Krebsmedikament aus dem Komposthaufen: Myxobakterien-Forscher der GBF mit dem Beckurts-Preis ausgezeichnet

Mit dem renommierten Karl Heinz Beckurts-Preis werden zwei Wissenschaftler der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) in Braunschweig geehrt. Der Mikrobiologe Professor Dr. Hans Reichenbach und der Chemiker Professor Dr. Gerhard Höfle nehmen die Auszeichnung am Freitag, 10. Dezember, bei einem Festakt in der Münchner Residenz entgegen. Die Juroren der Karl Heinz Beckurts-Stiftung wollen, wie es in einer Mitteilung der Stiftung heißt, die „exzellenten Arbeiten in der Naturstoffforschung“ würdigen, die Reichenbach und Höfle seit Jahrzehnten leisten.


Seit den siebziger Jahren erforschen die beiden Braunschweiger Wissenschaftler die Biologie und Chemie der Myxobakterien. Diese im Boden lebenden Bakterien erregen das Interesse der Wissenschaft wegen ihrer ungewöhnlichen Lebensweise und weil sie eine Vielzahl verschiedenster chemischer Verbindungen herstellen und in ihre Umgebung abgeben.

Zahlreiche dieser Stoffe haben interessante biologische Eigenschaften und können bei der Behandlung von Krankheiten oder im Pflanzenschutz eingesetzt werden. Reichenbach entwickelte zunächst Isolier- und Kultivierungsverfahren für die schwierig zu handhabenden Myxobakterien, die er in Erdproben und verrottendem Pflanzenmaterial gefunden hatte. In den sechziger Jahren galten diese Mikroorganismen noch als kaum kultivierbar. Mittlerweile wurden an der GBF rund 6000 verschiedene Stämme von Myxobakterien aus bekannten und neuen Gattungen und Arten isoliert, viele davon chemisch charakterisiert und im großen Maßstab kultiviert.

Bei der genaueren Untersuchung dieser Bakterien entdeckte man in Braunschweig an die 600 unterschiedliche chemische Verbindungen. Eines der mikrobiellen Stoffwechselprodukte, das Epothilon, kann Krebszellen abtöten und eignet sich daher für die Tumor-Therapie. Gemeinsam mit einem Partner aus der Pharmaindustrie hat Gerhard Höfle Epothilon-Varianten hergestellt, die sich mittlerweile in der fortgeschrittenen klinischen Prüfung befinden.
Höfle und Reichenbach zeigten sich erfreut über die persönliche Anerkennung, betonten allerdings, dass ihr Erfolg nicht zuletzt auch dem Engagement und der Kreativität ihrer Mitarbeiter zu verdanken sei. Ihre Forschungsarbeit, erklären die Preisträger, sei eine Teamleistung und wäre nicht möglich gewesen ohne den Einsatz vieler Kollegen – von Biologen, Chemikern, Ingenieuren und Technischen Mitarbeitern.

Der Preis

Der Karl Heinz Beckurts-Preis wird seit 1989 von der gleichnamigen Stiftung verliehen, die das Andenken des Wissenschaftlers und späteren Siemens-Vorstands Karl Heinz Beckurts würdigen soll. Der Preis in Höhe von 30 000 Euro zeichnet herausragende wissenschaftlich-technische Leistungen aus, von denen Impulse für die industrielle Innovation ausgehen.

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Manfred Braun idw

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