Trägt der Euro die Last der Dollar-Abwertung?

Der Euro hat seine Kletterpartie gegenüber dem Dollar wieder aufgenommen und das Hoch von 1,19 US-Dollar ins Visier genommen. Die Volkswirte der Postbank erwarten aber nicht, dass der Euro nachhaltig über 1,20 US-Dollar steigt. Die Wechselkursentwicklung sollte damit der EWU-Konjunktur keinen großen Schaden mehr zufügen. Vielmehr sollten die Exporte von der sich festigenden Weltkonjunktur profitieren.

Die USA sind stark an einer Abwertung des Dollar interessiert. Davon, so die Postbank, würden das Wirtschaftswachstum in Form steigender Exporte und der amerikanische Arbeitsmarkt profitieren. Vor allem aber würde ein schwacher Dollar helfen, das Leistungsbilanzdefizit der USA einzudämmen, das mit 5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ein Rekordhoch erreicht hat.

Der Abwertungstrend des Dollar ist bereits im Gange. Allerdings stehen hierbei die Länder des Fernen Ostens, die die größten Leistungsbilanzüberschüsse aufweisen, weitgehend noch abseits. Sie weigern sich entweder gänzlich, ihre Währungen aufzuwerten oder versuchen zumindest, die Aufwertung zu begrenzen. Der Euro dagegen wertet seit dem Frühjahr 2002 auf und hat seitdem gegenüber dem Dollar um 37 Prozent zugelegt. Dabei ist die EWU im internationalen Handel kein Problemfall. Sie weist weder einen strukturellen Leistungsbilanzüberschuss noch ein strukturelles Defizit auf. Der Euro trägt damit zu Unrecht bislang die Hauptlast der Dollar-Abwertung. Die Frage ist, ob dies so bleibt. Das Risiko einer nochmaligen kräftigen Euro-Aufwertung ist sicherlich vorhanden. Dies sieht die Postbank aber nur als Risikoszenario. Zudem würde sie in diesem Fall davon ausgehen, dass die EZB mit Zinssenkungen dagegen halten würde. In ihrem Basisszenario erwartet die Bonner Bank dagegen nur eine leichte Befestigung des Euro auf 1,20 US-Dollar auf Jahressicht.

Für die Exportentwicklung des Euroraums wäre dies unkritisch. Die Ausfuhren dürften sich im Zuge der globalen Belebung erholen und damit die konjunkturelle Erholung nicht beeinträchtigen. Zwischenzeitlich könnte sich der Dollar sogar nochmals befestigen, sofern sich der US-Arbeitsmarkt, wie von den Experten der Postbank erwartet, bald bessert. Der Euro dürfte dann vorübergehend gegen 1,10 US-Dollar fallen.

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