Artenvielfalt und Rolle des Südlichen Ozeans für unser Klima im Fokus der Wissenschaftler

Artenvielfalt und Rolle des Südlichen Ozeans für unser Klima im Fokus der Wissenschaftler

Am 20. Mai 2008 kehrt der Forschungseisbrecher Polarstern nach Bremerhaven zurück. Sieben Monate war das Flaggschiff des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft auf seiner Reise in die Antarktis unterwegs. In vier Fahrtabschnitten haben insgesamt 180 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 18 Ländern den Atlantik und den Südlichen Ozean erforscht.

Während der Werftzeit in Bremerhaven wird Polarstern nicht nur gewartet und repariert, sondern auch gefeiert: Am 25. Mai sind anlässlich des 25. Geburtstags von Polarstern alle Interessierten herzlich eingeladen, das Schiff in der Lloyd-Werft zu besichtigen.

Die Antarktissaison 2007/08 stand ganz im Zeichen des Internationalen Polarjahrs. Forscher aus aller Welt haben an Bord von Polarstern die Artenvielfalt im Meer sowie die Rolle des Südlichen Ozeans für das globale Klima untersucht.

Bereits während der einmonatigen Überfahrt von Bremerhaven nach Kapstadt im November 2007 haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Prof. Dr. Sigrid Schiel vom Alfred-Wegener-Institut die Biodiversität des Zooplanktons, kleiner im Wasser schwebender Tiere und Larven, erfasst. Die Untersuchungen fanden im Rahmen des Projekts „Census of Marine Life“ (Bestandsaufnahme der Arten im Meer) statt.

In der Antarktis angekommen, musste die Polarstern im zweiten Fahrtabschnitt (Ende November 2007 bis Anfang Februar 2008) zunächst ihre Fähigkeiten als Eisbrecher unter Beweis stellen und eine Schneise für den Frachter Naja Arctica brechen. An Bord der Naja Arctica befanden sich die Bauteile für die neue deutsche Antarktisstation Neumayer III. Die Meeresbiologen um Prof. Dr. Ulrich Bathmann haben einen riesigen Algenteppich von der Größe Deutschlands entdeckt. Das plötzliche Schmelzen des Meereises im Frühjahr führte zu einer großflächigen Stabilisierung der oberen Wasserschichten und zur Ausbildung von riesigen Planktonblüten, die den Kohlendioxidgehalt des Oberflächenwassers deutlich reduzieren.

Dass die Tiefsee im Weddellmeer nach jahrelanger Erwärmung wieder kälter wird, haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter Leitung von Dr. Eberhard Fahrbach vom Alfred-Wegener-Institut während des dritten Fahrtabschnitts (Anfang Februar bis Mitte April 2008) beobachtet. Da einzelne Expeditionen jedoch nur Momentaufnahmen liefern können, die für das Erkennen von räumlichen und zeitlichen Entwicklungen nicht ausreichen, sind die Wissenschaftler dazu übergegangen, autonome Messsysteme im Ozean auszusetzen. In dieser Saison wurden mit der Polarstern mehrere treibende und verankerte Systeme ausgebracht. Sie werden kontinuierlich über mehrere Jahre ozeanographische Daten wie Temperatur, Strömung und Salzgehalt messen und direkt an Forschungsinstitutionen auf der ganzen Welt versenden. Erst dann wird deutlich werden, ob sich die gemessene Abkühlung weiter fortsetzt.

Die anschließende einmonatige Überfahrt von Punta Arenas (Chile) nach Bremerhaven nutzten die Forscher um Prof. Dr. Andreas Macke vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften IFM-GEOMAR, um die Wirkung der Sonneneinstrahlung auf Prozesse in der Atmosphäre, den Austausch zwischen Ozean und Atmosphäre und die biologische Produktion im Meer zu untersuchen. Die Arbeiten fanden hauptsächlich im Rahmen des WGL-Verbundprojektes OCEANET statt.

Aufbruch in die Arktis
Am 12. Juni wird die Polarstern in Richtung Arktis aufbrechen. Im ersten Fahrtabschnitt wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen, wie sich die Abnahme des grönländischen Eispanzers auf die vertikale Bewegung des Festlands sowie auf die Meeresströmungen auswirkt.
Open Ship
Am 25. Mai 2008, 11 bis 17 Uhr, sind alle Interessierten herzlich eingeladen, das Forschungsschiff Polarstern in der Lloyd-Werft in Bremerhaven zu besichtigen. Infos zu Anreise und Programm finden Sie unter http://www.awi.de.

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der fünfzehn Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Im Internationalen Polarjahr erforschen mehr als 50.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus über 60 Ländern die Polargebiete. Ihr Ziel ist es, die Rolle der Arktis und Antarktis für das Klima und die Ökosysteme der Erde zu untersuchen. Deutschland hat mit dem weltweit leistungsfähigsten Forschungseisbrecher Polarstern, mehreren Polarstationen und zwei Polarflugzeugen sehr gute Voraussetzungen, um in der Arktis und Antarktis zu forschen. Die Schwerpunktthemen, zu denen Deutschland in besonderer Weise beitragen kann sind: Polargebiete im Wandel des Weltklimas, Wandernde Kontinente, Vorstoß in unbekannte Regionen und Entwicklung innovativer Technologien.

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Margarete Pauls idw

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