Feierliche Verleihung des Karl-Ziegler-Preises an Alois Fürstner auf dem Wissenschaftsforum Chemie
Mit dem diesjährigen Karl-Ziegler-Preis, der mit 50.000 Euro und einer Goldmünze dotiert ist, ehrt die GDCh einen der renommiertesten organischen und metallorganischen Chemiker von internationalem Rang mit einer beeindruckend langen Liste bemerkenswerter Erfolge auf vielen Gebieten der Chemie. Fürstner machte sich insbesondere mit seinen vielbeachteten Beiträgen zur Katalyseforschung einen Namen.
Fürstner entdeckte als Erster das enorme Potenzial der Metathese (Meta: Wechsel, Thesis: Position) zur Darstellung großer und mittlerer Ringe, was noch Mitte der 1990er Jahre explizit ausgeschlossen wurde. Die Ringschlussmetathese wandte er meisterhaft an zur Darstellung von Naturstoffen und auch industriell relevanter Zielmoleküle (z.B. Duftstoffe). Dadurch half er, die Olefinmetathese unter organischen Synthetikern populär zu machen; sie zählt heute zum chemischen Allgemeingut.
Ein ursprünglich aus dem Labor von Fürstner stammender Katalysator (Ruthenium-Indenyliden) wird heute industriell hergestellt und unter verschiedenen Handelsnamen angeboten. Ruthenium-Katalysatoren der „zweiten Generation“ folgten – parallel zu den Arbeiten des Nobelpreisträgers Robert H. Grubbs. Wo die Olefinmetathese keine ausreichend guten Ergebnisse lieferte, konnte Fürstner z.T. die Alkinmetathese erfolgreich anwenden. All seinen anspruchsvollen Syntheseprojekten lagen beeindruckende Entwicklungen im Bereich der Katalysatoren zugrunde.
Fürstner zählt auch zu den Pionieren der Platin-, Gold- und Eisenkatalyse, indem er durch eingehende metallorganische Studien half, die Mechanismen der ablaufenden Reaktionen zu verstehen. Auch in diesem Gebiet findet man das für ihn charakteristische Wechselspiel aus methodischer Entwicklung und gezielter Anwendung. Fürstners Veröffentlichungen werden äußerst oft zitiert, er ist ein gesuchter Vortragender und ein geschätzter Berater. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Leibniz-Preis der DFG, dem Otto-Bayer-Preis und der Prelog-Medaille der ETH Zürich.
Fürstner wurde 1962 im österreichischen Bruck/Mur geboren und studierte Chemie an der Technischen Universität Graz, wo er 1987 den Doktortitel erwarb. An der Universität Genf absolvierte er ein Postdoktorat, bevor er sich 1992 habilitierte. 1993 begann er als Arbeitsgruppenleiter am MPI für Kohlenforschung und nahm einen Lehrauftrag an der Technischen Universität Dortmund an. Seit 1998 ist er Direktor am MPI in Mülheim und Professor an der TU Dortmund. Vorstandsmitglied der GDCh war er von 2004 bis 2011.
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit über 30.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Ihre bedeutendste Tagung ist das alle zwei Jahre stattfindende Wissenschaftsforum Chemie, das 2013 vom 1. bis 4. September im Kongresszentrum Darmstadtium in Darmstadt stattfindet. Zu den Höhepunkten der Wissenschaftsforen zählen die Preisverleihungen. Mit 50.000 Euro ist der Karl-Ziegler-Preis neben dem Otto-Hahn-Preis der höchstdotierte Preis der GDCh. Er wurde erstmals 1998 aus Geldern der Karl-Ziegler-Stiftung vergeben, und zwar an Gerhard Ertl, den Nobelpreisträger von 2007.
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