Durchbruch in der Mumienforschung an der Universität Zürich

Weltweit erstmals konnte mittels der Magnetresonanztechnik (MRI) qualitativ hochwertige Bilder von intakten antiken Mumien generiert werden ohne vorherige zerstörende Befeuchtung der trockenen Gewebe. Dieser wissenschaftlich-methodische Durchbruch ist aktuell in der Fachzeitschrift „Journal of American Medical Association“ (Volume 298, issue 22) erschienen.

Mumien weisen im Gegensatz zu Skeletten die Erhaltung von Weichteilen auf. Daher ermöglichen diese wertvollen Körper auf einzigartige Weise, Lebensbedingungen der Vorzeit zu studieren aber auch die evolutionäre Entwicklung von heutigen Krankheiten. Aus ethischen Gründen werden so genannte nicht-invasive (nicht Gewebe zerstörenden) medizinische Methoden bei der Untersuchung historischer Mumien bevorzugt. Gerade die Magnetresonanztechnik, die ohne Röntgenstrahlen Einblick in das Körperinnern ermöglicht, ist daher ein sehr wünschenswertes diagnostisches Bildgebungsverfahren.

Erstmals ist es nun dem Forschungsteam „Swiss Mummy Project“ um Dr. Dr. F. Rühli vom Anatomischen Institut der Universität Zürich im Rahmen eines von ihm geleiteten Doktorandenprojektes (med. vet. H. von Waldburg) gelungen, erfolgreich MRI-basierte Bilder von trockenen Mumien – ohne deren vorgängige Befeuchtung – zu erzeugen. Möglich wurde dies nur dank einer neuartigen Software der SIEMENS Medical Solutions. Auf klinischen Standard-MR-Geräten wurde mittels so genannter ultra-short-echo-time-application (UTE) diverse ägyptische und peruanische Mumien und Mumienteile (ca. 1500 v. Chr. bis 1100 n. Chr.) bei SIEMENS Medical Solutions analysiert. Die UTE-Anwendung erlaubt, auch ausgesprochen trockene Gewebe mittels der auf der Anregung von Wasserstoffkernen basierenden MR-Technik zu untersuchen. Dabei konnten u.a. Teile der Bandscheiben oder auch Einbalsamierungssubstanzen, die im alten Ägypten bei der Mumifizierung verwendet wurden, besonders genau untersucht werden.

„Dies ist ein medizindiagnostischer Durchbruch in der Erforschung von Mumien“, so Frank Rühli. „Wir haben nun eine weitere, erstmals absolut zerstörungsfreie Untersuchungsmethode zur Verfügung, die uns noch differenziertere Analysen historischer aber auch moderner trockener Gewebe ermöglicht.“ Besonders wichtig ist es, dass diese MR-Analysen nun möglich sind, ohne die wertvollen Gewebe vorher rehydrieren (befeuchten) zu müssen. Diese UTE-Untersuchungen werden in Zukunft auch für rechtsmedizinische oder anthropologische Fragestellungen verwendet werden können.

Diese erfolgreiche Forschungsarbeit zeigt auch die Bedeutung der Unterstützung von Forschungsprojekten durch kompetitive Drittmittelfinanzierung wie im vorliegenden Fall durch den Forschungskredit der Universität Zürich. Zudem hat sich die offizielle Forschungskooperation zwischen der Universität Zürich (Anatomisches Institut) und einem Industriepartner (Gruppe für Kardiovaskuläre Applikationsentwicklung bei MR, Siemens Medical Solutions, Erlangen, D) als äusserst wertvoll erwiesen. Die Arbeit wurde zudem auch durch das ZUSE Institut Berlin unterstützt.

Kontakt:

Dr. Dr. Frank Rühli, Anatomisches Institut der Universität Zürich
Tel. +41446355315, Fax: +41446355702
E-Mail: frank.ruhli@anatom.uzh.ch

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Beat Müller idw

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