Aktienmarkt: DAX schaut wieder stärker auf die USA

Der DAX ist schneller als allgemein erwartet in den Bereich von 6.000 Indexpunkten vorgerückt. Bei den regelmäßig diskutierten Faktoren „Restrukturierungsphantasie“, „attraktive Bewertung“ und „Dividendenerhöhungen“ wurden die optimistischen Markterwartungen sogar noch übertroffen. Unternehmen wie Commerzbank, Continental, Linde und MAN haben in der abgelaufenen Berichtssaison insbesondere auf der Kostenseite nochmals positiv überrascht. Die Hoffnungen, dass ein Großteil der DAX-Unternehmen die Dividende anheben würde, wurden erfüllt – die DAX-Unternehmen werden für 2005 insgesamt die Rekordsumme von 21 Mrd. EUR ausschütten. Das 29 Mrd. EUR schwere Angebot von E.ON für die spanische Endesa und das 14 Mrd. EUR Angebot von Merck für Schering haben zudem die Übernahmespekulationen weiter angeheizt. Des Weiteren haben die Hoffnungen auf eine konjunkturelle Belebung in Deutschland mit dem beeindruckenden Anstieg des Ifo-Index auf ein 14-Jahres-Hoch weiteren Rückenwind erhalten.

Jedoch stellt sich gerade angesichts des Ifo-Rekordhochs zunehmend die Frage nach den weiteren Kraftreserven der Faktoren, die in den vergangenen Quartalen den deutschen Aktienmarkt zu einer starken Outperformance im internationalen Vergleich getrieben haben. Die historischen Beispiele Dezember 2003, Januar 2000 oder Juli 1994 zeigen, dass es dem DAX zunehmend schwer fällt, nach einem Ifo-Index-Rekordhoch weitere Kursgewinne zu verbuchen. Darüber hinaus zeichnet sich ab, dass auch die Gewinndynamik auf Unternehmensebene abnimmt. Eine Reihe von DAX-Konzernen – u.a. E.ON, Deutsche Telekom, Deutsche Post – haben für 2006 lediglich eine Stagnation der Gewinne in Aussicht gestellt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des DAX von knapp 14 (2006) hat sich mittlerweile den internationalen Maßstäben angenähert (Beispiel: KGV MSCI World 15), die Bewertungslücke hat sich damit sukzessive eingeengt. Als ein weiterer Faktor könnte eine schärfere Gangart der Notenbank, die bereits die US-Märkte in den vergangenen 2 Jahren gebremst hat, nach den inflationskritischen Äußerungen von EZB-Präsident Trichet zunehmend auch die Aktienmärkte in Europa bremsen.

Der Katalysator für weitere Kursgewinne des DAX liegt damit mehr und mehr in den USA. Sollte es den US-Börsen gelingen, einen Aufwärtstrend durchzusetzen, dürfte dies dem DAX nochmals unter die Arme greifen. Auslöser für diesen Aufwärtstrend könnte, ähnlich wie in 1995, die US-Notenbank sein. Damals wirkte das Ende der Leitzinserhöhungen durch die Fed als Befreiungsschlag für die Wall Street. Der S&P startete einen stetigen Aufwärtstrend und legte um 34 Prozent zu. Der deutsche Aktienmarkt konnte diesem Trend folgen, wenn auch mit einer im Vergleich zu den US-Börsen unterdurchschnittlichen Entwicklung. Mit Blick auf das allmählich näher rückende Ende der Leitzinserhöhungen in den USA besitzt der DAX demnach weiteres Potenzial. Auf Einzeltitelebene bieten zur Zeit insbesondere die Finanzwerte Allianz, Münchener Rück und Deutsche Bank sowie die Automobiltitel VW und DaimlerChrysler vielversprechende Perspektiven.

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Jürgen Pitzer presseportal

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