Viele kleinere Unternehmen hinken bei IFRS-Umstellung hinterher

Deutschlands große Unternehmen liegen gut im Rennen

Unternehmen mit einem Börsenwert von unter 200 Mio. Euro. hinken bei der zum 1. Januar 2005 geforderten Umstellung auf International Financial Reporting Standards (IFRS) deutlich hinterher. Von ihnen befinden sich 29 Prozent noch in der Anfangsphase der Umstellung (17 Prozent) oder haben noch nicht einmal mit der Umstellung begonnen (zwölf Prozent). Mehr als die Hälfte der großen inländischen börsennotierten Unternehmen hat die IFRS- Umstellung abgeschlossen (48 Prozent) oder befindet sich in der Schlussphase (sieben Prozent). Das hat eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG unter den 567 im September 2004 im CDAX gelisteten Unternehmen ergeben (Rücklaufquote 30 Prozent).

Manfred Hannich, Partner bei KPMG im Bereich Advisory: „Aus Unsicherheit über die tatsächlichen bilanziellen Rahmenbedingungen haben offenbar viele der kleineren Unternehmen erst einmal abgewartet. Jetzt hinken sie bei der Umstellung mächtig hinterher und drohen den Anschluss zu verpassen. Dies ist umso erstaunlicher, als doch die Mehrheit der Unternehmen bereits über das aktuelle Geschäftsjahr im erstmaligen IFRS-Abschluss 2005 zu berichten hat und der pflichtgemäße Umstellungszeitpunkt der Jahreswechsel 2003/2004 war.“

Insgesamt hat fast jedes zweite der börsennotierten Unternehmen in Deutschland (45 Prozent) die Umstellung der Rechnungslegung auf (IFRS) bereits abgeschlossen oder ist im Endspurt. „Deutschlands großen Unternehmen kommt hier eine Vorreiterrolle in der Europäischen Union zu“, so Hannich. „Doch die kleineren Unternehmen müssen ihre Drehzahl deutlich erhöhen, denn die Zeit drängt.“

Chancen zur Verbesserung des Rechnungswesens bisher kaum ausgeschöpft

58 Prozent der Unternehmen, die die IFRS-Umstellung bereits abgeschlossen haben, haben dabei ihre bestehenden IT-Systeme angepasst. Die IT-Umrüstung ist nach den Erfahrungen der Unternehmen auch der hauptsächliche Kostenfaktor bei der IFRS-Umstellung. Dabei fällt auf: Die tatsächlichen Kosten der Umstellung fallen in der Umfrage niedriger aus als erwartet.

Hannich: „90 Prozent der befragten Unternehmen, bei denen die IFRS-Implementierung bereits abgeschlossen ist, bezifferten die Kosten auf unter 500.000 Euro.“ Bei den Unternehmen, die noch mitten im Prozess sind, rechnen 37 Prozent mit mindestens doppelt so hohen Kosten. Das heißt: Die Kosten der zurzeit laufenden IFRS-Implementierungen werden wesentlich höher eingeschätzt. Das deutet darauf hin, dass die meisten Unternehmen, die die Umstellung auf IFRS bereits abgeschlossen haben, die damit verbundenen Chancen zur Verbesserung des Rechnungswesens insgesamt nur sehr begrenzt ausgeschöpft haben. Hannich: „Das scheint sich jetzt aber zu ändern.“ Die Vorteile eines Reporting gemäß IFRS liegen vor allem in einer höheren Transparenz und einer Vereinheitlichung des Berichtswesens.

Bilanzierung der Finanzinstrumente größte Herausforderung

Danach gefragt, welches die schwierigsten Bilanzierungsfragen seien, gaben über 40 Prozent der Unternehmen die bilanzielle Behandlung von Finanzinstrumenten an. Gut 20 Prozent nannten die Behandlung latenter Steuern nach IFRS, gefolgt vom bilanziellen Umgang mit immateriellen Vermögenswerten, Leasingfragen und Regelungen bei Firmenübernahmen. Für zehn Prozent ist der Wegfall der regulären Goodwill-Abschreibungen und die damit verbundenen Werthaltigkeitsüberprüfungen (Impairment-Tests) ein Problem.

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Thomas Blees KPMG

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