Mindestlohn zwischen 5,00 und 7,50 Euro

Von einem Mindestlohn in Höhe von 7,50 € würden in Deutschland rund 4,9 Millionen Beschäftigungsverhältnisse erfasst, bei einer Höhe von 5,00 € wären es immerhin noch 1,5 Millionen. Gesamtwirtschaftlich würden die Arbeitnehmerbruttolöhne bei einem Mindestlohn von 7,50 € um etwa 12 Milliarden € steigen. Bei 5,00 € läge die Steigerung bei lediglich gut 2,2 Milliarden €.

Mit der Lohnsteigerung durch einen Mindestlohn von 7,50 € wären Mehreinnahmen für die Sozialversicherungen von knapp 4,2 Milliarden € verbunden, bei 5,00 € wären es lediglich gut 660 Millionen €. Das zeigen aktuelle Untersuchungen aus dem Institut Arbeit und Technik zur Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland. Der IAT-Arbeitsmarktexperte Thorsten Kalina hat für Stundenlöhne zwischen 5,00 und 7,50 Euro Modellrechnungen vorgenommen und daraus Anhaltspunkte zur Bestimmung eines möglichen Mindestlohns in Deutschland abgeleitet. Die Ergebnisse sind im aktuellen IAT-Report 2006-06 unter http://www.iatge.de/iat-report/2006/report2006-06.html veröffentlicht.

Der Vergleich mit Mindestlöhnen in anderen Ländern zeigt, dass sich Deutschland mit einem Mindestlohn von 7,50 € bezogen auf den Anteil am Durchschnittlohn und den Anteil an den Vollzeitbeschäftigten im oberen Drittel positionieren würde – aber z.B. gegenüber Frankreich noch deutlich zurückbliebe. „Ein Mindestlohn von 5,00 € würde demgegenüber nur 1,3% aller Vollzeitjobs erfassen und läge bei rund 33% des Durchschnittlohnes – was den Werten der USA mit ihrem eher symbolischen Mindestlohn entspräche“, stellt Dr. Claudia Weinkopf, Direktorin des Forschungsschwerpunktes „Flexibilität und Sicherheit“ am IAT, fest.

Die gewerkschaftliche Forderung, einen gesetzlichen Mindestlohn in Höhe von 7,50 € brutto pro Stunde einzuführen, orientiert sich an dem absoluten Mindestlohnniveau vergleichbarer europäischer Nachbarländer wie den Niederlanden (7,96 €), Großbritannien (7,86 €) und Frankreich (8,03 €). Die Anteile der Vollzeitbeschäftigten, die auf dem Niveau des jeweiligen gesetzlichen Mindestlohnes bezahlt werden, sind jedoch im internationalen Vergleich sehr unterschiedlich. An der Spitze stehen mit 18,0 bzw. 15,6% Luxemburg und Frankreich. In gut der Hälfte der hier einbezogenen Länder erhalten weniger als 4% der Beschäftigten den Mindestlohn. Deutschland würde sich mit einem Mindestlohn von 7,50 €, der 8,2% aller Vollzeitbeschäftigungsverhältnisse beträfe, in dieser Hinsicht auf Platz 5 der 17 aufgeführten Länder positionieren; mit 5,00 € (1,3% aller Vollzeitbeschäftigungsverhältnisse) würde Deutschland vor Spanien das Schlusslicht bilden.

Einen weiteren Anhaltspunkt für die angemessene Höhe eines Mindestlohnes bietet die Relation zum Durchschnittsverdienst. Auch hier zeigt sich im europäischen Vergleich (für 2002) eine große Spannbreite. In den osteuropäischen Ländern, Spanien, Portugal und Großbritannien liegt der Mindestlohn unter 42% des Durchschnittslohnes. In diese Gruppe mit einem sehr niedrigen Mindestlohn lassen sich auch die USA einordnen. In Frankreich, Irland, Griechenland, Luxemburg, Malta, Belgien und den Niederlande liegt die Relation aus Mindestlohn und Durchschnittslohn bei 46% und mehr, in Frankreich mit mehr als 60% deutlich an der Spitze. In Deutschland entspräche ein gesetzlicher Mindestlohn von 7,50 € pro Stunde nach den IAT-Berechnungen rund 49,4% des durchschnittlichen Stundenlohns von 15,19 €. Damit würde sich Deutschland im internationalen Vergleich in die Gruppe der Länder mit einem relativ hohen Mindestlohn einreihen. Ein Mindestlohn von 5,00 € entspräche demgegenüber nur 32,9% des gesamtdeutschen Durchschnittsverdienstes und läge damit im internationalen Vergleich am untersten Rand des Spektrums – etwa auf dem Niveau der USA bzw. Estlands.

Für weitere Fragen steht
Ihnen zur Verfügung:
Thorsten Kalina
Durchwahl: 0209/1707-330
E-Mail: kalina@iatge.de
Dr. Claudia Weinkopf
Durchwahl: 0209/1707-142
E-Mail weinkopf@iatge.de
Pressereferentin
Claudia Braczko
Munscheidstraße 14
45886 Gelsenkirchen
Tel.: +49-209/1707-176
Fax: +49-209/1707-110
E-Mail: braczko@iatge.de
info@iatge.de

Media Contact

Claudia Braczko idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Wirtschaft Finanzen

Aktuelle und interessante Meldungen und Entwicklungen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem bietet Ihnen der innovations-report Berichte aus den Teilbereichen: Aktienmärkte, Konsumklima, Arbeitsmarktpolitik, Rentenmarkt, Außenhandel, Zinstrends, Börsenberichte und Konjunkturaussichten.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Wolken bedecken die Nachtseite des heißen Exoplaneten WASP-43b

Ein Forschungsteam, darunter Forschende des MPIA, hat mit Hilfe des Weltraumteleskops James Webb eine Temperaturkarte des heißen Gasriesen-Exoplaneten WASP-43b erstellt. Der nahe gelegene Mutterstern beleuchtet ständig eine Hälfte des Planeten…

Neuer Regulator des Essverhaltens identifiziert

Möglicher Ansatz zur Behandlung von Übergewicht… Die rapide ansteigende Zahl von Personen mit Übergewicht oder Adipositas stellt weltweit ein gravierendes medizinisches Problem dar. Neben dem sich verändernden Lebensstil der Menschen…

Maschinelles Lernen optimiert Experimente mit dem Hochleistungslaser

Ein Team von internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL), des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik ILT und der Extreme Light Infrastructure (ELI) hat gemeinsam ein Experiment zur Optimierung…

Partner & Förderer