Fraunhofer IPSI entwickelt Verfahren zum benutzerspezifischen Indizieren und Retrieval von Multimedia-Daten

Primavera bietet ein grafisches und adaptives Darstellungsschema, das die Verwendung von Symbolen für genau definierte Benutzergruppen, beispielsweise Redakteure, Archivare oder Cutter, erlaubt.

Primavera – Der zweite Frühling für die Informationstechnologie bei Funk und Fernsehen

Bild- und Tondokumente werden in der Rundfunk- und Fernsehindustrie immer häufiger digital gespeichert – Multimedia-Dateien aber waren bisher nur sehr zeitraubend wiederzufinden und zu durchsuchen. Dabei ist es extrem wichtig, im Produktionsalltag möglichst schnell und effizient verschiedenartigste Daten jederzeit abrufbar zu machen. Das schaffen jetzt die Mitarbeiter des ORF (Österreichischer Rundfunk, Wien), bei dem eine Testinstallation des „Primavera“-Projektes seit Ende Oktober 2002 läuft. Beteiligt an der Entwicklung eines Systems zur benutzerspezifischen Indizierung und zum Retrieval von Multimediadaten war das Fraunhofer Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme (IPSI) in Darmstadt.

Die Wissenschaftler unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Hemmje arbeiteten auf der Grundlage des media-Archive-Systems, einem vollständigen, verteilten Content-Management-System, entwickelt von der Tecmath AG Kaiserslautern, der auch die Gesamtleitung des Primavera-Projektes oblag.

Das media-Archive erlaubt beispielsweise Digitalisierung, Annotation, (textbasierte) Suche und Browsen und Schneiden von Videoclips. Den Experten des IPSI ist es gelungen, eine neuartige Infrastruktur zur Erstellung von Fernsehbeiträgen auf der Grundlage bereits existierender Archivinhalte (Prinzip der Wiederverwendungssynergie) zu entwickeln.
Das System zeichnet sich durch eine flexible, einfach zu aktualisierende System-Architektur aus und erleichtert dadurch die Integration neuer Module mit erweiterten Multimedia-Funktionalitäten in die schon bestehenden Content- und Asset-Management-Systeme.

Weiterhin gelang es der Projektgruppe, für „Primavera“ ein grafisches und adaptives Darstellungsschema (3D User Interfaces) zu kreieren, das die Verwendung von Symbolen für genau definierte Benutzergruppen, beispielsweise Redakteure, Archivare oder Cutter, erlaubt.

Ein weiterer Fortschritt bei der Arbeit mit Multimedia-Daten ist die Entwicklung der sogenannten Image-Similarity-Tools, die im Gesamtsystem für die Suche und Filterung sowie Annotation von schon bestehendem Filmmaterial eingesetzt werden.

Tausende von Videostunden effizient automatisch darstellen

Ein Hauptergebnis des EU-geförderten Projektes ist die Gestaltung eines effizienten und modularen Systems für die Suche in verteilten Archiven und das kollaborative Sichten und Weiterverarbeiten von Suchergebnissen. Damit ist es möglich, mehrere tausend Videostunden effizient automatisch darzustellen und einen effektiven Suchmechanismus zu verwenden.
Die inhaltsbasierte Abfrage, Suche und Erschließung von multimedialen Daten durch sogenannte Relevanz-Feedback-Techniken erlaubt eine Neustrukturierung der Informationslandschaften und somit die Darstellung der durch die Benutzerabfrage neu erschienenen Ähnlichkeitsbeziehungen.

Für „Primavera“ wurde, aufbauend auf media-Archive, ein kollaboratives Content- und Asset- Management-System entwickelt, das es den einzelnen Benutzern ermöglicht, basierend auf den jeweiligen Interessens- und Aufgabenprofilen, einen Satz von Abfragen und Ergebnissen jeweils projektorientiert zu erarbeiten, zu speichern, zu manipulieren und zu verwalten.
Darüber hinaus entwickelten die Experten des „Primavera“-Projektes neue nützliche Möglichkeiten des Datenabrufs. Das Spektrum reicht von der Erschließung der Benutzungs-/Wiederbenutzungsmöglichkeiten des archivierten Materials in neuen Produktionen, über die Erzeugung nützlicher Multimedia-Abstraktionen, bis hin zu einer grafischen Schnittstelle als Basis für die Generierung einer virtuellen interaktiven Videorecherche und Produktionsumgebung.

Eine natürliche Interaktion zwischen Benutzern und dem Multimedia-Such-und Produktionssystem wird durch die Benutzung visueller und realer Metaphern erreicht.
Partner des zweijährigen EU-Projektes sind ausser IPSI und Tecmath das ITC-Instituto Trentino Di Cultura (Trient, Italien) und der ORF-Österreichischer Rundfunk (Wien), bei dem eine erfolgreiche Testinstallation durchgeführt wurde.

Firmenkontakt:

Prof. Dr. Matthias Hemmje
Bereichsleiter des Arbeitsgebietes Delite – Virtuelle Informations- und Wissensumgebungen
Fraunhofer IPSI, Dolivostr.15, D-64293 Darmstadt
Telefon 06151 – 869-844, Fax 06151 – 869-6844
E-mail: hemmje@ipsi.fhg.de

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