Regen als Auslöser für Erdbeben

Ein ordentlicher Regenguss ist nach jüngsten Forschungsergebnissen in der Lage, ein Erdbeben auszulösen. Zu diesem Schluss kommt ein Forscherteam um Sebastian Hainzl von der Universität Potsdam und Toni Kraft vom GeoForschungsZentrum Potsdam in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Geophysical Research Letters.

Das Forscherteam um Hainzl hatte den Hochstaufen, einen 1.775 Meter hohen Berg in Bayern genau untersucht und festgestellt, dass es jährlich tausende kleine Erdbeben in der Region um das Bergmassiv gibt. „Interessanterweise häuften sich diese Beben während des feuchteren Sommers, insbesondere in den beiden niederschlagreichsten Monaten März und August“, so Kraft im pressetext-Gespräch. Der Hochstaufen besteht aus Kalkstein und gehört zu den nördlichen Kalkalpen. „80 Prozent der Mikrobeben in dem Gebiet, das etwa fünf mal fünf Kilometer in der Fläche misst, werden durch solche Niederschläge hervorgerufen“, erklärt der Experte. Das gelte auch für so genannte saisonale Starkregen. Ähnliche Vermutungen habe es bereits aus Frankreich oder der Schweiz gegeben, erklärt Kraft. „Bisher war das allerdings nicht nachweisbar.“ Die Forscher konnten sogar ein Modell entwickeln, das nach Niederschlägen die seismische Aktivität definierte.

Nach den geschichtlichen Aufzeichnungen habe es in den vergangenen Jahrhunderten auch immer wieder stärkere Erdbeben in den Alpen gegeben. „Die Beben rund um den Staufen haben allerdings kaum zerstörerische Gewalt. Sie sind aber trotzdem deutlich spürbar“, so der Wissenschaftler, der auch bemerkt, dass dies darauf hindeute, dass die Alpen immer noch in Bewegung sind. „Bruchlinien entsprechen im Prinzip dem Reibungsgesetz. Das Wasser wirkt diesem Druck praktisch entgegen“, erklärt Kraft.

Bisher hatten Geophysiker zwar angenommen, dass Wasser in porösem Gestein Veränderungen hervorrufen kann, einen Beweis konnten die Forscher jedoch noch nicht erbringen. Auch Druckveränderungen etwa durch Schneeschmelze sind in der Lage Erdbeben auszulösen. „Es kommt darauf an, wie die aufgeladene Spannungsenergie abgebaut wird“, meint der Experte. Dass der Druck eines künstlichen Wasserreservoirs zu einem Erdbeben führen kann, war ebenfalls bekannt. Die schlimmste Katastrophe dabei ereignete sich 1967 am westindischen Koyna Damm, der fünf Jahre zuvor errichtet worden war. Der Damm hatte ein Erdbeben der Stärke sieben ausgelöst. Mehr als 200 Menschen sind an den Folgen dieses Bebens gestorben.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.deutschland

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