Schader-Preis 2009 für Lord Ralf Dahrendorf, Professor der Soziologie

Mit ihrem Preis zeichnet die Schader-Stiftung Gesellschaftswissenschaftler aus, die durch ihre wissenschaftliche Arbeit und ihr öffentliches Wirken wichtige Beiträge für die Lösung gesellschaftlicher Probleme geleistet haben.

Mit Ralf Dahrendorf würdigt die Stiftung einen der bedeutendsten deutschen Gesellschaftswissenschaftler, der in Werk und Wirken auf beeindruckende Weise die Grenzen zwischen Wissenschaft, Politik und Publizistik überschreitet. Mit seinen präzisen Gesellschaftsanalysen zur Zukunft der Arbeitsgesellschaft und des Wohlfahrtsstaats, zum Liberalismus und zur europäischen Integration hat er sowohl innerhalb der Wissenschaft als auch in der politischen Diskussion immer wieder bedeutende Impulse gegeben.

In seinen verschiedenen wissenschaftlichen und politischen Funktionen förderte er beispielhaft die Kommunikation und Kooperation zwischen den Gesellschaftswissenschaften und der Praxis und trug und trägt wesentlich zur Praxisorientierung in den Gesellschaftswissenschaften bei.

Der 1929 in Hamburg geborene Ralf Dahrendorf ist einer der wichtigsten Vertreter einer liberalen Gesellschafts- und Staatstheorie und hat die Entwicklung der deutschen Nachkriegssoziologie maßgeblich geprägt. Seine Bücher „Soziale Klassen und Klassenkonflikt in der industriellen Gesellschaft“ (1957), „Homo Sociologicus“ (1959) und „Gesellschaft und Demokratie in Deutschland“ (1965) zählen zu den modernen Klassikern seines Faches. Auch mit seinen neueren Publikationen, darunter der „Der moderne soziale Konflikt“ (1992), „Die Zukunft des Wohlfahrtsstaats“ (1996) und „Auf der Suche nach einer neuen Ordnung“ (2003), leistete er wichtige Beiträge zur Diagnose von Schlüsselproblemen moderner Gegenwartsgesellschaften.

Ralf Dahrendorf wirkte in zahlreichen wissenschaftlichen und politischen Ämtern. Er war von 1958 bis 1968 Professor für Soziologie an den Universitäten Hamburg, Tübingen und Konstanz. Anschließend war er Abgeordneter im baden-württembergischen Landtag, Mitglied des Deutschen Bundestages und für kurze Zeit Parlamentarischer Staatssekretär im Auswärtigen Amt. Von 1970 bis 1974 war er Mitglied der Europäischen Kommission, 1974 bis 1984 Direktor der London School of Economics, 1987-1997 Rektor des St. Anthony's College und von 1991 bis 1997 zugleich Prorektor der Universität Oxford. 1993 wurde er zum Mitglied des britischen Oberhauses ernannt. Seit 2005 nimmt Ralf Dahrendorf eine Forschungsprofessur für „Soziale und politische Theorie“ am Wissenschaftszentrum Berlin wahr. Derzeit ist er darüber hinaus Vorsitzender der Zukunftskommission des Landes Nordrhein-Westfalen.

Für sein wissenschaftliches und politisches Wirken erhielt Ralf Dahrendorf bereits mehrere hochrangige Auszeichnungen, darunter den Theodor-Heuss-Preis (1997), die Goethe-Medaille (1998), die Aufnahme in den Orden Pour le Mérite (2003) und den Prinz-von-Asturien-Preis (2007), sowie Ehrendoktorate von Universitäten in zwölf Ländern.

Der Schader-Preis wird jährlich von der Schader-Stiftung in einem Festakt im Mai in Darmstadt verliehen und ist mit 15.000 Euro dotiert. Preisgericht ist das Kuratorium der Stiftung. Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderem Klaus von Beyme (2008), Franz-Xaver Kaufmann (2007), Gesine Schwan (2006), Ulrich Beck (2005), Bernd Raffelhüschen (2004), Hartmut Häußermann und Walter Siebel (2003), Fritz W. Scharpf (2002), Peter Graf Kielmansegg (2001), Meinhard Miegel (2000) und Renate Mayntz (1999).

Die Darmstädter Schader-Stiftung fördert die Gesellschaftswissenschaften und deren Dialog mit der Praxis. Sie feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum.

Media Contact

Peter Lonitz idw

Weitere Informationen:

http://www.schader-stiftung.de

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