Web 3.0 erfolgreich umgesetzt – Informatiker der Universität in Koblenz gewinnen den "Billion Triples Challenge"

Die Verknüpfung dieser Informationen ist aber schwierig und zeitaufwändig und nicht mit klassischen Informationssystemen zu leisten. Abhilfe verspricht das Semantic Web, das Informationen verknüpfen kann und damit komplizierte Anfragen erlaubt. Zum Beispiel: Wo finde ich Street-Art in Berlin und wie sieht diese auf Fotos aus?

Bisher aber hatten semantische Technologien den bescheidenen Ruf, zu kompliziert, zu langsam oder zu teuer zu sein. Dass dieser Ruf der rasanten Entwicklung des Semantic Web weit hinterherhinkt, zeigten nun auch die Informatiker der Universität in Koblenz bei der so genannten „Billion Triples Challenge“. Der Wettbewerb wurde anlässlich der siebten Internationalen Semantic Web Konferenz von Peter Mika (Yahoo!) und Jim Hender (RPI) initiiert. Die Aufgabe bestand darin, eine große Menge von mehr als einer Milliarde (amerik. „billion“) schlecht strukturierter Fakten, die aus öffentlichen Quellen wie Wikipedia und semantischen Homepages gesammelt wurden, hocheffizient zu verwalten und dem Nutzer interessante Beziehungen intuitiv zugänglich zu machen.

Am Besten löste das Forscherteam um Professor Steffen Staab von der Universität in Koblenz diese Aufgabe. Das System „Semaplorer“ des Teams bietet sowohl eine klassische Suche nach Stichworten als auch eine inhaltsbasierte Navigation durch Verknüpfung von Fakten. Zum Beispiel öffnet die Suche nach „Berlin“ als erstes einen passenden Stadtplan, in dem wiederum weitere Informationen, wie Berliner Persönlichkeiten, Sehenswürdigkeiten oder Spezialitäten dargestellt werden. An dieser Stelle lässt sich die Suchanfrage sowohl schlagwortbasiert als auch semantisch verfeinern: der „Reichstag“ liefert sowohl passende Fotos im Umfeld dieses Bauwerks samt deren Fotographen als auch aktuelle Informationen aus Wikipedia. Prof. Staab kommentiert den Erfolg so: „Wir haben mit der Entwicklung des Semaplorer-Systems erstmals gezeigt, dass die Vision des Web 3.0 – also die Weiterentwicklung von Web 2.0 zu einem System mit Semantik – funktioniert. Bisher gab es dies nur für Spielbeispiele.“ Die Auszeichnung wurde von einer internationalen Jury auf der mit über 620 Teilnehmern bislang erfolgreichsten Semantic Web Konferenz verliehen und ist mit einem Preisgeld von 1000 Euro verbunden.

Um während des Wettbewerbs die Vielzahl der Informationen und Querbeziehungen interaktiv darstellen und nutzen zu können, wurde die Informationssuche mittels der speziell entwickelten semantischen Technologie der „Networked Graphs“ auf 25 Rechner verteilt. Da dies die verfügbaren Rechenresourcen der Arbeitsgruppe „ISWeb – Informationssysteme und Semantic Web“ bei weitem überstieg, hat man sich der so genannten „Amazon Cloud“ bedient und das Computing teilweise in Koblenz und teilweise in den USA durchgeführt.

Zeitgleich zum Billion Triples Wettbewerb wurde das System unter anderem auch auf der Koblenzer IT-Messe LocalBit der Öffentlichkeit vorgestellt, wo es erste kommerzielle Interessenten gab. Zum Projektteam „Semaplorer“ gehörten neben dem Leiter der Forschungsgruppe, Prof. Dr. Steffen Staab, der Projektkoordinator und Multimedia-Experte Dr. Ansgar Scherp, die Semantik-Experten Dipl.-Wirtinf. Simon Schenk, Dipl.-Inf. Carsten Saathoff und die Informatikstudenten Anton Baumesberger, Frederic Jochum und Alexander Kleinen.

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Bernd Hegen idw

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