Hebamme aus Java mit Hermann-Gmeiner-Preis 2006 geehrt

In dem 70.000 Einwohner zählenden Dorf in den Bergen von Westjava gibt es sonst keine ärztliche Versorgung, das nächste Krankenhaus liegt 25 Kilometer entfernt. In ihrer Praxis führt Witnowati bei Schwangeren Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen durch, und leistet Geburtshilfe – rund 2.000 Kinder hat sie bereits ans Licht der Welt geholt.

Für Säuglinge und Kleinkinder bietet die Hebamme zudem Impfungen und die wichtigste medizinische Grundversorgung an. Darüber hinaus bildet sie traditionelle indonesische Hebammen fort und klärt sie über hygienische Standards auf. Witnowati wuchs in einem SOS-Kinderdorf in Lembang auf. Nach Abschluss der Schule absolvierte sie später eine dreijährige Ausbildung zur Krankenpflegerin und arbeitete im Krankenhaus, wo man ihr aufgrund herausragender Leistungen eine Zusatzausbildung zur Hebamme anbot.

Ihre erste Praxis eröffnete Witnowati in einer ehemaligen Garage, wo sie auch einen Ruheraum für Patientinnen einrichtete. „Eine selbständige Hebamme war dringend nötig. Durch meine Praxis konnte ich der Bevölkerung wirklich helfen“, betonte die Hebamme. „Ich stehe jeden Tag zur Verfügung und bin auch nachts jederzeit bereit, zu einer Patientin zu kommen – ganz gleich, wie groß die Entfernung ist. Wenn möglich fahre ich mit dem Moped, doch oft genug muss ich auch steile und unbefahrbare Pfade zu Fuß erklimmen.“

Der große Traum der Hebamme ist eine eigene Klinik: Vor drei Jahren verkaufte Witnowati ihr gesamtes Vermögen, das aus 20 Kühen bestand. Sie erwarb dafür ein 1000 qm großes Grundstück, auf dem sie ein Hebammenzentrum errichtete. Derzeit sind dort drei Angestellte und eine weitere Herbamme beschäftigt. „Mein Ziel ist es, irgendwann eine kleine Klinik zu bauen, die über die nötigen Geräte verfügt und deren Hilfe für die Menschen erschwinglich ist. So hoffe ich, noch mehr Menschen helfen zu können“, sagte Witnowati, die gemeinsam mit ihrem Ehemann auch noch vier Kinder großzieht.

SOS-Kinderdorf-Präsident Helmut Kutin würdigte die Verdienste der 32-Jährigen: „Witnowati bringt mit den Frauen und den Neugeboren, die sie unterstützt, Licht in die Welt. Sie hat es geschafft, ihre Praxis mit ganz bescheidenen Mitteln aufzubauen. In ihre Garage kamen am Anfang zehn Frauen pro Tag, heute sind es durchschnittlich 50 bis 80 Frauen, die ihre Hilfe suchen. Es imponiert mir, dass Witnowati nach wie vor mit ihrer Familie in einer bescheidenen Holzhütte hinter der Praxis lebt, alle Mittel fließen in ihr Zentrum.“

Der Hermann-Gmeiner-Preis wird für besondere Leistungen auf humanitärem, beruflichem, sportlichem, schulischem oder kulturellem Gebiet vergeben. Er wird alle zwei Jahre an Personen verliehen, die in einer SOS-Kinderdorf-Einrichtung aufgewachsen sind oder an junge Menschen, die in einer solchen leben. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Das Geld stammt aus einer zweckgebundenen Stiftung, deren Zinserträge für diesen Preis verwendet werden.

Media Contact

Silja Streeck presseportal

Weitere Informationen:

http://www.sos-kinderdoerfer.de

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