Rentenmarkt: Oberwasser für die Bären

Die Mitte September 2005 auch im Euroraum begonnene Trendumkehr bei den Renditen längerer wie auch kürzer laufender Papiere ist in eine neue Phase eingetreten. Seit Jahresbeginn zeigt der Zinsauftrieb wieder verstärkt Momentum und führte auch technisch über wichtige Widerstandszonen hinaus. Die Sorgen sind dabei heute durchaus ähnlich gelagert wie vor einem halben Jahr, als sich die Konjunktur trotz des zu verdauenden höheren Ölpreisniveaus in guter Verfassung zeigte und die Notenbanken zu Wachsamkeit mahnten. Jüngste Äußerungen im Rahmen des G10-Treffens ließen wenig Zweifel an der Einschätzung der führenden Notenbanken, dass die höheren Zinsen bisher keine Gefahr für das Wachstum darstellen. Selbst die japanischen Währungshüter haben sich nach fünf Jahren Deflationsbekämpfung für eine Rückkehr zur geldpolitischen Normalität entschieden. Per saldo legten zehnjährige Staatsanleihen in den USA und Euroland allein seit Jahresbeginn rund 25 Renditestellen zu. Bei zweijährigen Laufzeiten vollzogen vor allem Papiere aus Euroland (plus 33 Renditestellen) trotz jüngster Konsolidierung einen kräftigen Sprung.

Untermauert werden die Renditeschübe von einem anhaltend robusten globalen Konjunkturbild. Konsolidierungsansätze bei Stimmungsindikatoren erwiesen sich bisher trotz der deutlich erhöhten Niveaus als temporär. Zuletzt fiel der deutsche ZEW-Index mit einem unerwarteten Rückgang (63,4 nach 69,8 Punkte) auf, doch auch dies wird allgemein nicht als Auftakt zu einer ausgeprägteren Schwächephase eingestuft. Selbst wenn das verbleibende Aufwärtspotenzial bei den international vielbeachteten Frühindikatoren als zunehmend begrenzt anzusehen ist, dürften die realwirtschaftlichen Daten des ersten Quartals und vermutlich noch darüber hinaus insgesamt gut ausfallen. Der jüngste Konjunkturbericht der US-Notenbank unterstreicht jedoch, dass selbst in einem moderateren Expansionsumfeld (u.a. Immobilienmarkt) unverminderter Preisdruck auf den Vorstufen und Lohnsteigerungen dazu führen, dass trotz aktuell gedämpfter Preissteigerungen nicht automatisch auch die längerfristigen Teuerungsgefahren gebannt sind.

Unter dem Strich stellt sich dem Anleger zunehmend die Paradigmen-Frage, ob die Inflationsrisiken angesichts fortgeschrittener Konjunkturzyklen und steigender Auslastung der Kapazitäten in der derzeitigen Renditestruktur hinreichend reflektiert sind. Unter Fristigkeitsaspekten öffnen sich zwar institutionelle Käufer zuletzt sogar verstärkt wieder 30-jährigen Anleihen, Kursrisiken spielen dabei jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Die stressfreiere Anlagevariante besteht in kürzeren Laufzeiten zu inzwischen relativ attraktiver gewordenen Konditionen. Hier spiegelt sich in den Terminmarktsätzen bereits eine Leitzinserwartung per Ultimo 2006 von über 3 Prozent wider.

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Jürgen Pitzer presseportal

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