Kombilöhne: Nur unsichere Beschäftigungswirkungen

Kombilöhne können zwar Arbeitslosen den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern, sie sind aber kein arbeitsmarktpolitisches Allheilmittel. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie. Das Nürnberger Forschungsinstitut spricht von unsicheren Beschäftigungswirkungen und warnt vor hohen Kosten, sollten Kombilöhne flächendeckend und unbefristet eingeführt werden.

Bei unbefristeten Kombilohn-Varianten müsse mit beträchtlichen Mitnahmeeffekten und hohen Kosten gerechnet werden. Würden diese über eine Absenkung des Arbeitslosengelds II finanziert, wären neue Armutsrisiken die Folge, schreiben die Arbeitsmarktforscher des IAB.

Die erhofften Beschäftigungswirkungen von Kombilöhnen seien bestenfalls langfristig zu erwarten, so das IAB. Zudem werde in der öffentlichen Diskussion häufig übersehen, dass bereits verschiedene Kombilohn-Varianten existieren würden, beispielsweise Hinzuverdienstmöglichkeiten beim Arbeitslosengeld, Sozialversicherungszuschüsse oder das sogenannte Einstiegsgeld.

Mitnahmeeffekte vermeiden und die Kosten kontrollieren ließen sich lediglich bei befristeten und zielgruppenspezifischen Kombilohn-Modellen, bei denen die Zuschüsse von den Arbeitsagenturen als Ermessensleistung gewährt würden und somit kein genereller Rechtsanspruch auf staatliche Gelder bestehe.

Die Ergebnisse der Begleitforschung zu den bereits erprobten Kombilohn-Modellen sind laut der IAB-Studie bislang gemischt. Außerdem geben die Arbeitsmarktforscher zu bedenken: „Auch wenn Kombilöhne den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern – als arbeitsmarktpolitisches Allheilmittel sind sie keinesfalls geeignet.“

Um die hohe Arbeitslosigkeit nachhaltig zu senken, wäre dem IAB zufolge eine umfassende Reform des Steuer- und Abgabensystems nötig. Ein erster Schritt könnte eine weitere Senkung der Sozialversicherungsbeiträge im Niedriglohnbereich sein. Hierdurch ergäben sich größere Beschäftigungseffekte als bei einer allgemeinen Senkung der Sozialversicherungsbeiträge und die Arbeitsmarktimpulse kämen insbesondere der Gruppe der wettbewerbsschwächeren Arbeitnehmer zugute.

Der IAB-Kurzbericht „Kombilohn: Ein Ansatz mit Haken und Ösen“ steht im Internet unter http://doku.iab.de/kurzber/2006/kb0306.pdf.

Media Contact

Wolfgang Braun idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Wirtschaft Finanzen

Aktuelle und interessante Meldungen und Entwicklungen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem bietet Ihnen der innovations-report Berichte aus den Teilbereichen: Aktienmärkte, Konsumklima, Arbeitsmarktpolitik, Rentenmarkt, Außenhandel, Zinstrends, Börsenberichte und Konjunkturaussichten.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Atomkern mit Laserlicht angeregt

Dieser lange erhoffte Durchbruch ermöglicht neuartige Atomuhren und öffnet die Tür zur Beantwortung fundamentaler Fragen der Physik. Forschenden ist ein herausragender Quantensprung gelungen – sprichwörtlich und ganz real: Nach jahrzehntelanger…

Wie das Immunsystem von harmlosen Partikeln lernt

Unsere Lunge ist täglich den unterschiedlichsten Partikeln ausgesetzt – ungefährlichen genauso wie krankmachenden. Mit jedem Erreger passt das Immunsystem seine Antwort an. Selbst harmlose Partikel tragen dazu bei, die Immunantwort…

Forschende nutzen ChatGPT für Choreographien mit Flugrobotern

Robotik und ChatGPT miteinander verbinden… Prof. Angela Schoellig von der Technischen Universität München (TUM) hat gezeigt, dass Large Language Models in der Robotik sicher eingesetzt werden können. ChatGPT entwickelt Choreographien…

Partner & Förderer