Conference on Photochemistry in Potsdam
Unter Photochemikern gilt sie als eine der weltweit wichtigsten Auszeichnungen: die Theodor-Förster-Gedächtnisvorlesung. Wer sie bei der Lecture Conference on Photochemistry halten darf, ist eine herausragende Wissenschaftlerin oder ein herausragender Wissenschaftler von international ausgezeichnetem Ruf. Wenn sie bzw. er dann noch exzellent vortragen kann, dürfen sich die Konferenz-Teilnehmer ganz besonders auf die Theodor-Förster-Gedächtnisvorlesung freuen.
Sie findet in diesem Jahr am 9. Oktober im Rahmen der 23rd Lecture Conference on Photochemistry an der Universität Potsdam statt und wird gehalten von Professor Dr. J. C. Scaiano, genannt Tito Scaiano, Universität Ottawa. Die Auszeichnung wird verliehen von der Fachgruppe Photochemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), die auch Konferenz-Veranstalter ist. Ausgeschrieben und zuerkannt wird die Vorlesung zudem von der Deutschen Bunsen-Gesellschaft für Physikalische Chemie.
Scaiano, 1945 in Argentinien geboren, kam 1975 nach Kanada und war dort zunächst vor allem am National Research Council in Ottawa tätig, bevor er 1991 an die dortige Universität ging und bis heute dort einen Forschungslehrstuhl für Angewandte Photochemie innehat. Seine Arbeitsgruppe hat sich zu einem „Mekka“ für angehende und etablierte Photochemiker entwickelt. Seine Forschungsinteressen gelten der organischen Photochemie, Nanomaterialien, photokatalytischen Re-aktionsmechanismen, der Laser-induzierten Photochemie, Antioxidantien und supramolekularen Systemen. Reaktionsmechanismen durch Mess-ung von Reaktionskinetiken mit photochemischen Methoden im Detail zu ergründen, ist seine besondere Spezialität.
In den 1980er Jahren entwickelte er eine computergestützte Laserblitzlichtphotolyse-Apparatur, die eine rasche Untersuchung einer Vielzahl von Reaktionen ermöglichte und daher auch von mehreren Firmen kommerzialisiert wurde. Sein Interesse an Reaktionsmechanismen führte ihn u.a. zu ausführlichen Untersuchungen an freien Radikalen, die große Beachtung auch bei Biologen und Medizinern fanden. Scaiano hat bereits hohe Auszeichnungen erhalten und gehört weltweit zu den meistzitierten Chemikern.
Die Photochemie-Konferenz in Potsdam ist international hochrangig besetzt. Die neun Plenarvortragenden kommen aus sechs Ländern. Die Beiträge beleuchten aktuelle Forschungsarbeiten zum grundlegenden Verständnis molekularer Interaktionen bis hin zur Photochemie in den Umweltwissenschaften. So wird Professor Dr. Willi Bannwarth von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg über Arbeiten zum „molekularen Lineal“ berichten, mit dem es möglich ist, Abständsänderungen zwischen Molekülen auf der Nanometer-Skala zu untersuchen. Professor Dr. Petr Klán von der Masaryk Universität in Brno, Tschechien wird in seinem Vortrag über die Photochemie von Organischen Verbindungen auf Eis- und Schneeoberflächen deutlich machen, dass sich aufgrund von photochemischen Reaktionen auf diesen Oberflächen neue Verbindungen bilden können, die anschließend wieder in die Atmosphäre oder über das Schmelzwasser in die Hydrosphäre gelangen. Wichtig sind diese Untersuchungen mit Blick auf Schadstoffablagerungen in polaren Regionen sowie im Eis und Schnee von Gebirgsregionen, die weit von der Schadstoffquelle entfernt sind.
Neuartige funktionelle Farbstoffe sind seit Anbeginn der Photochemie ein wichtiges Forschungsgebiet. Schließlich entsteht der wahrgenommene Farbton durch Absorption von Licht einer bestimmten Wellenlänge. Durch chemische Veränderungen am Farbstoffmolekül kann man die Absorption zu kürzeren oder längeren Wellenlängen hin verschieben und somit die Farbe ändern. Das ist schon lange bekannt. Heute werden Farbstoffe gezielt synthetisiert, die beispielsweise für biomedizinische oder optische Anwendungen eingesetzt werden. Dazu stehen innovative Methoden der Photochemie zur Verfügung, um die Eigenschaften der Substanzen für spezielle Anwendungen gezielt zu optimieren. Professor Dr. Amilra Prasanna de Silva von der Queen’s University in Belfast, Nordirland, stellt Farbstoffe vor, die Dank ihrer einzigartigen elektronischen Eigenschaften als molekulare Schalter eingesetzt werden können. Professor Dr. Mathias O. Senge vom Trinity College Dublin, Irland, befasst sich mit der Veränderung der nicht-linearen optischen Eigenschaften von Porphyrinen, die sich bei niedrigen Bestrahlungsintensitäten als sättigbare Absorber – verwendbar etwa als superschnelle optische Schalter – verhalten, bei hohen Bestrahlungsintensitäten dagegen den entgegengesetzten Effekt aufweisen, der sich zum Schutz von Sensoren oder Augen gegenüber hochenergetischen Lichtpulsen anwenden lässt.
In den weiteren Vorträgen geht es beispielsweise um Miniaturisierung optischer Sensoren, um Fluoreszenz- und Laserfarbstoffe, um Nanokomposit-Materialien basierend auf Graphenoxid, um die Optimierung von Sonnenschutzcremes und um hochauflösende Spektroskopie.
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit über 30.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie hat 27 Fachgruppen und Sektionen, darunter die Fachgruppe Photochemie mit über 300 Mitgliedern. Ihre Ziele auf dem Gebiet der Photochemie und ihren Grenzgebieten sind, den Gedankenaustausch unter Fachkollegen zu fördern und fachliche Anregungen zu vermitteln, die Beziehungen zu entsprechenden Organisationen im Ausland zu pflegen, die fachbezogene Lehre im Chemieunterricht an den Hochschulen zu verankern bzw. zu stärken und den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern.
Kontakt:
Dr. Renate Hoer
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.
Öffentlichkeitsarbeit
Tel. +49 69 7917-493
Fax +49 69 7917-1493
Email: pr@gdch.de
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Weitere Informationen:
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