Informatiker: Peer-to-Peer für Handys realisierbar

Software „MopiPhant“ findet großen Anklang bei Anwendern

Im Internet werden Musik, Filme und andere Dateien über so genannte „Peer-to-Peer-Netze“ zwischen vielen Nutzern hin- und herbewegt. Dass solche Tauschbörsen auch in öffentlichen Mobilfunknetzen funktionieren, haben nun Informatiker von der Uni Würzburg in Kooperation mit der Siemens AG und der Uni Passau gezeigt.

Im Internet erlaubt „Peer-to-Peer“ (P2P) den direkten Austausch von Daten zwischen mehreren PCs. Statt Informationen auf einem kosten- und wartungsintensiven zentralen Webserver abzulegen, werden sie gleich auf alle Rechner verteilt, die in das P2P-Netz eingebunden sind. So ist jeder Teilnehmer Server und Kunde zugleich. Dieses System hat zum einen die rechtlich umstrittenen Datei-Tauschbörsen hervorgebracht. Zum anderen wird es aber auch von Firmen genutzt, etwa um die Kooperation in Arbeitsgruppen zu unterstützen.

„Die Betreiber von Mobilfunknetzen suchen derzeit nach Möglichkeiten, wie sie die Nutzung ihrer Systeme erhöhen können“, erklärt Diplom-Informatiker Tobias Hoßfeld von der Uni Würzburg. „Vor allem UMTS-Netzbetreiber mit ihren teuren Lizenzen wünschen sich Anwendungen, die das Potenzial der Technologie ausnutzen und attraktiv für die Benutzer sind.“ Für diesen Anspruch scheinen mobile P2P-Datei-Tauschdienste geeignete Kandidaten zu sein. Sie ermöglichen den Austausch von selbstkomponierten Klingeltönen, Digitalfotos oder kurzen Videos, die sich mit neuen Handys aufnehmen lassen.

Ist es technisch überhaupt machbar, Peer-to-Peer-Systeme über GPRS- oder UMTS-Handynetze abzuwickeln? Diese Frage stand zunächst im Mittelpunkt des Projekts „Mobile Peer-to-Peer“ (MoPi), das am Lehrstuhl für Informatik III der Uni Würzburg unter der Leitung von Professor Phuoc Tran-Gia bearbeitet wird. Partner hierbei sind Frank-Uwe Andersen von der Siemens AG und Professor Hermann de Meer von der Uni Passau.

Die Würzburger Informatiker Kurt Tutschku und Tobias Hoßfeld führten zuerst Messungen in echten Netzen und theoretische Leistungsuntersuchungen durch. Parallel dazu passte das Projektteam die Architektur der Internet-P2P-Systeme an mobile Netze an. Was dabei herausgekommen ist, lässt sich nach Einschätzung der Wissenschaftler „mit einigen Anpassungen“ zu einem für Nutzer und Netzbetreiber höchst interessanten Ansatz entwickeln.

Und das ist nicht nur graue Theorie: Daniel Schlosser hat sich die beliebte Peer-to-Peer-Software „eDonkey“ vorgenommen. Sie erledigt in P2P-Netzen die Suche nach Dateien und sorgt für den Austausch. Dem Würzburger Informatiker ist es gelungen, diese Software auf einem „Personal Digital Assistant“ (PDA) zum Laufen zu bringen, also auf einem Klein-Computer im Westentaschenformat. Derartige Mini-Assistenten gibt es auch als Kombigeräte mit Handy-Funktion, und mit diesen „Smartphones“ ist der P2P-Austausch von Dateien nun möglich. Schlosser hat seine Version der Software übrigens auf den schönen Namen „MopiPhant“ getauft.

Dass ihre Arbeit nicht nur wissenschaftlich interessant ist, sondern auch großen Anklang bei den Anwendern findet, wissen die Informatiker bereits: Unlängst hat die Internetseite golem.de über MopiPhant berichtet, und das hatte Folgen: In nur einer Woche luden rund 1.000 Nutzer die neue Software vom Server des Informatik-Instituts herunter. Die Nachricht wurde innerhalb kürzester Zeit von mehr als zehn internationalen Internet-Nachrichtendiensten weiterverbreitet, so dass das Forschungsprojekt MoPi mittlerweile auch in USA, Singapur, Österreich, Italien, Frankreich, Spanien und Polen bekannt ist.

Weitere Informationen finden sich im WWW. Dort gibt es auch die Technischen Berichte über die Ergebnisse des Projekts „Mobile Peer-to-Peer“ als pdf-Datei (die entsprechenden Links stehen am Ende dieser Mitteilung).

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