Über elf Millionen Deutsche in Armut

Armut hat sich in den vergangenen Jahren in Deutschland rasant ausgebreitet. Wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) aufzeigt, hat die Zahl der Betroffenen innerhalb von zehn Jahren um rund ein Drittel zugelegt. Etwa 14 Prozent der Bevölkerung oder 11,5 Mio. Menschen lebten 2008 unter der Armutsschwelle. Von dem steigenden Risiko, in die Armut zu rutschen, seien Kinder und junge Erwachsende besonders betroffen.

Laut Definition der Europäischen Kommission gilt als armutsgefährdet, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens seines Landes zur Verfügung hat. Unter den 19- bis 25-Jährigen lebte den DIW-Angaben zufolge vor zwei Jahren beinahe ein Viertel unter der Grenze. Im Gegensatz dazu stelle Altersarmut aktuell ein vergleichsweise geringes Problem dar. Personen am Ende des Berufslebens oder zu Beginn des Ruhestands würden demzufolge ein unterdurchschnittliches Armutsrisiko aufweisen. Das auf Durchschnittsniveau steigende Risiko ab 75 Jahren sei auf einen höheren Anteil von Witwen mit geringem Alterseinkommen zurückzuführen.

Armutsrisiko steigt mit Kinderzahl

46- bis 55-Jährige sind dem DIW nach überwiegend berufstätig, über den Abschluss der Bildungskarriere hinaus und daher wenig armutsgefährdet. Bei jungen Erwachsenen mache sich hingegen die längere Dauer der Ausbildung sowie der höhere Anteil an Hochschulabsolventen bemerkbar. Dadurch verzögere sich der Einstieg ins Berufsleben. Darüber hinaus müssten viele Jobsuchende schlecht bezahlte Praktika oder „prekäre Arbeitsverhältnisse“ für den Einstieg in die Berufswelt wählen. Der Trend, das Elternhaus früher zu verlassen, erhöhe das Armutsrisiko zusätzlich.

„Insbesondere Familienhaushalte mit mehr als zwei Kindern sind stärker von Armut betroffen“, sagt Joachim Frick vom DIW. Das Risiko steige mit der Kinderzahl. Bei drei liege es bei 22 Prozent, bei vier und mehr Kindern erreiche es bereits 36 Prozent. Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern weisen mit über 40 Prozent eine „weit überdurchschnittliche Armutsrate auf“. Zwar zeige der Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen sowie das Elterngeld Wirkung. Trotzdem bleiben Kinder und Jugendliche einem besonders hohen Risiko ausgesetzt. Finanzielle Unterstützung bekämpfe Symptome, kuriere aber nicht die Ursachen von Armut.

Media Contact

Manuel Haglmüller pressetext.deutschland

Weitere Informationen:

http://www.diw.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Wirtschaft Finanzen

Aktuelle und interessante Meldungen und Entwicklungen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem bietet Ihnen der innovations-report Berichte aus den Teilbereichen: Aktienmärkte, Konsumklima, Arbeitsmarktpolitik, Rentenmarkt, Außenhandel, Zinstrends, Börsenberichte und Konjunkturaussichten.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer