WSI: Eltern als Zeitjongleure – Familien brauchen Arbeitszeiten nach Maß

„Berufstätige Eltern sind Zeitjongleure, die ständig zwischen Familie und Beruf balancie-ren,“ sagte die Expertin des Wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) Dr. Christina Klenner am Donnerstag auf der Veranstaltung „Arbeitszeiten – Familienzeiten“ in Düsseldorf. Wie eine aktuelle Studie des WSI in der Hans-Böckler-Stiftung zeige, stimmten Eltern ihre Arbeitszeiten mit den vielfältigen Anforderungen der Familie in aus-geklügelten zeitlichen Arrangements ab.

Mit Blick auf die heutige Regierungserklärung von Kanzler Schröder meinte Klenner: „Familienpolitik hat zwar Konjunktur – im Wahljahr bemühen sich alle Parteien um dieses Thema. Doch bleiben die meisten Vorschläge zu sehr auf der finanziellen Ebene stecken. Familien brauchen nicht nur Geld, sondern auch gemeinsame Zeit.“ Zeiten für Kinder müssten viel stärker öffentlich wahrgenommen und auch von den Betrieben berücksichtigt werden.

Die Betriebe sollten mit familienfreundlichen Arbeitszeiten auf neue Familien- und Betreuungsformen reagieren. Der Berufsausstieg der Mutter sei längst nicht mehr der einzige Weg, die Betreuung der Kinder abzusichern. „Viele Mütter und Väter gehen arbeiten und teilen sich die Aufgaben der Kinderbetreuung: Sie holt mit dem Sohn die Zahnspange ab, während er die Tochter zum Sportverein begleitet. Die Betriebe müssen „Arbeitszeiten nach Maß“ – zugeschnitten auf die konkreten Bedingungen jeder Familie – ermöglichen,“ fordert das WSI-Forschungsteam. Neben qualifizierter Teilzeitarbeit an allen Arbeitsplätzen könnten flexible Arbeitszeitmodelle von Arbeitszeitkonten bis hin zu Teleheimarbeit und Sabbaticals die Vereinbarkeit erleichtern.
Drei wichtige Bedingungen seien bei familienfreundlichen Arbeitszeiten zu erfüllen:
1. Die Arbeitszeiten müssten planbar sein und dürften nicht kurzfristig geändert werden. Arbeitszeitänderungen würden unweigerlich eine ganze Kette von Veränderungen im familiären Arrangement nach sich ziehen.
2. Mitbestimmung über die Lage und Verteilung der Arbeitszeiten sollte eine an den Bedürfnissen der Kinder orientierte Flexibilität der Arbeitszeiten ermöglichen (Stichwort Schulferien).
3. Zurückgedrängt werden müsse eine Arbeitszeitkultur der ständigen Verfügbarkeit. Dies sei oft nur die Folge von mangelnder Personalausstattung oder schlechter Arbeitsorganisation.


Hinweis für die Redaktionen: Umfassende Informationen zum Thema bietet das Schwerpunktheft „Konturen einer modernen Familienpolitik“ der WSI-Mitteilungen, Ausgabe 03/2002. Kontakt: Dr. Wolfgang Lecher, 02 11/77 78-1 02 oder E-Mail: wsi-mitteilungen@wsi.de

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Karin Rahn idw

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