Einfluss von Materialporen beim Crash-Verhalten von Automobilbauteilen

Computer-Tomographie von Gießporen in Aluminium © Fraunhofer IIS/EZRT

In den letzten 20 Jahren ist es zunehmend üblich, bei der Auslegung von Automobilkomponenten Computersimulationen zu verwenden. Diese Simulationen basieren in der Regel auf einem seit über 150 Jahren erfolgreichen Modell, das einen Werkstoff als homogen und kontinuierlich annimmt.

Wird ein Material aber unter einem hochauflösenden Mikroskop betrachtet, lässt sich leicht erkennen, dass dies nicht der Fall ist. Werkstoffe sind meist inhomogen, bestehen aus mehreren Phasen, die darüber hinaus noch statistisch verteilt sind. Insbesondere der statistische Charakter führt dazu, dass kein Bauteil zu einem anderen identisch ist. Dies gilt ganz besonders für Poren in gegossenen Bauteilen.

Durch eine hochauflösende Computer-Tomographie, die eine Porenverteilung mit einer Auflösung von weniger als einem hundertsten Millimeter abbilden kann, entwickelten Wissenschaftler der Fraunhofer-Gesellschaft ein statistisches Modell, das Ort und Größe der Gießporen beschreibt.

Es ist möglich, dieses Modell mit den bisher verwendeten Simulationsverfahren zu koppeln. Nun können von Poren abhängige örtliche Streuungen der Werkstoffeigenschaften im Computer simuliert werden. Dabei spielt auch die Porengröße eine wichtige Rolle, die in üblichen Modellen nicht berücksichtigt wurde.

In einem mit der Automobil- und Gießereiindustrie durchgeführten Forschungsprojekt konnten die neuen Simulationsverfahren auf Versuchsbauteile erfolgreich angewendet werden. Ein wesentliches Ergebnis des Vorhabens ist, dass in Zukunft bei Computersimulationen mit Auflösungen im Millimeterbereich der statistische Charakter des Werkstoffs berücksichtigt werden kann – und muss.

Dies eröffnet für die Fraunhofer-Wissenschaftler ein riesiges Aufgabengebiet, nicht nur für den Automobilbau, sondern auch für die Luft- und Raumfahrttechnik im Bereich der Faserverbundwerkstoffe. Dem Ziel, den Einfluss von Fertigungstechniken auf das Betriebsverhalten von Bauteilen im Computer vorausberechnen zu können, sind die Wissenschaftler mit diesem Vorhaben ein großes Stück näher gekommen.

Messe
Besuchen Sie uns zu diesem und anderen Themen gerne auf dem Fraunhofer Gemeinschaftsstand SIMULATION auf der Hannover Messe Industrie 2015 Halle 7, Stand B1.

Projektpartner
Vereinigung: Forschungsvereinigung Automobiltechnik (FAT), Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA), Berlin
Kooperation: Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie (BDG), Düsseldorf
Forschungsstellen: Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik (IWM), Freiburg Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM), Bremen

Auftraggeber
AiF: Projekt 412 ZN
Modellierung der Einflüsse von Porenmorphologie auf das Versagensverhalten von AI-Druckgussteilen mit stochastischem Aspekt für durchgängige Simulation von Gießen
bis Crash

http://www.simulation.fraunhofer.de/simgc/

Media Contact

Martina Ohle Fraunhofer IFAM

Alle Nachrichten aus der Kategorie: HANNOVER MESSE

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Experiment öffnet Tür für Millionen von Qubits auf einem Chip

Forschenden der Universität Basel und des NCCR SPIN ist es erstmals gelungen, eine kontrollierbare Wechselwirkung zwischen zwei Lochspin-Qubits in einem herkömmlichen Silizium-Transistor zu realisieren. Diese Entwicklung eröffnet die Möglichkeit, Millionen…

Stofftrennung trifft auf Energiewende

Trennkolonnen dienen der Separation von unterschiedlichsten Stoffgemischen in der chemischen Industrie. Die steigende Nutzung erneuerbarer Energiequellen bringt nun jedoch neue Anforderungen für einen flexibleren Betrieb mit sich. Im Projekt ColTray…

Kreuzfahrtschiff als Datensammler

Helmholtz-Innovationsplattform und HX Hurtigruten Expeditions erproben neue Wege in der Ozeanbeobachtung. Wissenschaftliche Forschung nicht nur von speziellen Forschungsschiffen aus zu betreiben, sondern auch von nicht-wissenschaftlichen Schiffen und marinen Infrastrukturen –…

Partner & Förderer