Neue Operationstechniken, Thromboseprophylaxe und Strategien gegen Problemkeime

Venen per Katheter sanft von innen verschließen – neue minimal invasive Techniken machen es möglich. Sie konkurrieren zunehmend mit herkömmlichen Stripping-Operationen, dem vollständigen Entfernen der Vene.

Von der optimalen Venentherapie über Perspektiven der Thromboseprophylaxe bis zu neuen Strategien gegen multiresistente Keime reicht das Themenspektrum der 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie, vom 15. bis 18. Oktober 2008 (Ruhr-Congress Bochum, http://www.phlebologie-congress.de). Auf dem von Prof. Dr. Markus Stücker und Prof. Dr. Achim Mumme (Venenzentrum der Klinik für Dermatologie und Klinik für Gefäßchirurgie der Ruhr Universität Bochum) veranstalteten Jubiläumskongress diskutieren mehr als 150 Referenten und 1000 Gäste aus 13 Nationen den aktuellen Forschungsstand von Diagnose, Prophylaxe und Therapie bei Venenerkrankungen.

Von „verkochten Venen“ und „inneren Kompressionsstrümpfen“

Wenn das Blut bei stark geweiteten Venen im Unterschenkel versackt, gilt es „das Fallrohr“ – die krankhaft veränderte Vene – möglichst bald zu beseitigen. Der Kongress stellt neue minimal invasive Techniken vor: Etwa winzige Sonden, die – über einen Katheter in die Venen geschoben – das zu weit gewordene Gefäß von innen mittels Radiowellen „verkochen“ und „das Fallrohr“ so verschließen. Ein anderes Operationsverfahren setzt auf Venenerhalt. Mit einem Kunststoffmantel umhüllt der Operateur das „ausgeleierte“ Gefäß und hält die Vene wie mit einem „Kompressionsstrumpf“ in Form, d.h. auf normalem Durchmesser. Doch welchen Stellenwert haben angesichts sanfter Techniken wie Laser- und Radiofrequenzabtragung oder Schaumverödung noch die klassischen Stripping-Operationen? Die Experten werden aktuelle Studien diskutieren, die derzeit Vor- und Nachteile der verschiedenen Venentherapien untersuchen.

Weg mit Problemwunden und „Thrombosespritzen“

Neben der Thrombose ist das offene Bein (Ulcus cruris venosum) die schwerwiegendste Komplikation und zugleich die Endstufe der Krampfadererkrankung. Die Infektion der Wunden durch multiresistente Problemkeime (MRSA) wurde in den letzten Jahren gerade bei langjährig unter offenen Beinen leidenden Patienten zu einer zusätzlichen Herausforderung. Die Wissenschaftler suchen nach optimalen Strategien, MRSA-Besiedlungen und -Infektionen zu vermeiden bzw. möglichst sicher und rasch zu behandeln. Ein weiterer Diskussionspunkt wird die Thromboseprophylaxe sein: Neue Gerinnungshemmer wie das Rivaroxaban stehen zur Vorbeugung venöser Thromboembolien nach einer Hüft- oder Kniegelenkersatzoperation unmittelbar vor der Zulassung. Könnten diese Medikamente (Tablettenform) vielleicht die Thromboseprophylaxe revolutionieren? Standard ist hier noch immer die „Thrombosespritze“ (Injektion von Heparin in das Unterhautfettgewebe).

Phlebologie beeinflusst Volksgesundheit

Rasant wie kaum ein anderes Fachgebiet der Medizin entwickelte sich im letzten Jahrzehnt weltweit die Phlebologie, was unmittelbare Auswirkungen auf die Volksgesundheit hat: Die Anzahl chronischer Veneninsuffizienzen hat sich nachweislich verringert. Die Bonner Venenstudie aus dem Jahre 2003 zeigt auf, dass schwere Krankheitsverläufe bis hin zum offenen Bein im Zeitraum von 1979 bis 2003 von 15 auf 3,6 Prozent zurückgegangen sind. Die weltweite Forschung auf diesem Gebiet, schonende Therapien und die Zunahme von spezialisierten Venenzentren in Kliniken und Praxen werden die Versorgung der Patienten mit Venenerkrankungen weiter verbessern. Krampfadererkrankungen sind mehr als eine kosmetische Störung: Wenn die Venenklappen nicht mehr schließen, versackt Blut in die Unterschenkel und kann dort Stauungssymptome, Thrombosen und das gefürchtete offene Bein hervorrufen.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Markus Stücker, Prof. Dr. Achim Mumme, Venenzentrum der Dermatologischen und Gefäßchirurgischen Kliniken, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Tel.: 0234/8792377, E-Mail: Markus.Stuecker@ruhr-uni-bochum.de, Achim.Mumme@rub.de

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Dr. Josef König idw

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