Gesundheit von Migranten in Deutschland

Menschen mit Migrationshintergrund sind nicht grundsätzlich kränker als die nicht migrierte Bevölkerung.

Fast ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland hat einen Migrationshintergrund. Diese Menschen sind entweder selbst zugewandert oder sie sind Kinder und Enkel von Zuwanderern. Der Gesundheitszustand von Menschen mit Migrationshintergrund kann sich von dem der Allgemeinbevölkerung deutlich unterscheiden.

Die wenigen verfügbaren Daten zu diesem Thema sind aber verstreut und nur schwer auffindbar. Das ändert sich nun. Forscher der Universität Bielefeld haben im Auftrag des Robert Koch-Instituts den ersten umfassenden Bericht zum Thema „Migration und Gesundheit“ in Deutschland erstellt. Daran mitgearbeitet haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Mainz, der Charité in Berlin, des Ethno-Medizinischen Zentrums in Hannover und des Robert Koch-Instituts in Berlin.

„Menschen mit Migrationshintergrund sind nicht grundsätzlich kränker als die nicht migrierte Bevölkerung“, so der Hauptautor des Gesundheitsberichtes, Prof. Dr. Oliver Razum von der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld. „Und wenn sie erkranken, leiden sie meist unter ähnlichen Krankheiten wie die Gesamtbevölkerung. In bestimmten Bereichen haben sie aber erhöhte Gesundheitsrisiken“.

Hierzu zählen laut Prof. Razum beispielsweise die Säuglingssterblichkeit, einige Infektionskrankheiten wie die Tuberkulose sowie Erkrankungen durch psychosoziale Belastungen infolge der Trennung von der Familie oder politischer Verfolgung im Herkunftsland. Noch zu wenig beachtet werden die gesundheitlichen Probleme und der Pflegebedarf älterer Migrantinnen und Migranten.

Prof. Razum betont, dass vornehmlich gesunde und aktive Menschen migrieren. Zuwanderer bauen zudem oft soziale Netzwerke auf, die gesundheitsfördernd wirken können. Durch ihre soziale Lage oder ihre Arbeitsbedingungen sind aber viele Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland einer überdurchschnittlichen gesundheitlichen Gefährdung ausgesetzt. Sie müssen darin unterstützt werden, ihre Gesundheit zu erhalten. Im Falle einer Erkrankung müssen sie trotz möglicher sprachlicher und kultureller Barrieren gleiche Zugangschancen zur Gesundheitsversorgung bekommen.

Der Gesundheitsbericht „Migration und Gesundheit“ erscheint als Schwerpunktbericht in der Reihe Gesundheitsberichterstattung (GBE) des Bundes. Die GBE des Bundes liefert daten- und indikatorengestützte Beschreibungen und Analysen zu allen Bereichen des Gesundheitswesens. Der Bericht ist auf den Internetseiten des Robert Koch-Instituts verfügbar (http://www.rki.de -> Gesundheitsberichterstattung) und kann kostenlos über das Robert Koch-Institut bezogen werden: gbe@rki.de.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. med Oliver Razum, Universität Bielefeld
Fakultät für Gesundheitswissenschaften
Abt. Epidemiologie & International Public Health
Postfach 10 01 31, 33501 Bielefeld
Tel. 0521 / 106 – 3837
E-Mail: oliver.razum@uni-bielefeld.de

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Torsten Schaletzke idw

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