Warum stottert der Wirtschaftsmotor Informationstechnologie?

Professor Alfred Taudes (WU Wien) hält Wiener Vorlesung zum Thema „Informationstechnologie und Ökonomie vom Produktivitätsparadoxon zum Internet-Hype und zurück“

Die von den WU-Forschern Univ.Prof. Alfred Taudes, Dr.Dr. Markus Feurstein und Dr. Andreas Mild entwickelte Optionsbetrachtung von IT-Investitionen wurde in der renommierten amerikanischen Fachzeitschrift MIS Quarterly publiziert und mit dem von der Stadt Wien gestifteten – und mit 30.000 Euro dotierten – WU Best Paper Award 2001 ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet am 23.4.2002 um 16 Uhr im Wappensaal des Wiener Rathauses statt. Aus diesem Anlass hält der Univ.Prof. Alfred Taudes eine Wiener Vorlesung zum Thema „Informationstechnologie und Ökonomie -vom Produktivitätsparadoxon zum Internet-Hype und zurück“. Die wesentlichen Aussagen dieses Vortrags seien hier kurz zusammengefasst.

„Überoptimismus, Web-Infrastrukturinvestitionen und asymmetrische Information zwischen Anlegern und .com Start Ups sind die Gründe für den Internet-Hype und Crash“, meint WU-Professor Alfred Taudes. „IT-Investitionen werden aufgrund von erwarteten Produktivitätssteigerungen vorgenommen, und tatsächlich: die New Economy ist eine IT-Story. In der zweiten Hälfte der 90er Jahre hat sich in den USA das Wirtschaftswachstum auf fast 5% beschleunigt, die Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologie haben dazu 1% beigetragen. Die dahinter liegende Beschleunigung des Arbeitsproduktivitätswachstums ist zu zwei Drittel auf den zunehmenden Einsatz von Informationstechnologie und Effizienzsteigerungen in den IT-Industrien zurückzuführen, das restliche Drittel beruht auf Produktivitätssteigerungen in IT-intensiven Industrien wie der Telekommunikationsbranche oder den Finanzdienstleistern“, erläutert der Wissenschaftler.

Auch im IT-Einsatz führende europäische Länder wie Großbritannien, Schweden oder die Niederlande können ähnliche Erfolge vermelden. Der Zusammenhang IT-Investitionen – Produktivitätswachstum – Wirschaftswachstum war allerdings vor der New Economy nicht messbar: zur Auflösung dieses „Produktivitätsparadoxons“ waren Organisationsanpassungen und das Erreichen einer kritischen Masse an Rechnerverfügbarkeit und -vernetzung notwendig, so dass sich die seit den 70er Jahren getätigten IT-Investitionen erst mit einer erheblichen Zeitverzögerung bezahlt machten.

Nach einer Phase zweistelligen Wachstums pro Jahr waren in den USA im Jahr 2000 50% aller Anlageninvestitionen IT-Investitionen, 8% der US-Wirtschaft entfiel auf IT-Industrien. 2001 brach das IT-Investitionswachstum ein, in diesem Jahr war erstmals seit 1991 ein Rückgang um 3,6% zu verzeichnen. Zeitlicher Verlauf und Analyse der beschafften Systeme deuten darauf hin, dass für dieses Muster Investitionen in den elektronischen Geschäftsverkehr und die unternehmensübergreifende Koordination (E-Commerce und E-Business) verantwortlich waren. Sicherlich waren dafür teilweise überoptimistische Prognosen verantwortlich, bei denen die für den erfolgreichen Einsatz der neuen Systeme notwendigen Organisations- und Verhaltensänderungen nicht beachtet wurden.

„Wir haben herausgefunden, dass für eine Überinvestition auch spricht, dass die für die Zeit des Internet-Hype typischen Investitionen in Gründungen von Internetfirmen und Web-Infrastruktur wie Web-Server Hardware oder Anwendungsserver Optionscharakter haben:
analog zu derivativen Instrumenten am Finanzmarkt ist das Risiko nach unten begrenzt, die Möglichkeit muss allerdings innerhalb eines bestimmten Zeitraums ausgenutzt werden“, so Taudes.

Bei zunehmendem Risiko steigt daher der Wert von Optionen, während „traditionelle“ Investitionen nicht mehr rentabel werden bzw. verschoben werden. Web-Infrastruktur ist die notwendige „Eintrittskarte“ ins Internet und muss rechtzeitig vor den entsprechenden Anwendungen aufgebaut werden, wobei sich erst im Lauf der Zeit ergibt, welche darauf basierende Anwendungen tatsächlich in Betrieb gehen. Im Fall eines mit Venturekapital finanzierten Internetunternehmens werden kaum eigene Sicherheiten eingebracht und empirische Untersuchungen zeigen, dass etwa die Zielmärkte von B2B Marktplätzen eher nach Kapitalbedarf und IPO-Möglichkeiten als nach langfristigen Gewinnchancen ausgesucht wurden.

Media Contact

DI Markus W. Lauboeck idw

Weitere Informationen:

http://www.wu-wien.ac.at/

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