Arktisexpedition untersucht Klimafolgen für Landeismassen

Wissenschaftler der RWTH Aachen werden am 9. Mai zu einer Expedition auf die Eiskappe Vestfonna in Nordspitzbergen aufbrechen.

Das Team um Universitätsprofessor Christoph Schneider vom Institut für Geographie an der RWTH will dort im Rahmen des Internationalen Polarjahres beispielhaft die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landeismassen der Arktis erforschen „Wir werden die Energie- und Massebilanz an der Oberfläche der Eiskappe untersuchen, um so auch den potenziellen Beitrag der arktischen Eismassen zum globalen Meeresspiegelanstieg abzuschätzen“, erklärt Schneider im Gespräch mit pressetext.

Knapp drei Wochen lang werden die Forscher aus Aachen zusammen mit Kollegen des Instituts für Ökologie der Technischen Universität Berlin und des Bonner Zentrums für Fernerkundung der Landesoberfläche mit Zelten und Motorschlitten unterwegs sein. In dieser Zeit werden sie auf der 2.5000 Quadratkilometer großen Eiskappe Vestfonna Messstationen installieren, die die klimatischen Bedingungen und den Energieaustausch zwischen dem Gletscher und der Umwelt erfassen. Zusammen mit Profilen der letzten Winterschneedecke und Messungen zur Gletscherbewegung sollen die Daten, die bis zum Sommer des nächsten Jahren aufgenommen werden, in einem Modell zur Energie- und Massenbilanz der Eiskappe münden. Damit lasse sich dann die Reaktion der arktischen Eismassen auf den Klimawandel im Verlauf der nächsten Jahrzehnte modellieren.

„Wir wollen uns auf dieser Expedition ein Systemverständnis darüber erarbeiten, wie so eine Eiskappe funktioniert“, sagt Schneider. So soll untersucht werden, wie Schmelzenergie in die Tiefen des Gletschers transferiert wird und welche Auswirkungen die Erwärmung auf das Eis hat. Gelangt stetig mehr Energie in den Gletscher, werden immer größere Teile temperiert, sodass sich nach gewisser Zeit das Fließverhalten im Gletscher verändern kann. „Die Massenbilanz könnte sich dann dramatischer verändern, als bisher angenommen“, erläutert Schneider. Deshalb müsse man sich ein besseres Verständnis über die Prozesse verschaffen, die im Inneren der Eiskappe ablaufen. „Wenn wir etwas darüber lernen können, dann lassen sich die Folgen der Erwärmung auch auf größere Eismassen wie Grönland übertragen und besser kalkulieren.“ Das sei vor allem deshalb von großer Wichtigkeit, weil der Meeresspiegel derzeit schneller ansteige, als von den Modellrechnungen vorhergesagt.

Ganz ungefährlich ist das Vorhaben für die Forschergruppe aber nicht, denn die Arbeit in Spitzbergen hält durchaus besondere Herausforderungen bereit: Im Untersuchungsgebiet der Aachener Wissenschaftler leben Eisbären. So mussten Schneider und seine Kollegen zur Vorbereitung auf unverhoffte Begegnungen mit den Arktisbewohnern ein spezielles Verhaltenstraining am Alfred Wegener Institut für Polar- und Meeresforschung absolvieren. Für den August dieses Jahres und den Frühsommer 2009 sind bereits zwei weitere Expeditionen in Richtung Spitzbergen geplant.

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Claudia Misch pressetext.deutschland

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