Nachhaltige Familienpolitik für eine aktive Bevölkerungsentwicklung

Programmatisches Leitbild für die „Allianz für die Familie“ veröffentlicht

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und die Bertelsmann Stiftung haben heute ihr Leitbildpapier zur ’’Allianz für die Familie’’ veröffentlicht. Das Papier mit dem Titel ’’Gemeinsame Interessen. Gemeinsame Chancen. Gemeinsame Verantwortung. Damit Familie Gewinn bringt – für alle’’ stellt die programmatische Arbeitsgrundlage für die ’’Allianz für die Familie’’ dar, die Bundesministerin Renate Schmidt und die stellvertretende Präsidiumsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung Liz Mohn im letzten Sommer gegründet haben, um eine familienfreundlichere Unternehmenskultur zu schaffen und eine bessere Balance von Familie und Arbeitswelt zu ermöglichen. In dem vorliegenden Leitbild wurden die ökonomischen und gesellschaftlichen Vorteile familienfreundlicher Maßnahmen herausgearbeitet.

Die ’’Allianz für die Familie’’ hat sich eine nachhaltige Familienpolitik zum Ziel gesetzt, die auf dem Konsens basiert, dass
– unsere Gesellschaft eine höhere Geburtenrate braucht
– unsere Wirtschaft auf qualifizierte Arbeitskräfte sowie die höhere Erwerbstätigkeit von Frauen angewiesen ist
– unsere Kinder eine frühe Förderung benötigen

Unter dem Dach der ’’Allianz für die Familie’’ werden dafür seit 2003 mittelfristig angelegte Initiativen für eine bessere Balance von Familie und Arbeitswelt gebündelt. Starke Partner aus Wirtschaft, Verbänden und Politik setzen sich öffentlich und beispielhaft für eine Unternehmenskultur und Arbeitswelt ein, die allen Beteiligten Gewinn bringt. Die Ziele der Allianz werden von einer sogenannten ’’Impulsgruppe’’ aus prominenten Vertretern aus Wirtschaft und Gesellschaft unterstützt, die mit dem heute veröffentlichten Leitbild erstmals konkrete Ansatzpunkte für mehr Familienfreundlichkeit formuliert haben. Mit dabei sind u.a.: die Vorstandsvorsitzende der Citibank, Christine Licci, der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Ludwig Georg Braun, der Personalchef der Volkswagen AG (VW), Peter Hartz, der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Dieter Hundt, der Vorsitzende der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Hubertus Schmoldt sowie der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer. In ihrem Wirkungskreis und in der breiten Öffentlichkeit setzen sie sich als Mitglieder der ’’Impulsgruppe’’ für die Balance von Familie und Arbeitswelt ein.

Familie bringt Gewinn! – Die wichtigsten Aussagen des Leitbildpapiers

Präambel:

’’Für die große Mehrheit der Menschen ist die Familie der wichtigste Bereich in ihrem Leben. Sie finden vor allem dort Rückhalt, Zufriedenheit und Unterstützung. Die Familie stabilisiert unsere Gesellschaft, gerade in Zeiten großer Veränderungen. Familien bilden die soziale Mitte unserer Gesellschaft. Ihr Zusammenhalt ist wichtig für die soziale Verfassung.
… Für die meisten jungen Frauen und Männer gehören Familie, verlässliche Partnerschaft und eigene Kinder zu einem gelingenden Leben dazu. Trotzdem ist jede nachfolgende Generation um ein Drittel kleiner als die vorhergehende. Fast nirgendwo Welt werden weniger Kinder geboren. Die demographische Entwicklung in Deutschland ist nachhaltig gestört.
… Wir brauchen eine Allianz für die Familie, damit auch in Deutschland möglich wird, was andere Länder vormachen: Mehr Kinder, weniger Familienarmut, eine höhere Erwerbstätigkeit von Frauen und Müttern, mehr Zeit der Männer für die Familie und eine niedrigere Arbeitslosigkeit sind Ziele, die in einem positiven Zusammenhang eingelöst werden können.’’

1. Herausforderungen, die wir bewältigen

’’Die Sicherung der Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft, die Bewahrung unseres gesellschaftlichen Gleichgewichts und die Erfüllung der Lebenswünsche auf Kinder und Familien sind in einer Wirtschaft und einer Gesellschaft angesiedelt. Diese Ziele und Werte können nur gemeinsam und im Miteinander erreicht werden.’’

2. Leitbilder, an denen wir uns orientieren.

Erfüllbarer Wunsch nach Kindern und Familie

’’Viele Menschen, vor allem Frauen, sind noch immer vor die Wahl gestellt, entweder berufstätig zu sein oder eine Familie zu gründen. Ausdruck und Folge dieses Dilemmas ist die Tatsache, dass heute ein Drittel eines Jahrgangs und sogar vierzig Prozent der Akademikerinnen kinderlos bleiben, häufig gegen ihren Wunsch. Es darf nicht sein, dass eine wohlhabende Gesellschaft nicht in der Lage ist, die Lebenswünsche der Menschen realisieren zu helfen.’’

Gleicher Zugang von Männern und Frauen zu Arbeit und Familie

’’In Zukunft werden insgesamt mehr Frauen mehr Zeit als bisher im Erwerbsleben verbringen. Die Wirtschaft kann und will auf die Intelligenz und auf die Talente der Frauen nicht verzichten, und die Frauen wollen ihre Rolle und ihre Wünsche nicht länger auf Haushalt und Familie und Kinder beschränken.’’

Bildung und Erziehung: Auf den Anfang kommt es an

’’Kinder brauchen Orte, wo sie ihre Neugier und ihre Talente entfalten können, wo sie gefördert und gefordert werden. So wachsen tüchtige und starke Persönlichkeiten heran. Der Lebens- und Bildungsweg eines Kindes wird vor allem innerhalb der ersten sechs Lebensjahre geprägt. Auch im Sinne der Gerechtigkeit und Chancengleichheit brauchen Kinder schon im Kindergartenalter optimale Bildungschancen – unabhängig von ihrer sozialen Herkunft. Diese können sie in der Familie und in Kindergärten erhalten. Letztere sind keine Verwahranstalten, sondern die erste Bildungseinrichtung im Leben eines Kindes. Deshalb ist es wichtig, dass auch in Deutschland gemeinsame Bildungsziele verabredet werden.’’

Erfolgreiche Wirtschaft ? Familienfreundlichkeit und gute Mitarbeiter

’’Familien brauchen Flexibilität und Sicherheit. Berufstätigen Eltern muss es ebenso möglich sein, plötzlich eintretende Notlagen zu bewältigen wie den Tagesablauf zuverlässig zu planen. Nur dann können Familien in den Genuss dessen kommen, was sie neben Geld am meisten brauchen: Zeit. Genügend Zeit, um soziale Beziehungen zu pflegen – Zeit für Kinder, Zeit für die Familie – ist eine der wichtigsten Ressourcen für persönliche Lebensqualität wie für den sozialen Zusammenhalt. Es ist möglich, mit einer neuen Unternehmenskultur auch eine neue Familienkultur zu befördern.’’

3. Wege, die wir einschlagen.

’’Um diese Ziele zu erreichen, werden wir in starken Allianzen kooperieren. Im Interesse der Kinder, der Familien, der Wirtschaft und der gesamten Gesellschaft. Wir brauchen eine neue Art des Zusammenwirkens zwischen Staat (Bund, Länder und Gemeinden), Unternehmen und Arbeitnehmervertretungen; zwischen Kirchen, sozialen Organisationen und bürgerschaftlichem Engagement; zwischen Eltern, Schulen und Kindergärten. Die Allianz für die Familie ist Ausdruck eines neuen Anfangs – in konzeptioneller und in organisatorischer Hinsicht.’’

Aufgaben des Staates

’’Jeder Euro, der in die frühkindliche Bildung und Erziehung investiert wird, spart spätere Sozialausgaben. Jeder Euro, der in die Infrastruktur für Kinder und Familien investiert wird, trägt zu einer aktiven Bevölkerungsentwicklung bei. Jeder Euro, der hilft, starke, neugierige und talentierte Kinder ins Leben zu schicken, wird eines Tages auch helfen, den Wohlstand und die soziale Sicherheit in Deutschland zu stabilisieren.’’

Beiträge von Unternehmen

’’Eine Unternehmenskultur, die erwerbsarbeitsfreie (Familien-)Phasen nicht als Nachteil in der Erwerbsbiographie versteht, sondern als eine Form der Charakterbildung und Qualifizierung in Verhandlungsgeschick, Arbeitsorganisation, Führungsstil und Einfühlungsvermögen, kann später auch von den in der Familie erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen profitieren. Weitere Möglichkeiten einer zeitgemäßen Personalentwicklung sind Weiterbildung auch für Teilzeitkräfte und Mitarbeiter/innen in Elternzeit, Kontakte zum Unternehmen für Mitarbeiter/innen in Elternzeit und Maßnahmen zur Wiedereingliederung nach der Elternzeit.’’

Neue Handlungsfelder für Betriebs- und Personalräte

’’Die Humanisierung der Arbeitswelt, das Bemühen um bessere Arbeitsbedingungen, das Thema ’Arbeit und Leben’ sind klassische Anliegen von Gewerkschaften und Betriebsräten. Sie können Modellprojekte anregen, die zu einem kulturellen Wandel im Unternehmen beitragen, so wenn etwa Teilzeitperspektiven auch für Führungskräfte geschaffen oder Vereinbarungen mit der Unternehmensleitung getroffen werden, sie können anregen, an Prädikats- und Auditierungsverfahren teilzunehmen.’’

4. Eine nachhaltige Familienpolitik

’’Die Allianz für die Familie, zu der wir aufrufen und einladen, will Zeichen setzen für eine nachhaltige Familien-, Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik. Wir setzen uns ehrgeizige, aber erreichbare Ziele. Warum sollte nicht auch in Deutschland möglich sein, was Frankreich, die USA und andere Länder erreichen: eine bevölkerungsstabilisierende Geburtenrate? Warum sollte es nicht auch bei uns möglich sein, durch mehr Beschäftigung – auch und gerade von Frauen und Müttern – mehr wirtschaftliches Wachstum zu erzielen?’’

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