Fremdheit ist eine momentane Differenz – und damit überwindbar
Ende des 17. Jahrhunderts kamen mit den Türken „seltsame Bohnen“ nach Wien, die vorerst „fremd“ waren. Die ersten Kaffeehäuser entstanden jedoch alsbald, heute ist die Wiener Kaffeehauskultur UNESCO-Kulturerbe. Dieses Beispiel gibt dem bulgarischen Schriftsteller Ilja Trojanow recht. Er meint, dass vieles, was heute selbstverständlich einheimisch ist, auch einmal eingewandert ist. Die Fremdheit, so Trojanow, sei nur eine momentane Differenz.
Mit dem „Fremden“ und „Zugewanderten“ haben europäische Gesellschaften bis heute ihre Schwierigkeiten. Meist sind es schlechte Nachrichten, die rund um Migration ins Treffen geführt werden. Den Chancen widmet sich nun eine Veranstaltung (26. Jänner) und eine Wanderausstellung (24. Jänner bis 8. Februar) unter dem Motto „Migration und Kommunen“.
Bettina Gruber, Projektleiterin des Themenschwerpunkts des Zentrums für Friedensforschung und Friedenspädagogik, dazu: „Über Nationalstaatsdenken und Kampf der Kulturen werden vermeintliche einheitliche, einsprachige und unverfälschte Kulturen angenommen, die es nicht gibt und so auch nie gegeben hat.“ Die Unterschiede von Einheimischen und Zugewanderten würden häufig als unüberwindlich wahrgenommen werden. Für Gruber ein „Nährboden für rechtspopulistische Ideologien, der außer Acht lässt, dass Vielfalt nicht mehr Ausnahme, sondern in einer globalisierten Gesellschaft der Normalfall ist“.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fokussieren dabei auf Städte und Gemeinden, in denen Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammen leben. So ist in Kärnten die Stadt Villach gerade in der Durchführung eines Integrationsleitbildprozesses nach dem Vorbild anderer Städte in Österreich und im benachbarten Ausland. Das Zentrum für Friedensforschung hat dort sein Know How eingebracht. „Über Kindergärten und Volksschulen sowie die Bereiche Wohnen, Gesundheit und Kultur haben die Kommunen gute Möglichkeiten, um Rahmenbedingungen für ein spannungsfreieres Zusammenleben zu schaffen“, so Bettina Gruber.
Die Veranstaltung wird von dem Zentrum für Friedensforschung und Friedenspädagogik (Alpen-Adria-Universität), der Abteilung für Interkulturelle Bildung und der Plattform „Migration Villach“ in Kooperation mit dem Demokratiezentrum Wien organisiert. Im deren Rahmen wird auch das „Jahrbuch Friedenskultur 2011“ zum Schwerpunkt „Migration“ präsentiert.
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