In 85 Millionen Jahren "wuchs" der Harz um mehr als 4 Kilometer!

Vor rund 400-300 Millionen Jahren wurde das Variszische Gebirge in Europa aufgefaltet. Zu diesem großen Orogenzug gehören in Deutschland u.a. der Harz und das Rheinische Schiefergebirge. Während die geologischen Prozesse der Gebirgsbildung im Erdaltertum für den Harz mittlerweile relativ gut verstanden werden, sind die tieferen Ursachen für dessen jüngere Hebungsgeschichte, von der Oberkreide (85 Mio. Jahre) bis in die Gegenwart, es handelt sich hier um Hebungen von mehr als vier Kilometer, noch nicht befriedigend geklärt. Geologen der Universitäten Braunschweig und Clausthal sowie des sachsen-anhaltinischen Landesamtes für Geologie und Bergwesen laden für den 19.und 20. April zu einem Workshop zur Harzgeologie ein. Rund 30 Wissenschaftler haben zugesagt.

„Blockbild durch die paläozoische Schichtfolge des Harzes (Rhenoherzynische Zone) und den Randbereich der Saxothuringischen Zone, die am Kyffhäuser in einem kleinen Anschnitt zutage tritt“

KOLLISION ZWEIER KONTINENTALER PLATTENSPLITTER

Letztlich wird diese Hebung im Verbund mit weiteren Regionalstudien als Puzzle zusammengesetzt werden müssen. Eine weitere fundamentale Frage der Harzgeologie ist die plattentektonische Situation im Umfeld des Harzes während der variszischen Ära (Devon bis Oberkarbon, vor ca. 400-300 Millionen Jahren). Der Harz liegt direkt nördlich des Verschweißungsbereiches der Rhenoherzynischen und Saxothuringischen Platte. Als Grenzsutur wird der SE-Harz, die Zone von Wippra angesehen, wo durch das Kollisionsereignis der beiden kontinentalen Plattensplitter vor ca. 320 Millionen Jahren dort erhöhte Temperaturen und Drucke (350°C, bis zu 6 Kilobar Druck) auftraten.

FÜNF MILLIONEN JAHRE ALTE GATTUNG BEGINNT, DIE ERDGESCHICHTE ZU VERSTEHEN

Das vielleicht größte Faszinosum: Der Mensch, ein Wesen, das seit rund fünf Millionen Jahren, seinen Ausgang in Afrika nehmend, über diesen Globus „stolpert“, kann als naturwissenschaftlicher Detektiv Spuren des Werdens seines Planeten entdecken, welche die Geschichte seiner biologischen Art um bis zu mehr als das Fünfhundertfache zeitlich übersteigen. Die Naturgeschichte des Harzes setzen die Geologen aus tiefenseismischen, strukturgeologischen, sedimentologischen, petrologischen und paläogeographischen Mosaikelementen zusammen.

„Querschnitt durch den nördlichen Harzrand mit der gehobenen Blockeinheit des Harzes im SW, der Harznordrandstörung im Zentrum und dem nördlich vorgelagerten Subherzynen Becken. Der Versatz in Einfallsrichtung der Nordrandstörung beträgt mind. 4,5 km.“

WORKSHOP AM 19. – 20. APRIL AN DER TU CLAUSTHAL

Das Institut für Geowissenschaften der TU Braunschweig, das Landesamt für Geologie und Bergwesen, Sachsen-Anhalt, und das Institut für Geologie und Paläontologie der TU Clausthal laden daher die wissenschaftlichen Spurensucher der Naturgeschichte am 19. und 20. April, ab 14 Uhr, im Institut für Geologie und Paläontologie, Leibnizstraße 10, Hörsaal, Clausthal-Zellerfeld, zu einem Workshop ein, welches die Geologie des Harzes und seines Umlandes in den Mittelpunkt stellt. Besonderes Anliegen des Treffens ist es, den Stand der Forschung und die fachübergreifende Information und Kooperation zwischen den Geowissenschaftlern zu fördern und somit zur Koordinierung und Anregung neuer Forschungsarbeiten beizutragen.

Rund dreißig Wissenschaftler vieler deutscher Universitäten, welche im vergangenen Jahrzehnt, an dem Schwerpunkt der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu den Varisziden in Mitteleuropa mitgearbeitet haben, werden erwartet.

Weitere Informationen: Dr. Hans Joachim Franzke Institut für Geologie und Paläontologie TU Clausthal Leibnizstr. 10 38678 Clausthal-Zellerfeld Tel. 05323 72-2369 Fax: 05323 72-3677 E-Mail: franzke@geologie.tu-clausthal.de

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Jochen Brinkmann idw

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