Notizen aus der Arktis – Polarjahr-ForscherInnen der Universität Wien berichten laufend vom Nordpol

Wie es ihnen vor Ort mit ihren Forschungsarbeiten und im Alltag ergeht, darüber schreiben sie mehrmals wöchentlich in der Online-Zeitung der Universität Wien. Die Beiträge sind unter „Notizen aus der Arktis“ auf „www.dieuniversitaet-online.at“ nachzulesen.

Am 6. August machte sich eine sechsköpfige österreichische Expedition auf den Weg nach Grönland, um in der dänischen Forschungsstation Zackenberg Untersuchungen zur globalen Erderwärmung durchzuführen. Von der Universität Wien nehmen daran teil: Ao. Univ.-Prof. Dr. Andreas Richter vom Department für Chemische Ökologie und Ökosystemforschung, Ass.-Prof. Mag. Dr. Karl Reiter vom Department für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie und Mag. Michaela Panzenböck vom Department für Limnologie und Hydrobotanik. Darüber hinaus sind Dr. Wolfgang Schöner sowie Bernhard Hynek von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und Andreas Fritz von der Universität Innsbruck mit an Bord.

Messung des Kohlenstoffkreislaufs in der Arktis

Für Andreas Richter (geb. 1962 in Wien), stellvertretender Leiter des Departments für Chemische Ökologie und Ökosystemforschung der Universität Wien, ist die Arktis kein Neuland: Im Jahr 2000 begann er seine Forschungen zu Ökosystemen im arktischen Raum in Sibirien. Dort untersuchte er die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf den Kohlenstoffhaushalt der dortigen Ökosysteme. In den Permafrostböden der Arktis sind große Mengen an Kohlenstoff – etwa 15 bis 20 Prozent des gesamten terrestrischen Kohlenstoffs – gespeichert. „Es gibt die Befürchtung, dass dieser Kohlenstoff durch die stetige Erderwärmung in die Atmosphäre frei gesetzt wird, was wiederum zu einer noch größeren Erwärmung führen würde“, so Richter: „Wir untersuchen und messen den Kohlenstoffhaushalt der Ökosysteme, um Tendenzen der Kohlenstoffausschüttung feststellen zu können.“ Der Ökosystemforscher fährt erstmals nach Zackenberg und ist an Vergleichen zwischen Grönland und seinen bisherigen Forschungsergebnissen aus Sibirien interessiert.

Die Limnologin Michaela Panzenböck (geb. 1969), Lektorin am Department für Limnologie und Hydrobotanik, wird gemeinsam mit Andreas Richter den Kohlenstoffhaushalt rund um Zackenberg untersuchen. Es geht darum zu erfahren, wie und ob terrestrischer Kohlenstoff in Bäche, Seen und auch das Meer gelangt. Seit Mitte der 1990er Jahre forscht sie über die Mikrobielle Ökologie arktischer Seen unter dem Aspekt des globalen Klimawandels.

Erforschung des Vegetationswandels auf Grund der Erderwärmung

Der Forschungsschwerpunkt des Naturschutzbiologen Karl Reiter (geb. 1960 in Wien), stellvertretender Leiter des Departments für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie der Universität Wien, liegt in der genauen Beobachtung von Hochgebirgspflanzen. Die Vegetation im Hochgebirge und auch im arktischen Raum reagiert sehr sensibel auf den Klimawandel. Viele Pflanzen sind auf Grund der globalen Erwärmung über die letzten Jahre immer höher gewandert. Das ist ein eindeutiges Indiz für den Klimawandel, Pflanzen fungieren dabei als Frühwarnsystem.

Das am Department für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie angesiedelte Projekt „GLORIA“ hat über die letzten Jahre weltweit Forschungsstationen in Hochgebirgen – vom Ural über Nordamerika bis China – eingerichtet, um die Veränderungen der Vegetation zu dokumentieren. „In Zackenberg werde ich zusätzliche Forschungsflächen einrichten, die dann von lokalen WissenschafterInnen weiter betreut werden. Auch für mich ist es wichtig, dass die Kooperation mit Dänemark längerfristig ist, da solche Untersuchungen nur Sinn machen, wenn man sie über mehrere Jahre durchführt. Erst dann ist ein Wandel sichtbar“, so Reiter.

Internationales Polarjahr

Das österreichische ForscherInnenteam ist Teil des gigantischen Projekts „Polarjahr“, das von der Weltwetterorganisation (WMO) und dem Internationalen Wissenschaftsrat (ICSU) initiiert wurde und von März 2007 bis März 2009 läuft. Rund 50.000 WissenschafterInnen aus 60 Nationen arbeiten wegen des umfangreichen Programms sogar über zwei Jahre an mehr als 200 Projekten zu Zustand und Zukunft von Arktis und Antarktis.

Zackenberg statt Franz-Josef-Land

Das österreichische Forschungsteam musste im Vorfeld der Expeditionsplanung kurzfristig auf eine Kooperation mit der dänischen Forschungsstation Zackenberg in Grönland umdisponieren, da die russischen Behörden den ursprünglich geplanten Zutritt zu Franz-Josef-Land verweigerten. Weitere Expeditionen der WissenschafterInnen der Universität Wien sind im Frühjahr und im Sommer 2008 geplant.

Rückfragehinweis
Mag. Veronika Schallhart
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