Der Tomatenfisch gewinnt den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie „Forschung“

Im Rahmen des Deutschen Nachhaltigkeitspreises vergab das Bundesministerium für Bildung und Forschung erstmals den Forschungspreis „Nachhaltige Entwicklungen“ für herausragende Projekte in den Bereichen Klima, Energie, Ressourcen und Umwelttechnologien.

Der Forschungspreis wurde am 7. Dezember 2012 von Dr. Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises überreicht.

Hochwertiges tierisches Eiweiß produzieren, dabei rekordverdächtig wenig Wasser verbrauchen und das mit einer ausgeglichenen CO2-Bilanz – mit diesen Argumenten hat das Aquaponiksystem ASTAF-PRO „Tomatenfisch“ die Jury überzeugt (Kurzbegründung der Jury: http://www.nachhaltigkeitspreis.de/1252-0-IGB.html).

„Wir freuen uns ungemein über die Auszeichnung. Der Preis wird eine große Unterstützung sein, um den Übergang von einem Forschungsprojekt in die breite Anwendung zu beschleunigen“, so Prof. Werner Kloas, einer der Entwickler des Systems.

Am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) forscht die Arbeitsgruppe Aquakultur von Werner Kloas daran, Fischzucht nachhaltig zu gestalten. In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt ASTAF-PRO (Aquaponiksystem zur nahezu emissionsfreien Tomaten- und Fisch-Produktion in Gewächshäusern), auch „Tomatenfisch“ genannt, haben die Wissenschaftler ein System entwickelt, mit dem durch die Kombination von Fisch- und Gemüsezucht Wasser eingespart werden kann und das im Fischkreislauf entstandene Nitrat und andere Nährstoffe als natürlicher Pflanzendünger verwendet werden.

Die Kombination von Fischzucht (Aquakultur) und Pflanzenzucht (Hydroponik) über ein Einwegventil und die Wasserrückgewinnung sind eine einzigartige vom IGB in 38 Ländern patentierte Technologie: Die einzusetzenden Ressourcen werden also durch die mehrfache Nutzung von Energie, Wasser und Nährstoffen maximal geschont. So können beispielsweise mit 220 L Wasser 1 kg Fisch und 1,6 kg Tomaten produziert werden. In herkömmlichen geschlossenen Fischkreislaufanlagen werden ca. 600-1000 L Wasser eingesetzt, um 1 kg Fisch zu erhalten, und etwa 1000 L Wasser, um 1,6 kg Tomaten zu züchten. Das in der Fischzucht produzierte CO2 wird bei ASTAF-PRO fast vollständig wieder von den Pflanzen gebunden.

Das System eignet sich aufgrund der effizienten Wassernutzung besonders in trockenen Gebieten. In unseren Breitengraden ist eine Kombination mit Biogasanlagen, Blockheizkraftwerken oder anderen Abwärme-Produzenten sinnvoll: Die entstehende Abwärme kann genutzt werden, um das Gewächshaus und die Fischbecken zu erwärmen.

Kontakt
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Müggelseedamm 310
12587 Berlin
Projektleiter Prof. Dr. Werner Kloas
Tel: (030) 64181-630
E-Mail: werner.kloas@igb-berlin.de
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Nadja Neumann
Tel: (030) 64181-631
E-Mail: nadja.neumann@igb-berlin.de

Media Contact

Gesine Wiemer Forschungsverbund Berlin e.V.

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer