Unter Europas größtem Gletscher brodelt ein Vulkan

Im November 2004 brach auf Island der Vulkan Grimsvötn aus. Er war knapp fünf Tage lang tätig, die bis zu 15 Kilometer hohe Eruptionssäule beeinträchtigte stark den Flugverkehr über dem Nordatlantik. Das Besondere an diesem Vulkanausbruch: Er fand unter einer rund 250 Meter dicken Eisschicht statt – mitten im größten Gletscher Europas, dem Vatnajökull.

Eine europäische Forschergruppe will diesen Ausbruch nun umfassend beschreiben. Ziel der Wissenschaftler ist es, die Auswirkungen der Eruptionen besser zu verstehen und künftig bessere Vorhersagen machen zu können.

Mit dabei ist Professor Bernd Zimanowski vom Physikalisch-Vulkanologischen Labor der Uni Würzburg. Sein Team hat in Zusammenarbeit mit den Vulkanologen der Universität Bari (Italien) in den vergangenen Jahren nämlich Methoden entwickelt, mit denen sich aus Vulkanaschen die Energien einer Eruption bestimmen lassen.

Die Arbeiten werden von der isländischen Regierung finanziert. Leiter des Projekts ist der Direktor des Physik-Departments der Universität Reykjavik, Professor Magnús Tumi Gudmundsson. Er hat in diesem Zusammenhang im Winter 2005/06 ein Forschungsfreisemester an der Uni Würzburg verbracht. Neben den genannten Experten sind auch Forscher von der Uni Edinburgh beteiligt.

Im August fand nun die erste gemeinsame Expedition der Arbeitsgruppe zum Vulkan Grimsvötn statt. „Nach einer 80 Kilometer langen Anfahrt über den Gletscher wurde zehn Tage lang gemessen, beprobt und gebohrt“, sagt Zimanowski. Der ursprünglich rund 800 Meter durchmessende und 200 Meter tiefe Krater sei heute vom zusammenfließenden Eis des Gletschers zur Hälfte wieder „verheilt“. Dabei wurden die ehemals horizontal abgelagerten Asche-Schichten zerblockt und schräggestellt.

„Das ermöglicht uns phantastische Einblicke in die Ablagerungen, es stehen über 30 Kilometer Aufschlusswände zur Verfügung“, schwärmt der Würzburger Wissenschaftler. In einem Umkreis von 600 Metern um den Krater seien die Ablagerungen bis zu sechs Meter dick. In 20 Kilometern Entfernung könnten die vulkanischen Ablagerungen unter einer mehr als fünf Meter mächtigen Schicht aus Firn und Eis erbohrt werden.

Bei seiner Rückkehr nach Würzburg hatte Zimanowski im Gepäck mehr als 30 Kilogramm Proben. Damit wird er nun experimentieren: Durch kontrollierte „Mini-Vulkanexplosionen“ im Labor will er herausfinden, welche Energien bei dem Ausbruch von 2004 im Spiel waren. Die Daten werden dann zusammen mit den anderen Messwerten in ein Modell einfließen, von dem sich die Wissenschaftler eine erhebliche Verbesserung ihres Wissens über solche Ausbrüche erwarten. Letzten Endes sollen die Erkenntnisse auch dem Zivilschutz zu Gute kommen.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Bernd Zimanowski, T (0931) 31-2379, E-Mail:
zimano@geologie.uni-wuerzburg.de

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