International Accounting Standards: "Erhebliche Auswirkungen" auf Unternehmen und Märkte
Neue Studie von KPMG und Goldman Sachs
Nach einer Analyse der Konzernabschlüsse von 80 börsennotierten Unternehmen in ganz Europa veröffentlichen Goldman Sachs und KPMG International heute eine Studie über die Auswirkungen der International Financial Reporting Standards (IFRS). Die Ergebnisse zeigen, dass die IFRS, die ab 2005 angewendet werden müssen, die Transparenz erhöhen und die Vergleichbarkeit verbessern werden, Fusionen und Übernahmen in Europa und die Kapitalbildung fördern und erheblichen Einfluss auf bestimmte Bewertungskennzahlen haben werden, die Investoren zur Beurteilung des Unternehmenserfolgs heranziehen.
Insbesondere werden sich Veränderungen hinsichtlich der Bilanzierung von Finanzinstrumenten (wie Derivate und Anleihen), Leasingverträgen und Unternehmenstransaktionen, im Konsolidierungskreis sowie hinsichtlich Zeitpunkt und Methode der Umsatzrealisierung erheblich auf Bilanzstruktur und die Höhe der Periodenergebnisse auswirken; es ist mit stärkeren Schwankungen zu rechnen. Die Veränderungen in den Konzernabschlüssen werden aller Wahrscheinlichkeit nach zu erheblichen Änderungen der von Analysten und Investoren verwendeten Kennziffern wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis, der Gesamtkapitalrendite und der so genannten „sum-of-the-parts“-Bewertungskennzahlen führen. Die Studie macht deutlich, wie wichtig es für Unternehmen ist, Investoren in geeigneter Form auf die weitreichenden Änderungen, die die IFRS mit sich bringen werden, vorzubereiten und sie darüber zu informieren.
„Die International Accounting Standards werden das Erscheinungsbild und die Qualität von Finanzinformationen in bisher nicht gekannter Weise verändern. Es ist deshalb äußerst wichtig, dass die Unternehmen die Auswirkungen in ihrer ganzen Tragweite verstehen und dafür sorgen, dass auch die Anleger dies verstehen,“ sagt Manfred Hannich, Leiter Accounting Advisory Services bei KPMG. „Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Veränderungen in der Rechnungslegung für einige Wirtschaftszweige sehr weitreichend sein werden, und die Unternehmen müssen sicherstellen, dass diese von den Märkten nicht missverstanden werden.“
„Eine wesentlich bessere Transparenz, Vergleichbarkeit über Ländergrenzen hinweg und die Vermeidung von Gewinnverwässerungen durch Firmenwertabschreibungen versetzen die Unternehmen in die Lage, sich auf den strategischen und finanziellen Nutzen einer möglichen Akquisition zu konzentrieren,“ meint dazu George Davidson, Leiter der Abteilung European New Products bei Goldman Sachs.
Zu den Bereichen, die der Studie zufolge für die Kapitalmärkte vor allem relevant sind, gehören:
Finanzinstrumente: Die Bilanzierung von Wertpapieren wie Anleihen und Derivaten wird sich ändern, was zu stärkeren Schwankungen der ausgewiesenen Ergebnisse und des Eigenkapitals führen wird. Dies betrifft insbesondere das Kurs-Gewinn-Verhältnis, die Gesamtkapitalrendite, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibung (EBITDA) und so genannte „sum-of-the-parts“-Bewertungskennzahlen.
Fusionen und Übernahmen („M&A Transaktionen“): Neue Regeln, die Firmenwertabschreibungen vom Gewinn außer im Falle von Wertminderungen verbieten, werden die Gewinnverwässerung reduzieren, deretwegen in der Vergangenheit manche Fusionen und
Übernahmen nicht zustande gekommen sind.
Die weitgehende Pflicht zur Konsolidierung von Objektgesellschaften(„Special Purpose Entities“) und die Regeln zur Leasingbilanzierung können zu einer Aufnahme bisher nicht ausgewiesener Vermögensgegenstände und Verbindlichkeiten in die Bilanz führen, was sich auf den Vergleich mit so genannten Peer Groups auswirken kann.
Umsatzrealisierung: Neue Regeln, die eine Umsatzrealisierung entsprechend dem Grad der Fertigstellung vorschreiben, sowie Vorschriften, welche die Bilanzierung von bestimmten Vertragstypen regeln, werden zu einer im Zeitablauf veränderten Höhe des Ergebnisausweises führen.
KPMG und Goldman Sachs betonen, dass die Verwendung einheitlicher internationaler Bilanzierungsstandards zu mehr Transparenz für die Anleger führen wird, da Unternehmen verpflichtet werden, neue bzw. andere Aspekte ihrer Geschäftstätigkeit offen zu legen, und die Anleger in die Lage versetzen werden, die Entwicklung von Unternehmen besser mit der ähnlicher Unternehmen zu vergleichen. Dadurch werden effiziente, grenzüberschreitende Investitionen und Zugang zu Kapital gefördert und Fusionen und andere Unternehmenstransaktionen erleichtert. Es kommt allerdings entscheidend darauf an, dass die Investoren die Veränderungen, die die IFRS mit sich bringen, verstehen, und zwar nicht nur auf der Ebene der Rechnungslegung.
Goldman Sachs und KPMG weisen die Unternehmen auf die Bedeutung einer adäquaten Vorbereitung des Übergangs und der Aufklärung der Investoren über die substanziellen Änderungen durch IFRS hin. Denn die Einführung neuer Bilanzierungsstandards betrifft nach von der Studie bestätigten Erkenntnissen nicht nur die Rechnungslegung, sondern Systeme und Prozesse des gesamten Unternehmens. Schließlich werde damit auch die Praxis der Kommunikation mit den Märkten verändert. Die Qualität der Conversion sei entscheidend für das Vertrauen des Marktes in die Berichterstattung, heißt es weiter. Die Unternehmen müssten deshalb den Prozess der Umstellung bereits zu einem Zeitpunkt beginnen, zu dem die Standards sich zwar immer noch in der Überarbeitung und Weiterentwicklung befänden, empfehlen KPMG und Goldman Sachs, zu dem aber noch ausreichend Zeit verbleibt, die betrieblichen Abläufe und IT-Systeme im Unternehmen hinsichtlich IFRS anzupassen und Mitarbeiter im Rechnungswesen, Controlling, Investor Relations und auch in der Geschäftsführung ihrer Funktion entsprechend zu trainieren. Die Unternehmen sollten nach Ansicht der Verfasser daher baldmöglichst aktiv werden.
Insgesamt wurden die Konzernabschlüsse von 80 börsennotierten Unternehmen ausgewertet, um die Auswirkungen der Anwendung der IFRS Standards auf die ausgewiesenen Zahlen zu untersuchen. Der Kreis der untersuchten Unternehmen umfasst 30 britische, 22 französische, 17 niederländische und 11 deutsche Unternehmen. Auch die Folgen für wichtige Wirtschaftszweige wie das Bankgewerbe, die chemische und pharmazeutische Industrie, die Konsumgüterbranche, die Elektronikindustrie, den Maschinen- und Anlagenbau sowie die Bereiche Informationstechnologie, Telekommunikation und Medien wurden untersucht.
Von den neuen Anforderungen werden mehr als 7000 Unternehmen in der EU betroffen sein, die ihre Jahresabschlüsse ab 2005 gemäß IFRS erstellen müssen.
KPMG
Marita Reuter/ Thomas Blees
Tel.: (0 30) 20 68-11 18
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