Neue Technik für das Reparieren aus der Ferne

Experten, die sich mit der Technologie auskennen, müssen erst anreisen. Doch das kostet Zeit und Geld. Saarbrücker Informatiker haben eine Methode entwickelt, mit der Spezialisten über eine Plattform mit der betroffenen Firma in Kontakt treten können.

So können sie dem Personal vor Ort erklären, wo der Fehler liegt und wie dieser zu beheben ist. Dabei ist der Experte immer live zugeschaltet, kann die Reparaturen überwachen und notfalls einschreiten. Auf der Computermesse Cebit in Hannover zeigen die Forscher vom 10. bis 14. März das System (Halle 9, Stand E13).

Viele deutsche Unternehmen agieren heutzutage global: Sie entwickeln in heimischen Gefilden, produzieren aber in Ländern wie China, Brasilien oder Tschechien. Für Wartungen und Reparaturen müssen Ingenieure, die einst die komplexen Produktionsanlagen entwickelt haben, oft aus Deutschland anreisen.

Ein neuer Ansatz von Informatikern um Professor Thorsten Herfet vom Lehrstuhl Nachrichtentechnik der Saar-Uni könnte hier Abhilfe schaffen: Eine Plattform, die den Ingenieur in seinem Büro live über den Computer mit dem Produktionsstandort zusammenbringt. „Wir verbinden hierbei Sensor- und Umgebungsdaten, Videosignale und Computergrafik in einer einzigen Anwendung“, erklärt Thorsten Herfet, der auch Direktor für Forschung und Entwicklung am Saarbrücker Intel Visual Computing Institute ist. „Das System zeigt dem Nutzer auf seinem Bildschirm parallel mehrere Ansichten. „Eine Kamera filmt die zu untersuchende Maschine“, sagt Michael Karl, der das Projekt leitet. „Das Video wird in Echtzeit auf den Rechner übertragen.“ Des Weiteren ist in einem anderen Fenster die Maschine als 3-D-Modell zu sehen. „Nutzer beider Standorte können das Modell interaktiv bedienen“, so Karl weiter. „Der Ingenieur kann so dem Personal vor Ort zum Beispiel zeigen, welches Teil der Maschine ausgetauscht werden muss.“ Die Plattform stellt darüber hinaus verschiedene Messdaten von Sensoren zur Verfügung, die etwa Aufschluss über Temperatur oder Druck geben und so auch Hinweise zur Schadensursache liefern können. Über eine Videokonferenzschaltung sind alle Akteure außerdem miteinander verbunden.

Die Technik, die für das Verfahren genutzt wird, ist relativ preiswert: Eine 3-D-Kamera, eine Web-Kamera und ein Rechner. Über ein Firmen-Netzwerk wären die Standorte laut Karl einfach miteinander zu verbinden. Um die Maschine als Modell darzustellen, könnten die Unternehmen auf Konstruktionsmodelle zurückgreifen.

Die Saarbrücker Wissenschaftler setzen bei ihrem Verfahren erstmals auf mehrere Technologien gleichzeitig, um möglichst viele Schadensfälle mit ihrer Methode zu beheben. Neben den Informatikern des Lehrstuhls Nachrichtentechnik und des Intel Visual Computing Institutes sind auch weitere Forscher der Universität des Saarlandes und des Softwareclusters an dem Verfahren beteiligt.

Den Kern der Saarbrücker Informatik bildet die Fachrichtung Informatik. In unmittelbarer Nähe forschen auf dem Campus sieben weitere weltweit renommierte Forschungsinstitute. Neben den beiden Max-Planck-Instituten für Informatik und Softwaresysteme sind dies das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Zentrum für Bioinformatik, das Intel Visual Computing Institute, das Center for IT-Security, Privacy und Accountability (CISPA) und der Exzellenzcluster „Multimodal Computing and Interaction“.

Weitere Informationen zu Sinnodium: Software Innovations for the digital company

Fragen beantwortet:
Michael Karl
Intel Visual Computing Institute
Tel.: +49(0)681 / 302-70870
E-Mail: karl@intel-vci.uni-saarland.de

Redaktion:
Gordon Bolduan
Wissenschaftskommunikation
Kompetenzzentrum Informatik Saarland
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Melanie Löw Universität des Saarlandes

Weitere Informationen:

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