt bummeln kann wie ihr vierbeiniger Freund, liegt an den hochwertigen Tinten von der BASF. <br> <br>Foto: BASF, August 2001

Farbenfroher Ink-Jet-Druck revolutioniert die Textilbranche – Die Nachricht

Ein Kleid im gleichen Muster wie das Fell des Familienhunds? Eine Abendrobe wie frisch vom Laufsteg aus Paris? Was heute noch kurios klingt, kann morgen jeder haben: Dem Trend zum individuellen Stoffdesign sind bald keine Grenzen mehr gesetzt. Verrückte Spielereien und exklusive Unikate werden möglich durch die neue Technologie des digitalen Textildrucks. Im Prinzip funktioniert es wie im Büro: Am Computer wird das Muster entworfen, dann wird es mit einem Tintenstrahldrucker (Ink Jet) direkt auf die Textilbahn aufgebracht. Dieses Verfahren ist einfacher als die konventionelle Methode, bei der noch eine Schablone angefertigt werden muss, um das Muster auf den Stoff zu drucken. Dagegen ist das Ink-Jet-Verfahren schneller, flexibler und – gerade bei kleinen Kollektionen – preiswerter.

Fachleute sagen eine Revolution des Textildrucks voraus. Ob sich die digitale Technik wirklich durchsetzen wird, entscheidet nicht zuletzt die Tinte für T-Shirts und Co. Im Ink Jet lassen sich nämlich keine herkömmlichen Druckfarben verwenden. Stattdessen braucht man eine umfangreiche Palette verschiedener Spezialtinten, um jedes denkbare Muster auf Baumwolle und Synthetikfasern drucken zu können. Dieses Problem haben Forscher der BASF jetzt geknackt: „Wir haben drei Sortimente mit jeweils mindestens sechs Grundfarben für alle gängigen Stoffarten im Programm“, erklärt Dr. Jürgen Weiser, Marketingleiter für Ink-Jet-Tinten bei der BASF. Und freut sich über den Trend zum digitalen Textildruck: „Noch ist der Markt klein, aber er wächst um fast 50 Prozent pro Jahr.“


Bekleidung der Zukunft – Die Story

Heute schon bei der virtuellen Anprobe gewesen? Ein Muster für den Minirock ausgewählt und darauf die Bluse farblich abgestimmt? Was bislang Designern vorbehalten war, könnten bald auch die Käufer selbst in die Hand nehmen. Ein Szenario der Zukunft: Bald können wir am heimischen PC Designs und Schnitte für Kleid und T-Shirt selbst entwerfen oder aus einer Bibliothek digitaler Muster auswählen. Am Bildschirm folgt die virtuelle Anprobe. Damit die Maße stimmen, nimmt zuvor ein Bodyscanner die Körpermaße des Kunden elektronisch auf. „Wir erhalten so einen digitalen Zwilling des Kunden im Computer“, erklärt Martin Rupp von den Hohensteiner Instituten, einer privaten Forschungseinrichtung der Textilbranche. Und dieser Kunde – so weiß Rupp aus Studien – möchte nicht lange in der Boutique herumprobieren, bis er die Kleidung nach seinem Geschmack findet. Umso attraktiver ist es also, per Knopfdruck Design und Schnittl an einen Bekleidungsproduzenten übers Internet zu senden. Ein Tintenstrahldrucker bringt dort das Design auf Baumwolle oder Mikrofaser. Im nächsten Schritt schneiden Lasercutter den Stoff zu. Fertig genäht geht das „druckfrische“ Kleid per Express an die Kundin. Soweit die Zukunftsmusik. Realität ist, dass zumindest mit Stoff von der Stange auf diese Weise schon heute innerhalb eines Tages ein Kleidungsstück produziert werden kann. Und auch der digitale Textildruck ist auf dem Vormarsch. Bald könnten Tintenstrahldrucker im Schneideratelier ein so gewohnter Anblick sein wie der Farbdrucker im Büro oder zu Hause.

Ganz so einfach wie im Büro ist es zwar nicht, denn beim Textildruck sind die Farbwelten, so nennen es die Experten, viel komplizierter. Während der Papierdrucker mit vier Patronen auskommt – schwarz, blau, magenta und gelb -,braucht man für Textilien mindestens sechs, besser noch acht Grundfarben. Und es wird nicht nur ein Material bedruckt, wie beim Papier, sondern Gewebe aus Baumwolle und synthetischen Fasern. Das verlangt nach Tinten mit unterschiedlicher Chemie. Durch die Sortimente der BASF kommt man jetzt der Zukunftsvision von der individuellen Mode einen großen Schritt näher.


Auf die richtige Tinte kommt es an – Der Hintergrund

Für jedes Gewebe hat BASF die passende Tintenfamilie entwickelt, die mit ihren sechs bis zehn Grundfarben den gesamten Farbraum der Textilbranche erschließt. Mit den Pigment-, Dispersions- und Reaktivtinten der BASF können rund 96 Prozent des Textildruckmarktes abgedeckt werden, erklärt Weiser. Dispersionsfarben wie Bafixan® sind gut für Polyester geeignet und damit interessant für den wachsenden Markt an Mikrofaser- und Sportbekleidung. Tinten auf Pigmentbasis (Helizarin®) können auf Baumwolle, Viskose und Mischgewebe gedruckt werden. Ihr Vorteil: Anders als mit Reaktivtinten entsteht beim Drucken kein Abwasser. Im Sortiment der BASF haben aber auch die Reaktivfarbstoffe ihren festen Platz: Sie „glänzen“ durch besonders brillante fotorealistische Drucke. Und sie haben eine Eigenschaft, welche die Textilbranche besonders schätzt: Fasst man das Gewebe an, ist der Farbdruck nicht zu spüren.

In allen Tintenprodukten steckt viel Entwicklungsarbeit, denn der Ink-Jet-Textildruck ist ein Hochleistungsverfahren, das der Tinte alles abverlangt. Berührungslos wird Baumwollbahn oder Polyestermischgewebe durch den Drucker gezogen. Je nach Düsentechnik sprüht der Druckkopf 10 000 bis 150 000 Tröpfchen pro Sekunde auf den Stoff. „Wir haben die Tinten für diesen Druckprozess optimiert“, erklärt Weiser. Die Tinte darf beispielsweise in den Düsen – mit Durchmessern von einem hundertstel bis zu einem zehntel Millimeter – nicht eintrocknen und sie verstopfen. Sollte eine Düse ausfallen, gäbe es auf dem Gewebe Schlieren oder weiße Stellen. „Mit Wasserrückhalte- und Fließmitteln in den Tinten verhindern wir dies.“ Auch Viskosität und Oberflächenspannung müssen genau eingestellt werden, denn sie sind entscheidend für die richtige Tröpfchenbildung.


Farbe mit attraktiver Duftnote – Die Perspektiven

Mit dem Trend zum bunt Bedruckten steigt auch die Nachfrage nach den neuen Möglichkeiten des Digitaldrucks. In zehn Jahren werden rund 10 Prozent der gesamten bedruckten Textilproduktion per Ink Jet verarbeitet, schätzen die Textilexperten der BASF. Manche Fachleute gehen auch davon aus, dass der Digitaldruck bald ganz den aufwendigen klassischen Siebdruck ablösen könnte. In der Großproduktion von Stoffen des gleichen Musters hat der Siebdruck noch klare Kostenvorteile. Doch Thomas Pötz vom Textilausrüster 3P Inkjet Textiles in Stephanskirchen rechnet damit, „dass bald in jedem Schneideratelier ein Ink Jet stehen wird, der individuell und schnell das benötigte Textil bedruckt.“ Vielleicht gibt es dann auch Effekttinten, die je nach Betrachtungswinkel farblich verschieden schimmern. Oder – die Tinten-Entwickler der BASF haben hier die Nase vorn – der Farbe wird über eine Mikroverkapselung auch noch eine attraktive Duftnote beigegeben. Mode zum Riechen ist dann bald nicht mehr allein eine Frage des gewählten Parfums.

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