Späte Sprecher oder gestörte Sprachentwicklung?

Zum vierten Mal hat der Deutsche Bundesverband für Logopädie (dbl) heute im Rahmen seines Jahreskongresses den dbl-Forschungspreis vergeben.

dbl-Präsidentin Dr. Monika Rausch zeichnete in diesem Jahr im Eurogress Aachen die Logopädin und Diplom-Sprachwissenschaftlerin/Patholinguistin Antje Skerra für ihre im Studiengang Patholinguistik an der Universität Potsdam noch unter ihrem Geburtsnamen Antje Richter vorgelegte Diplomarbeit aus. Sie trägt den Titel „'Fast-Mapping' – Leistungen bei Kindern mit einer semantisch-lexikalischen Störung im Rahmen einer SSES (Spezifischen Sprachentwicklungssstörung)“. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.

Die preisgekrönte Arbeit wird im Schulz-Kirchner Verlag publiziert, der den dbl-Forschungspreis auch finanziell unterstützt.

Der Wortschatzerwerb ist ein Teil der Sprachentwicklung eines Kindes. Einer der frühesten Lernprozesse beim Wortschatzerwerb ist das so genannte Fast-Mapping. Es findet statt, wenn ein Kind zum ersten Mal ein neues Wort lernt. Das Kind baut in einem schnellen Lernprozess eine erste vage Vorstellung (Repräsentation) auf und verankert diese in seinem Lexikon. „Die Arbeit von Antje Skerra konnte zeigen, dass sprachentwicklungsgestörte Kinder weniger Informationen zu neu gelernten Worten abspeichern als sprachunauffällige Kinder“, so dbl-Präsidentin Dr. Monika Rausch.

„Die Arbeit von Antje Skerra trägt dazu bei, bei sprachauffälligen Kindern bereits im Alter von 2,5 bis 3 Jahren zu erkennen, ob sie sich lediglich etwas mehr Zeit mit ihrer Sprachentwicklung lassen, oder ob eine behandlungsbedürftige Sprachstörung vorliegt“, erläutert Rausch. Darüber hinaus könnten durch eine genaue Untersuchung von Fast-Mapping-Störungen gezielte Untersuchungs- und Therapieverfahren für diejenigen Kinder abgeleitet werden, die an so verursachten Wortschatzstörungen leiden.

Die dbl-Präsidentin wies darauf hin, dass der Preis auch dazu beitragen solle, logopädische Forschung in Deutschland zu etablieren.

Hierzu dienen auch dbl-Stipendien zur Teilnahme an wissenschaftlichen Kongressen sowie Zuschüsse zur Förderung logopädischer Forschungsprojekte, die der Verband an Mitglieder vergibt.

„Obwohl die grundständige Logopädieausbildung im Unterschied zu den anderen europäischen Ländern in Deutschland immer noch nicht an den Hochschulen angesiedelt ist, gibt es viele Logopädinnen und Logopäden, die wissenschaftlich tätig sind“, betonte Rausch. Darauf wolle der dbl aufmerksam machen und auch aufzeigen, dass spezifische logopädische Fragestellungen ohne die engagierte Arbeit der Logopädinnen von angrenzenden wissenschaftlichen Disziplinen häufig nicht aufgeworfen werden, so Dr. Rausch.

Media Contact

Lucas Rosenthal presseportal

Weitere Informationen:

http://www.dbl-ev.de

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