Projekt zur Förderung des Lernens vor der Schule

Die höchst intensive Lernzeit vor dem sechsten Lebensjahr wird in Deutschland bisher viel zu wenig genutzt“, sagte der renommierte Kindheits- und Familienforscher Wassilos E. Fthenakis auf einer Expertentagung der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh.

Nicht erst seit der PISA-Studie sei deutlich geworden, dass sich erfolgreiche Bil­dungssysteme durch einen frühen Einstieg der Kinder in die Lernförderung auszeichnen. Die Bertelsmann Stiftung mache daher die Förderung der frühkindlichen Bildung zu einem ihrer Aufgabenschwerpunkte, so Prof. Heribert Meffert, Vorsitzender des Präsidiums der Stiftung.

Als einen besonderen Mangel nennt Fthenakis, der als wissenschaftlicher Direktor des Mün­chener Staatsinstituts für Frühpädagogik und Professor an der Freien Universität Bozen tätig ist, die Zersplitterung des deutschen Bildungssystems. Erziehungskonzepte von Kindertagesstätten, Kindergärten und Grundschulen seien nicht aufeinander abgestimmt. „Nötig ist ein zusammenhängender Bildungs- und Erziehungsplan für die ersten zehn Lebensjahre mit fes­ten Standards und Inhalten“, forderte Fthenakis. Früh- und Schulpädagogik seien keine sepa­raten Welten, wie oft angenommen.

„Der Wissenschaftler setzt sich dafür ein, bei den unter Sechsjährigen Sprachkompetenz, na­turwissenschaftliches und technologisches Verständnis sowie kognitive Fähigkeiten wie Zah­lenbegriff und Zeitverständnis stärker zu fördern. Gleichzeitig müssten die Fachkräfte in der frühkindlichen Erziehung besser qualifiziert und auch die elterlichen Kompetenzen gestärkt werden. „Eltern sind nicht die Zaungäste, sondern Co-Gestalter des Bildungssystems“, bemerkte Fthenakis.

Meffert betonte, dass es zu einer anderen öffentlichen Bewertung des Themas Bildung kom­men müsse: „Frühkindliche bzw. vorschulische Bildung muss aus ihrem Schattendasein her­aus und bevorzugt gefördert werden. Das ist ohne eine Umkehrung der derzeitigen Prioritäten nicht möglich.“ Der Erfahrungsaustausch in Gütersloh mit Experten aus Politik, Wissen­schaft, Praxis, Forschung und Lehre war der Startschuss für das zukünftige Engagement der Stiftung in diesem Bereich. Die Ergebnisse der Sitzung sollen noch in diesem Frühjahr in die Planung konkreter Projekte einfließen.

Rückfragen an: Silke Jansen, Telefon: 05241 – 8181-371

Media Contact

Julia Schormann idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Bildung Wissenschaft

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer