Ausgezeichnete Projektidee: "Lebens.Netz.Dresden." im Bundeswettbewerb prämiert

Aus 122 eingereichten Ideenskizzen gingen zehn erfolgreich aus der ersten Wettbewerbsphase hervor. Sie werden heute in Bonn mit je 10.000 Euro prämiert. Eines der ausgezeichneten Projekte ist „Lebens.Netz.Dresden.“.

Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) entwickelten die Grundlagen der Projektidee und holten Partner aus Wirtschaft, Naturschutz und Verwaltung ins Boot. Die Konzeption wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Umweltzentrum Dresden erarbeitet.

Natur erhalten – Wirtschaft stärken – Lebensqualität verbessern: Hinter dem Konzept „Lebens.Netz.Dresden.“ steckt die Idee, modellhaft zu zeigen, wie dauerhafte Allianzen zwischen Naturschützern und Naturnutzern in einer Stadtregion – der Stadt Dresden und Teilen der angrenzenden Landkreise Meißen und Sächsische Schweiz – geschmiedet werden können. „Natur und Landschaft sind wichtige Standortfaktoren in der Hochtechnologie- und Forschungsstadt Dresden“, sagt Dr. Markus Leibenath, der das Projekt im IÖR koordiniert. „Lebens.Netz.Dresden.“ soll dazu beitragen, die Lebensqualität der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern.“

Im Bundeswettbewerb „Idee.natur – Naturschutzgroßprojekte und ländliche Entwicklung“ waren Naturschutzverbände, Stiftungen, Landkreise, Zweckverbände und andere regionale Interessensgruppen oder Partnerschaften dazu aufgerufen, neue Konzepte für Naturschutzgroßprojekte zu erarbeiten, die zugleich den Regionen auch Perspektiven für eine wirtschaftliche Entwicklung eröffnen. Themenschwerpunkte des Wettbewerbs sind „Wälder“, „Moore“ und „Urbane/industrielle Landschaften“. Dafür stellt das Bundesumweltministerium mehrere Millionen Euro pro Naturschutzgroßprojekt über einen Zeitraum von bis zu zwölf Jahren bereit.

„'Lebens.Netz.Dresden.' stellt einen höchst interessanten Modellversuch dar“, begründet Prof. Dr. Bernhard Müller, Direktor des IÖR, das Engagement des Instituts bei der Entwicklung der Projektidee. Das Projekt eigne sich dazu, raumwissenschaftliche Forschungsfragen anhand der Region Dresden exemplarisch zu untersuchen, die in der Naturschutz- und Stadtentwicklungsforschung derzeit intensiv diskutiert werden. „Darüber hinaus kann das IÖR bei der Koordination unterschiedlicher Interessengruppen einen ganz wesentlichen Beitrag leisten. Das Institut hat langjährige Forschungserfahrung im Bereich der interkommunalen Kooperation. Insbesondere den Aufbau regionaler Akteursnetzwerke begleitete das IÖR in mehreren Projekten“, erläutert Müller.

„Viele Naturschutzkonzepte wie zum Beispiel der Ansatz des Biotopverbunds sind ursprünglich für Agrarlandschaften entwickelt worden“, erklärt Markus Leibenath weiter. „Uns interessiert, inwieweit sich ähnliche Strategien in hochverdichteten Stadtregionen umsetzen lassen. Welche Synergien oder Konflikte ergeben sich mit anderen umweltpolitischen Handlungsfeldern – zum Beispiel dem Hochwasserschutz? Welchen Wert haben städtische Freiflächen für den Naturschutz? Und speziell mit Blick auf Ostdeutschland: Welche besonderen Potenziale bieten Strukturwandel und Stadtumbau für den Naturschutz?“

Besondere Beachtung schenken die Wissenschaftler des IÖR auch den Randgebieten von Städten. Kann durch die integrierte Betrachtung von ökologischer Landwirtschaft, regionaler Verarbeitung und Vermarktung von Bio-Lebensmitteln, Erholungsvorsorge und Umweltbildung ein neues Bewusstsein für die Bedeutung und Qualitäten dieser Räume geschaffen werden? Welche Vorteile für den Naturschutz können sich dadurch ergeben?

In peripheren, ländlichen Regionen wiederum bildet Naturschutz in Verbindung mit Tourismus oft das wichtigste wirtschaftliche Fundament. Bei einem Hochtechnologiestandort wie Dresden liegt das Augenmerk hingegen auf der industriell-gewerblichen Entwicklung. Naturschutz in einer sehr engen Sichtweise wird oft nur als Störfaktor wahrgenommen. Erforscht werden soll daher auch, welche Potenziale Naturschutz für eine High-Tech-Stadt wie Dresden bietet. Welche Möglichkeiten der direkten Wertschöpfung stecken in der Kombination von Naturschutz und Ökolandbau in Dresden – einer Stadt, in der auch die Lebensmittelverarbeitung eine bedeutende Rolle spielt?

Und schließlich: Naturschutz stößt häufig auf Widerstand in der lokalen Bevölkerung – in vielen Fällen eine Folge mangelnder Information und Beteiligung. „Ganz wichtig ist es uns daher zu untersuchen, wie ein integriertes Naturschutzgroßprojekt wie 'Lebens.Netz.Dresden.' in einer Großstadt partnerschaftlich entwickelt und umgesetzt werden kann“, sagt Leibenath.

Nachdem sich die Projektidee „Lebens.Netz.Dresden.“ erfolgreich in der ersten Runde des Bundeswettbewerbs behaupten konnte, geht es in Runde zwei nun um die Weiterentwicklung der Idee. Dazu wird bis Ende 2008 ein ausführlicher Projektantrag erarbeitet. Das IÖR wird das Umweltzentrum Dresden hierbei unterstützen und im Falle einer Bewilligung auch das spätere Projekt wissenschaftlich vorantreiben.

Media Contact

Anja Petkov idw

Weitere Informationen:

http://www.ioer.de

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