Wann sind Investitionen in die Datenqualität wirklich effizient?
Der Augsburger Wirtschaftsmathematiker Mathias Klier ist für seine Diplomarbeit „Messung von Datenqualität und ökonomische Bewertung von Datenqualitätsmaßnahmen – ein dynamisches Optimierungsmodell am Beispiel eines Mobilfunkanbieters“ von der Vodafone-Stiftung mit dem mit 5000 Euro dotierten Förderpreis 2007 für Forschung im Bereich Markt-/Kundenorientierung ausgezeichnet worden.
„Klier“, so begründet die Vodafone-Stiftung diese Auszeichnung, „gelingt es mit dieser Forschungsarbeit, neue Ansätze zur Quantifizierung der Qualität von Kundendaten zu entwickeln. Außerdem werden praktisch umsetzbare Entscheidungshilfen gegeben, wann und in welchem Umfang aus ökonomischer Sicht in Datenqualitätsmaßnahmen investiert werden sollte.“ Der Preisträger hat an der Universität Augsburg studiert und ist seit 2005 hier wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Dr. Hans Ulrich Buhl am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsinformatik & Financial Engineering.
Mangelhafte Daten, unzufriedene Kunden, hohe Kosten
Insbesondere Großunternehmen müssen heute immense Datenmengen verwalten. So werden etwa bei einem Mobilfunkbetreiber viele Millionen Datensätze mit kundenrelevanten Informationen vorgehalten. Die Sicherung der Qualität dieser Daten stellt hohe Anforderungen an die Unternehmen. Untersuchungen zeigen, dass heute 15 bis 20 Prozent der Daten in typischen Kundendatenbanken fehlerhaft sind. Unter dieser mangelhaften Datenqualität leidet nicht nur die Kundenzufriedenheit, vielmehr kann jeder nicht korrekte Datensatz auch hohe Kosten verursachen, die sich schnell zu Millionenbeträgen summieren können.
Wann sind Investitionen ökonomisch gerechtfertigt?
Gerade für größere Unternehmen ist es daher unumgänglich, in die Sicherung und Verbesserung der Datenqualität zu investieren. Dabei stellt sich allerdings die Frage, ob und wann entsprechende Maßnahmen überhaupt ökonomisch gerechtfertigt sind. Schließlich verursachen auch Datenqualitätsmaßnahmen oft Kosten, die in die Millionen gehen können.
Quantitatives, mehrperiodiges Modell ersetzt „Daumenregeln“
Bei diesem Problem setzt Kliers Diplomarbeit an. Er entwickelt ein Modell, mit dessen Hilfe Unternehmen die betriebswirtschaftliche Rentabilität von Datenqualitätsmaßnahmen ermitteln können. Während entsprechende ältere Ansätze über „Daumenregeln“ kaum hinauskommen, stellt Klier ein quantitatives, mehrperiodiges Optimierungsmodell vor, das es erlaubt, die konkreten Rahmenbedingungen – wie beispielsweise das bisher vorhandene Datenqualitätsniveau oder den Umfang der Datenbasis – bei der Planung künftiger Maßnahmen zu berücksichtigen. Zusätzlich werden den Unternehmen Methoden zur Verfügung gestellt, mit denen sie die Qualität der verfügbaren Daten bestimmen können. Dazu hat Klier spezielle Kennzahlen und Metriken für verschiedene Qualitätsmerkmale – zum Beispiel für die Aktualität der gespeicherten Informationen – entwickelt. Dass der Wirtschaftsmathematiker aus seinem Modell relativ leicht umsetzbare Handlungsempfehlungen für Unternehmen ableitet, unterstreicht den großen praktischen Wert seiner Arbeit. Zudem konnte Klier die Praxistauglichkeit seiner Methoden anhand der Daten eines Mobilfunkanbieters bereits belegen.
Effizientes Datenqualitätsmanagement im Unternehmens- und im Kundeninteresse
Hartmut Kremling, Geschäftsführer Technik von Vodafone Deutschland, resümiert: „In seiner Forschungsarbeit hat Mathias Klier ein praxisrelevantes Thema mit einem innovativen und interdisziplinären Ansatz bearbeitet. Gerade für uns als Mobilfunkanbieter, der einen sehr großen Kundenstamm betreut, ist die Datenqualität ein wichtiger Bereich, der zudem weiter an Bedeutung gewinnt. Die von Herrn Klier entwickelten Methoden ermöglichen es, das Datenqualitätsmanagement zukünftig noch effizienter zu gestalten – was durch die Vermeidung unnötiger Kosten letztlich auch den Kunden zugute kommt.“
Zum Preisträger Mathias Klier
Mathias Klier (27) studierte Wirtschaftsmathematik an der Universität Augsburg und schloss das Studium 2005 als Dipl.-Math. oec. ab. Seit 2005 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsinformatik & Financial Engineering der Universität Augsburg. Er leitet hier unter anderem ein Projekt zur Entwicklung eines kundenwertorientierten Vertriebssteuerungskonzepts bei einem Finanzdienstleister. Parallel arbeitet er an seiner Dissertation in den Themenbereichen Kundenbeziehungsmanagement, Datenqualität und Einführung von Kommunikationsstandards.
Die Preise der Vodafone-Stiftung
Die Vodafone-Stiftung vergibt seit 1997 jährlich einen mit 25.000 Euro dotierten Innovations- und zwei mit jeweils 5.000 Euro dotierte Förderpreise für Forschung. Ggewürdigt werden damit wissenschaftliche Leistungen, die sich durch ein ungewöhnlich hohes Niveau und eine große Praxisrelevanz auszeichnen. Eine mit Vertretern aus Wissenschaft und Industrie besetzte Jury kann die Preise sowohl Einzelpersonen als auch einer Gruppe zuerkennen. Der Iinnovationspreis ging in diesem Jahr an Prof. Dr.-Ing. Martin Bossert (Universität Ulm, Lehrstuhl für Telekommunikationstechnik und Angewandte Informationstheorie), der zweite, dem Bereich Natur- und Ingenieurwissenschaften gewidmete Förderpreis an die Mathematikerin Dr.-Ing. Anke Schmeink, die bei Philips Research im Bereich Medical Signal Processing arbeitet. (siehe auch http://www.vodafone-stiftung-fuer-forschung.de/preistraeger/2007/)
Kontakt:
Mathias Klier
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsinformatik & Financial Engineering
Universität Augsburg, 86135 Augsburg , Telefon: +49(0)821/598-4137,
mathias.klier@wiwi.uni-augsburg.de
Heiko Witzke
Vodafone D2 GmbH, Unternehmenskommunikation
Am Seestern 1, D-40547 Düsseldorf, Telefon: +49(0)211/533-5500
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.vodafone-stiftung-fuer-forschung.de/preistraeger/2007Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise
Neueste Beiträge
Regenerative Kraftstoffe: Baukasten für die Verkehrswende
Vor etwa zehn Jahren wurde an der Hochschule Coburg der Diesel-Kraftstoff R33 entwickelt – der Name steht für einen Anteil von 33 Prozent erneuerbarer Komponenten. Dieses Potenzial wurde nun mit…
‚Starke‘ Filter – Neuartige Technologie für bessere Displays und optische Sensorik
Studie zeigt, wie ein quantenmechanisches Prinzip der starken Kopplung bislang unerreichte Möglichkeiten zur Konstruktion optischer Filter eröffnet: Sogenannte „Polaritonfilter“ eröffnen revolutionäre Wege in der Bildgebung. Publikation in „Nature Communications“. Einem…
Tapes aus recycelten Carbonfasern für den Leichtbau
Statt „Downcycling“: In Leichtbauanwendungen, bei denen eine hohe Festigkeit und Steifigkeit bei zugleich minimalem Gewicht entscheidend sind, werden zunehmend carbonfaserverstärkte Kunststoffe (CFK) eingesetzt. Jedoch gehen mit dem wachsenden Einsatz an…