BMBF fördert translationales Projekt zur Verbesserung der Strahlentherapie

Bestrahlungsplan eines Kopf-Hals-Tumors Quelle: Klinikum der Universität München

Unter dem Begriff Kopf-Hals-Tumoren werden verschiedene Krebsarten zusammengefasst, die in dieser Region auftreten, wie beispielsweise Mundhöhlen- oder Rachenkrebs. Ein zentraler Bestandteil der komplexen Behandlungsstrategien ist die Strahlentherapie – allein oder in Kombination mit Chirurgie und/oder Chemotherapie.

Schwierigkeiten ergeben sich allerdings, wenn die Tumoren eine sogenannte Strahlenresistenz aufweisen und auf die Bestrahlung nicht in dem Maße ansprechen wie gewünscht, oder wenn auftretende Nebenwirkungen ein Fortsetzen der Therapie verhindern.

„Hier soll das Projekt ZiSStrans ansetzen“, erklärt Koordinator Prof. Dr. Horst Zitzelsberger, Leiter der Abteilung Strahlenzytogenetik am Helmholtz Zentrum München. „Unser Ziel ist es, molekulare Signalwege und Zielstrukturen der Strahlenantwort zu identifizieren und in Patientenstudien zu überprüfen.“

Diesen Schritt bezeichnet man im Fachjargon als Translation, was auch den Projektnamen erklärt. Denn bei ZiSStrans handelt es sich um das translationale Folgeprojekt von „Zielstrukturen und Signalwege der Strahlenüberempfindlichkeit und –resistenz“, kurz ZiSS, das von 2012 bis 2017 lief. http://www.bfs.de/DE/bfs/wissenschaft-forschung/drittmittelforschung/ziss.html

Vor allem vom Vergleich zwischen Tumor- und Normalgewebe erhoffen sich die Forscher neue Erkenntnisse. „Die Strahlenempfindlichkeit des umliegenden gesunden Gewebes begrenzt die Intensität, mit der eine Strahlentherapie durchgeführt werden kann, da hier Nebenwirkungen auftreten können“, erklärt Zitzelsberger.

Die Forscher wollen durch das Verständnis von Signalnetzwerken im Tumor- und Normalgewebe Möglichkeiten ausloten, wie man Strahlenantwort und –resistenz durch molekulare Wirkstoffe zielgerichtet beeinflussen beziehungsweise den Therapieerfolg verbessern kann.

Ein weiterer Schwerpunkt des Forschungsverbunds ist die personalisierte Therapie. Anhand neuer Marker soll bereits vor der ersten Strahlenbehandlung vorhersehbar werden, ob der jeweilige Patient von der geplanten Maßnahme profitieren kann oder nicht.

„Wir wollen künftig mit hoher Sicherheit sagen können, ob der Patient ein ‚Responder‘ oder ein ‚Non-Responder‘ ist – sprich, ob er auf die Therapie ansprechen wird oder ob man rechtzeitig andere Optionen erwägen muss“, sagt Koordinator Zitzelsberger.

Von den insgesamt vier Millionen Euro, die das BMBF zwischen 2017 und 2022 für das Projekt zur Verfügung stellt, bleiben rund 800.000 am Helmholtz Zentrum München. Neben Abteilungsleiter Zitzelsberger sind hier auch die Gruppen von Dr. Julia Heß und Dr. Kristian Unger beteiligt. Darüber hinaus sind folgende Partner in das Projekt involviert:

• Klinikum der Universität München (Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Prof. Lauber, Prof. Belka)
• Universitätsklinikum Essen (Institut für Zellbiologie, Prof. Jendrossek, PD Dr. Klein)
• Universitätsklinikum Freiburg (Klinik für Strahlenheilkunde, Prof. Henke)
• Charité-Universitätsmedizin Berlin (Institut für Pathologie, Prof. Blüthgen)
• Bundesamt für Strahlenschutz Neuherberg (AG Biologische Strahlenwirkungen, Dr. Hornhardt, Dr. Gomolka)
• Klinische Kooperationsgruppe „Personalisierte Radiotherapie von Kopf-Hals Tumoren“ zwischen der Klinik für Strahlentherapie & Radioonkologie, Klinikum der Universität München und der Abteilung Strahlenzytogenetik, Helmholtz Zentrum München

Weitere Informationen

Hintergrund:
Vor knapp einem Jahr haben Forscher des Konsortiums bereits eine neue Methode erarbeitet, um den Krankheitsverlauf von bestimmten Hirntumoren nach der Standardtherapie vorherzusagen. Im Fachjournal ‚Oncotarget‘ konnten sie zeigen, dass vier miRNAs den entscheidenden Hinweis geben können: https://www.helmholtz-muenchen.de/presse-medien/pressemitteilungen/alle-pressemi… Ein entsprechendes Patent wurde bereits direkt angemeldet.

Auch im Bereich der Schilddrüse konnten die Forscher bereits Marker für strahlungsbedingte Tumoren identifizieren: https://www.helmholtz-muenchen.de/presse-medien/pressemitteilungen/alle-pressemi…

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. http://www.helmholtz-muenchen.de

Die selbstständige Abteilung Strahlenzytogenetik (ZYTO) untersucht strahleninduzierte Chromosomen- und DNA-Schäden in Zellsystemen und menschlichen Tumoren. Im Mittelpunkt steht die Aufklärung von Mechanismen der Strahlenkarzinogenese und -empfindlichkeit von Tumorzellen. Ziel ist es, Biomarker für den Nachweis strahleninduzierter Tumoren für die personalisierte Strahlentherapie zur Stratifizierung von Patienten zu finden. ZYTO gehört dem Department of Radiation Sciences (DRS) an. http://www.helmholtz-muenchen.de/zyto

Ansprechpartner für die Medien:
Abteilung Kommunikation, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel. +49 89 3187 2238 – Fax: +49 89 3187 3324 – E-Mail: presse@helmholtz-muenchen.de

Fachlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Horst Zitzelsberger, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Abteilung Strahlenzytogenetik, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel. +49 89 3187 3421, E-Mail: Zitzelsberger@helmholtz-muenchen.de

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