Airlines fliegen 2008 sechs Mrd. Dollar Verlust ein

Die Fluggesellschaften kapitulieren vor der Öl- und Kerosinpreisrally und gehen für das Geschäftsjahr 2008 davon aus, dass man weltweit 6,1 Mrd. Dollar Verlust einfliegen wird. Wie das Wall Street Journal heute, Donnerstag, unter Berufung auf den Luftfahrtverband International Air Transport Association (IATA) berichtet, belasten neben diesen Faktoren aber auch geopolitische Instabilitäten in China und Indien, die zu einem merklichen Abschwung in der Branche beigetragen haben.

Hinzu kommt die sich abschwächende Konsumfreudigkeit aufgrund der Stagnation der Weltwirtschaft. So sprechen Analysten mittlerweile davon, dass sich der Abschwung noch weiter fortsetzen wird und die Airlines mittel- bis langfristig dazu gezwungen sein werden, auch die Ticketpreise anzuheben.

„Die prognostizierten Zahlen der IATA erscheinen mir realistisch. Schließlich ist die Branche mit einem schwierigen Marktumfeld konfrontiert. Eine Konsolidierungswelle halte ich somit für sehr wahrscheinlich“, unterstreicht Analyst Jürgen Pieper von Metzler Asset Management gegenüber pressetext. Laut IATA-Chief-Executive und -Managing-Director Giovanni Bisignani kann inzwischen von einer „gebrechlichen Industrie“ gesprochen werden, die sich „in einer Krise“ befindet.

Der in Genf ansässige Luftfahrtverband, der international insgesamt 230 Fluggesellschaften repräsentiert, die 93 Prozent des Flugverkehrs ausmachen, musste bereits 26 Airlines aus der Mitgliederliste streichen. Die Krise ist somit dramatisch, da selbst das Airlinesterben nach dem 11. September 2001 nicht zu diesen Auswirkungen geführt hatte. Obwohl noch keine Namen genannt wurden, wird befürchtet, dass ein weiteres Dutzend Fluggesellschaften 2008 von der Bildfläche verschwindet.

Selbst Asien als eine der Regionen, die bislang kaum von plötzlichen Marktschwankungen betroffen schien, zeigt nun erste Ermüdungserscheinungen. Laut dem Bericht befindet sich das Geschäft bereits in einer deutlichen Abschwungphase, da steigende Ölpreise die Margen auffressen und die Einbrüche aus den USA und Europa inzwischen Auswirkungen zeigen. „In China haben wir uns an zweistellige Wachstumsraten im Inlandsgeschäft gewöhnt. Dieses Jahr wird es hingegen nur noch ein einstelliges Wachstum sein“, wird Bisignani zitiert. Ein Indiz für den Abschwung in Asien lässt sich darin erkennen, dass Chinas drei größte Airlines China Southern Airlines, Air China sowie China Eastern Airlines im ersten Halbjahr 2008 nur noch 2,6 Prozent mehr Passagieraufkommen nach 15 Prozent in 2007 zu verbuchen hatten.

Airline-Überkapazitäten zeigen sich jedoch auch in Indien, Korea und Malaysia. So musste Korean Air, der weltgrößte Fracht-Cargo-Carrier, in der vergangenen Woche einen großen Nettoverlust hinnehmen. Malaysian Airline System teilte bereits am Montag mit, dass der Nettogewinn für das zweite Quartal um 40 Mio. Ringgit (zwölf Mio. Dollar) nach 133 Mio. Ringgit zurückging. Angesichts dieser Verluste sagte Bisignani, dass Preissteigerungen um nur einen Dollar je Barrel dazu führen, dass der gesamten Luftfahrtbranche rund 1,6 Mrd. Dollar Zusatzkosten entstehen. „Hohe Ölpreise zerstören unsere Profitabilität“, so der IATA-Chef. „Obwohl mir diese Zahl etwas hochgegriffen vorkommt, zeigt dies jedoch, wie stark die Branche an Ölpreisentwicklungen gekoppelt ist“, meint Piper auf Nachfrage von pressetext. Dass eine Konsolidierung bevorsteht, zeigt sich auch bei der europäischen Airline Spanair. So soll die Schließung der Büros auf den Kanarischen Inseln rund 200 Jobs kosten. Damit sind rund 15 Prozent des Flug- sowie 30 Prozent des Bodenpersonals betroffen.

Media Contact

Florian Fügemann pressetext.austria

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