Aktienmarkt: Aufschwungshoffnungen teilweise eingepreist

Der deutsche Aktienmarkt hat in den vergangenen Monaten ganz besonders von der Erholung der Anlegerstimmung seit dem Irakkrieg profitiert (+62% seit dem Tiefpunkt im März) und gehört neben Japan zu den positiven Überraschungen unter den großen internationalen Indizes (seit Jahresbeginn DAX +23%, Dow Jones +15%, Nikkei +27%). Infolge des fulminanten Kursanstiegs ist zwar ebenfalls die Gewinnmitnahmebereitschaft vieler Marktteilnehmer gestiegen, allerdings dürften nicht wenige Anleger noch auf einen Einstieg in den Markt zu günstigeren Kursen warten.

Alles spricht dafür, dass wiederum die USA die Rolle der Konjunkturlokomotive für die Weltwirtschaft übernehmen. Nach einem überraschend starken Wachstum des US-Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal (3,1 Prozent) gehen die Expertenschätzungen für das zweite Halbjahr von mindestens 4 Prozent aus. Gestützt wird die Konjunktur der größten Volkswirtschaft vor allem durch den robusten privaten Konsum, der von den beachtlichen Steuersenkungen und günstigen Kreditzinsen profitiert. Als Achillesferse für die weitere Entwicklung könnte sich neben den vielzitierten Defiziten die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt erweisen, denn durch Effizienzgewinne und die Verlagerung von Teilen der Produktion in Niedriglohnländer besteht die Gefahr, dass der Aufschwung weiterhin nicht zu den erwünschten Beschäftigungseffekten führt.

Allerdings stehen die Chancen gut, dass der Konjunkturmotor weltweit im nächsten Jahr schon auf mehreren Zylindern läuft. Für Asien prognostiziert der IWF für 2004 ein Wachstum von 6 Prozent. Besonders erfreulich sind erste Anzeichen für eine Beendigung der langjährigen Stagnation in Japan, während in Europa ähnliche Erholungsdynamik noch nicht zu erkennen ist. Allerdings signalisieren insbesondere in Deutschland die Klimaindikatoren wie z.B. der zuletzt überraschend gut ausgefallene ZEW-Index (September 60,9 nach 52,5 Punkte) ein Überwinden der derzeitigen Schwächephase. Der Anstieg der deutschen Industrieproduktion im Juli um 2,4 Prozent gegenüber Vormonat wird trotz Sonderfaktoren als ein erstes realwirtschaftliches Aufschwungssignal angesehen.

Nach den starken Kursanstiegen der letzten Monate und aufkeimender Skepsis hinsichtlich der Nachhaltigkeit der kräftigen US-Konjunkturerholung ist der Markt anfällig für Korrekturen, denn im derzeitigen Kursniveau sind die Aufschwungshoffnungen schon teilweise eingepreist. Zudem bieten nach wie vor Währungssorgen Anlass zur Zurückhaltung. Allerdings versprechen bereits die für 2004 geplanten vorgezogenen Steuersenkungen und eine konsequente Ausführung der derzeitigen Ansätze zur Überwindung der Strukturprobleme ein verbessertes Börsenklima. Mit Blick auf die insgesamt aussichtsreichen mittelfristigen Perspektiven bieten sich Schwächephasen zur Depotaufstockung in überwiegend zyklischen Werten an.

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Hans Beth LRP

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