Vielversprechende Bakterien

Wissenschaftler untersuchen die mikrobiologische Artenvielfalt heißer Quellen in Island.

Wahre Wunderdinge erwarten Wissenschaft und Wirtschaft vom Knallgasbakterium „Ralstonia eutropha“. Das Bakterium wird bereits zur biotechnologischen Produktion von Polyestern benutzt, aus den sich maßgeschneiderte, biologisch abbaubare Verpackungen, gewissermaßen „natürliche Kunststoffe“ herstellen lassen. Das Genom des vielversprechenden Bakteriums untersucht ein Forschungsnetzwerk, an dem auch das Institut für Molekulare Mikrobiologie und Biotechnologie der Universität Münster mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Alexander Steinbüchel beteiligt ist.

Die im Oktober 2000 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) beschlossene und seit Juni 2001 für drei Jahre geförderte Forschungsinitiative „GenoMik – Genomforschung an Mikroorganismen“ geht in eine weitere zweijährige Förderphase. Im Rahmen von „GenoMik“ werden insgesamt drei in Bielefeld, Göttingen und Würzburg angesiedelte Kompetenznetzwerke gefördert. Bundesweit sind insgesamt rund 70 Forschergruppen aus Universitäten, Forschungseinrichtungen und Industrieunternehmen an den Netzwerken beteiligt.

Zusammen mit Forschergruppen an der Humboldt-Universität Berlin, der Universität Göttingen, dem „Göttingen Genomics Laboratory“ (G2L) sowie dem Unternehmen Prokarya aus Island will die Arbeitsgruppe von Prof. Steinbüchel in Münster die in der ersten Förderphase begonnene Sequenzierung des Genoms und der Annotierung der Gene des Bakteriums „Ralstonia eutropha“ vollenden. Schon jetzt steht fest, dass das Genom mit rund 7,5 Millionen Basenpaaren ungefähr 50 Prozent größer ist als das von „Escherichia coli“, welches vielen als das am besten untersuchte Bakterium gilt.

Die Erkenntnisse sollen unter anderem genutzt werden, um mit „Ralstonia eutropha“ biotechnologisch interessante Stoffe zu produzieren. Das Bakterium wird von der chemischen Industrie bereits zur biotechnologischen Produktion von Polyestern eingesetzt, aus denen sich biologisch abbaubare Verpackungen und resorbierbare Materialien sowie Nanopartikel für medizinische und pharmazeutische Anwendungen herstellen lassen. Die Eigenschaft des Bakteriums, mit Wasserstoff und Sauerstoff als Energiequellen wachsen und darüber hinaus auch noch wie Pflanzen Kohlendioxid fixieren zu können, macht es für biotechnologische Produktionsprozesse sehr interessant. Dies hat auch die Firma Prokarya aus Island dazu bewogen, sich an dem Vorhaben zu beteiligen. In Island mit seinen heißen Quellen steht geothermale Energie, die in preiswerte Elektrizität umgewandelt werden kann, in großem Umfang zur Verfügung. Hieraus können durch Elektrolyse die für das Wachstum des Bakteriums benötigten Energiequellen Wasserstoff und Sauerstoff gewonnen werden.

Die Kenntnis der Genomsequenz wird es ermöglichen, den Stoffwechsel von „Ralstonia eutropha“ gezielt so zu verändern, dass das Bakterium Polyester effizienter und mit definierten chemischen Zusammensetzungen produzieren kann. Darüber hinaus sind die Zellen des Bakteriums als Proteinquelle zur Ernährung von Tieren, wie zum Beispiel Lachs, vorgesehen.

Media Contact

Norbert Frie idw

Weitere Informationen:

http://mibi1.uni-muenster.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer