Bisher zuverlässigste Altersbestimmung in Dehnungsstrukturen der tibetanischen Kruste

Fossile Höhenmessung
Bisher zuverlässigste Altersbestimmung in Dehnungsstrukturen der tibetanischen Kruste
Das Alter des tibetanischen Hochplateaus konnte durch die bisher zuverlässigste Datierung einer Dehnungsstruktur in Tibet auf mindestens 13,5 Millionen Jahre bestimmt werden. Das berichtet eine internationale Arbeitsgruppe um Peter Blisniuk aus dem Institut für Geowissenschaften der Universität Potsdam in der neuen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Nature“ (Nr. 412, 9. August 2001).
Die Erforschung des Hochlands von Tibet ist fundamental für Rekonstruktionen des globalen Klimageschehens, da das Tibet-Plateau aufgrund seiner enormen Groesse und Höhe einen bedeutenden Einfluss auf das globale Klima hat. Die genaue Kenntnis, wann sich dieses Hochland mit seiner heutigen Höhe von über fünftausend Metern gebildet hat, ist dafür eine wichtige Voraussetzung.
Einer gängigen Hypothese zufolge kann die Bestimmung dieses Zeitpunkts durch die Datierung von Dehnungsstrukturen erfolgen, entlang derer die Hochebene auseinander bricht. Diese Strukturen werden als direkte Folge der Heraushebung des Tibet-Plateaus auf seine heutige Höhe interpretiert, also quasi als „fossile Höhenmesser“.
Basierend auf Datierungen von Dehnungsstrukturen in Süd-Tibet wurde bisher allgemein angenommen, dass die Heraushebung des Plateaus auf seine heutige Höhe vor etwa acht Millionen Jahren erfolgte. Hinweise auf eine zu diesem Zeitpunkt erfolgte globale Klimaänderung wurden entsprechend als Folge dieses Prozesses interpretiert.
Geologische Arbeiten, die Peter Blisniuk mit chinesischen Kollegen im wenig erforschten Zentralbereich des Hochplateaus durchführte, unterstützen die Annahme, dass die Dehnungsstrukturen die Folge der Plateauhebung sind. Dabei wurde in einer untersuchten Dehnungsstruktur eine Mineralisation entdeckt, deren Alter durch Johannes Glodny am GeoForschungsZentrum Potsdam und durch amerikanische Wissenschaftler auf mindestens 13,5 Millionen Jahre bestimmt wurde.
Diese Ergebnisse des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes zeigen, dass eine Beziehung zwischen der Plateauentwicklung und dem globalen Klimawechsel vor acht Millionen Jahren entweder nicht besteht oder komplexer ist als bisher angenommen.
Eine mögliche Erklärung ist, dass vor 13,5 Millionen Jahren zwar Teilbereiche des Plateaus schon ihre heutige Höhe erreicht hatten, das Plateau aber erst vor acht Millionen Jahren seine heutige Groesse erreichte. Alternativ ist auch denkbar, dass die Extensionsstrukturen das Erreichen einer geringeren Höhe als der heutigen anzeigen (die „fossilen Höhenmesser“ also umgestellt werden müssen) und das Plateau seine heutige Höhe erst vor acht Millionen Jahren erreichte.

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Andrea Benthien idw

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