Der 'Fall' als Fokus professionellen Handelns
Mit einer Konferenz im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld vom 30. September bis 2. Oktober endet die Arbeit der Kooperationsgruppe „Der 'Fall' als Fokus professionellen Handelns“.
Geleitet wurde die Gruppe von den Professoren Jörg Bergmann (Soziologie, Bielefeld), Ulrich Dausendschön-Gay (Sprachwissenschaft, Bielefeld), Ludger Hoffmann (Sprachwissenschaft, Dortmund), Thomas-Michael Seibert (Rechtswissenschaft, Frankfurt am Main) und Ulrich Streeck (Medizin, Rosdorf).
Professionen werden typischerweise verstanden als Dienstleistungsberufe, die über hochgradig systematisiertes und spezialisiertes Wissen verfügen, das sie im Lauf einer langen Ausbildung erwerben. Dieses Wissen soll Professionelle in die Lage versetzen, praktische Probleme und Krisen zu lösen, die im Alltag nicht mehr bewältigt werden können und für die deshalb spezifische Hilfe gesucht wird. Zum Kern der professionellen Tätigkeit zählen der Umgang und die Arbeit mit 'Fällen'.
Professionelle Arbeit – ob nun die eines Richters, eines klinischen Mediziners oder eines Psychotherapeuten – realisiert sich an Fällen, Fälle bilden den Fokus pro-fessionellen Handeln, bei dem die erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten zur Anwendung kommen. Allerdings kann die Intervention des Professionellen nie nach 'Schema F' erfolgen, vielmehr befindet sich der professionelle Praktiker immer in einem Spannungsfeld zwischen seinem systematischen Expertenwissen und den unvermeidbaren Besonderheiten jedes Einzelfalls.
Ziel der Konferenz ist es, die vorbereiteten, schriftlich vorliegenden Arbeitsergebnisse der Projektmitglieder mit externen Expertinnen und Experten zu diskutieren. Analysiert werden unter anderem Einzelfalldarstellungen, die sich auf Praxisfelder im Bereich Recht (englisches Strafrecht und deutsches Zivilrecht) sowie im Bereich Medizin (Psychiatrie, Neurologie/Epilepsie und klinische Chirurgie) beziehen. In ihnen werden verschiedene Stadien von einem Alltagsereignis über die Konsultation eines professionellen Akteurs bis zum (vorläufigen) Abschluss der institutionellen Behandlung des Problems nachgezeichnet.
Jenseits der verglichenen Einzelfälle geht es dann um die Rekonstruktion relevanter Phasen, die in allen vorliegenden Fällen von den an der Kommunikation Beteiligten durchlaufen werden.
Eine weitere Abstraktion betrifft die Darstellung verschiedener Aufgabenbereiche, die nach den bisherigen Beobachtungen in den Prozessen der Fallkonstitution erledigt werden (müssen). Zu diesen Aufgaben gehören zum Beispiel: die Entscheidung darüber, ob es sich bei dem Ereignis überhaupt um einen 'Fall' aus professioneller Sicht handelt; die Konstruktion des zentralen Problems; die Lösungsangebote für das zentrale Problem sowie die 'Nachbehandlung'.
Ein anderer Typ der Abstraktion vom Einzelfall bezieht sich etwa auf die Beschäftigung mit Formulierungsaspekten wie Erzählen, Darstellen und Deuten.
Tagungszeiten:
30. September, 14.00 bis 20.00 Uhr
1. Oktober, 9.00 bis 18.30 Uhr
2. Oktober, 9.30 bis 12.30 Uhr
Weitere Informationen erhalten Sie unter:
www.uni-bielefeld.de/(de)/ZIF/AG/2009/09-30-Dausendschoen-Gay.html
Bei inhaltlichen Fragen wenden Sie sich bitte direkt an die Veranstaltungsleitung:
Prof. Dr. Ulrich Dausendschön-Gay, Universität Bielefeld
Tel: 0521 / 106-3645
E-Mail: u.daugay@uni-bielefeld.de
Anfragen zur Tagungsorganisation beantwortet im Tagungsbüro des ZiF:
Marina Hoffmann
Tel.: 0521 / 106 2768
Fax: 0521 / 106 6024
E-Mail: Marina.Hoffmann@uni-bielefeld.de
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