9,3 Millionen Euro für Kieler Meeres- und Klimaforschung

Kiel als einer der führenden deutschen Standorte für Meeres- und Klimaforschung wird jetzt noch weiter ausgebaut: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat der Christian-Albrechts-Universität (CAU) gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) den neuen Sonderforschungsbereich (SFB) 754: „Klima – Biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean“ bewilligt. Damit verbunden sind 9,3 Millionen Euro für die erste vierjährige Förderphase. Offizieller Start ist am 1. Januar 2008.

Über 70 Wissenschaftler des IFM-GEOMAR und der CAU werden in 14 Teilprojekten die Wechselwirkungen zwischen Klima, Ozeanzirkulation und Biogeochemie des tropischen Ozeans untersuchen. „Der Schwerpunkt unseres Projekts ist der Sauerstoff“, erklärt der Sprecher des neuen SFB, Professor Douglas Wallace vom IFM-GEOMAR. „Sauerstoff fungiert im Ozean als Schalter, der den Nährstoffhaushalt kontrolliert. Dieser ist wiederum die Basis der marinen Nahrungskette und des Kohlenstoffhaushalts. Der Klimawandel kann diesen Schalter über Änderungen von physikalischen, chemischen und biologischen Prozessen verstellen.“

Die Sauerstoffkonzentration in der Atmosphäre ist überall gleich. Im Ozean jedoch verteilt sich der Sauerstoff sehr unterschiedlich, das Zusammenwirken der Einflussfaktoren ist noch nicht vollständig erforscht. Aus der geologischen Vergangenheit sind Zeitabschnitte mit dramatisch reduziertem Sauerstoffgehalt im Ozean bekannt, die extreme Auswirkungen auf die damaligen marinen Ökosysteme hatten. Heute findet man ozeanische Regionen mit geringen Sauerstoffkonzentrationen, so genannte Sauerstoffminimumzonen, nur in den tropischen Ozeanen. Die durch den Klimawandel bedingten Änderungen in den physikalischen und biologischen Prozessen könnten die Größe und Intensität dieser Gebiete drastisch beeinflussen. „Der zukünftige Ozean könnte sich stark biogeochemisch verändern mit positiven und negativen Rückkoppelungseffekten auf das Klima, deren Intensität und Konsequenzen bisher nicht vorhersagbar sind“, so Wallace. Der neue SFB soll zum besseren Verständnis dieser Mechanismen beitragen und helfen, eine quantitative Basis zu definieren. Kernfragen sind: Wie reagieren tropische Sauerstoffminimumzonen auf Klimaänderungen und Änderungen in der Ozeanzirkulation? Wie verhalten sich Senken und Quellen von Nährstoffen bei Veränderungen im Sauerstoffgehalt? In welchem Ausmaß und in welcher Zeit veränderte und verändert sich der ozeanische Sauerstoff- und Nährstoffhaushalt?

Diese Fragen klären Ozeanographen, Marine Ökologen, Molekularbiologen, Biogeochemiker, Paläoozeanographen und Geologen sowie Klimaforscher. „Die Expertise in diesem Bereich ballt sich in Kiel“, betont der Rektor der Kieler Universität, Professor Thomas Bauer. „Zuletzt mit dem Exzellenzcluster 'Ozean der Zukunft' und jetzt mit dem neuen SFB wird unser Forschernetzwerk immer dichter.“

Weitere internationale Kooperationen, insbesondere auch mit Forschern auf den Kapverden und in Peru, den Hauptarbeitsgebieten dieses SFB, sollen die Projekte ergänzen. „Die Kieler Meeresforschung ist erstklassig aufgestellt, global ausgerichtet und bestens vernetzt, was uns international zu einem führenden und gefragten Partner macht“, ergänzt Professor Peter Herzig, Direktor des IFM-GEOMAR.

„Mit der Einwerbung dieses – mittlerweile siebten aktuellen – Sonderforschungsbereichs für Kiel wird die Exzellenz des Wissenschaftsstandorts Schleswig-Holstein ein weiteres Mal bestätigt. Gleichzeitig ist es ein großer Beitrag zum Ausbau der Expertise und zur Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern“, so Wissenschaftsminister Dietrich Austermann. Die Hälfte der Forschungsmittel ist für zusätzliches Personal vorgesehen, das die Kieler Forscher bei der Verwirklichung unterstützen wird.

Ein Sonderforschungsbereich ist ein langfristiger, bis zu 12 Jahre laufender Forschungszusammenschluss einer Hochschule, in der Wissenschaftler im Rahmen fachübergreifender Forschungsprogramme zusammenarbeiten. Zwei Sonderforschungsbereiche zum Thema Ozean wurden bzw. werden bereits von der Uni Kiel und dem IFM-GEOMAR gemeinsam verfolgt: von 1996 bis 2006 der SFB 460 zu Schwankungen der Wassermassenbildungs- und Transportprozesse im subpolaren Nordatlantik und seit 2003 der SFB 574 zu gekoppelten Prozessen an den Subduktionszonen vor der mittelamerikanischen Küste. Zusätzlich hatte die DFG im Oktober 2006 den Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ für Kiel bewilligt, in dem ebenfalls im großen Stil interdisziplinär am Thema Ozean gearbeitet wird.

Kontakt:
Leibniz-Institut für Meereswissenschaften IFM-GEOMAR
Prof. Dr. Douglas W. R. Wallace
Tel.: 0431/600-4200, Fax: 0431/600-4202
E-Mail: dwallace@ifm-geomar.de
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Presse und Kommunikation, Leiterin: Susanne Schuck, Text: Sandra Ogriseck
Postanschrift: D-24098 Kiel, Telefon: (0431) 880-2104, Telefax: (0431) 880-1355
E-Mail: presse@uv.uni-kiel.de, Internet: www.uni-kiel.de
Leibniz-Institut für Meereswissenschaften IFM-GEOMAR
Leitungsangelegenheiten und Öffentlichkeitsarbeit, Dr. Andreas Villwock Wischhofstr. 1-3, D-24148 Kiel, Telefon: (0431) 600-2802,
Telefax: (0431) 600-2805
E-Mail: avillwock@ifm-geomar.de, Internet: www.ifm-geomar.de
Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes
Schleswig-Holstein
Pressesprecher, Harald Haase
Telefon: (0431) 988-4420, Telefax: (0431) 988-4705, E-Mail: harald.haase@wimi.landsh.de

Internet: www.wirtschaftsministerium.schleswig-holstein.de

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Sandra Ogriseck Christian-Albrechts-Universität

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