Vom Quanten-Mikroskop bis zu den Dirigenten des Gehirns

Vier zukunftsweisende Forschungsprojekte werden mit dem Forschungspreis der Philip Morris Stiftung ausgezeichnet

Überraschende Erkenntnisse über die „Dirigenten des Gehirns“, geheimnisvolle Reparaturen an den Genen, bahnbrechende Arbeiten für ein Quanten-Mikroskop und zerfallende Kunststoffe aus Biomaterialien – das sind die Themen der vier herausragenden Forschungsprojekte, die in diesem Jahr den renommierten Forschungspreis der Philip Morris Stiftung erhalten werden. Wie die Stiftung am Dienstag in München mitteilte, hat die unabhängige Jury den mit insgesamt 100.000 Euro dotierten Preis an eine Wissenschaftlerin, einen Forscher und zwei Forschergruppen aus Heidelberg, Ulm und München verliehen.

Völlig neue Perspektiven für die Anpassungsfähigkeit des Gehirns ergeben sich aus den Entdeckungen, die der Neurobiologin Prof. Hannah Monyer (48) von der Universität Heidelberg den Forschungspreis der Philip Morris Stiftung einbringen: Sie fand heraus, dass die Zellen, die im Gehirn das Kommando haben, auch bei Erwachsenen in großer Zahl ständig neu gebildet werden. Bisher war die Wissenschaft davon ausgegangen, dass diese „Dirigenten des Gehirns“, die als so genannte GABAerge Neuronen Gedächtnis und Denken steuern, nach der Geburt nicht mehr gebildet werden.

Der Chemiker Prof. Thomas Carell (39) baut defekte Gene, um die geheimnisvollen Reparaturmechanismen an den Erbanlagen zu erforschen. Im genetischen Code jeder Zelle eines Lebewesens entstehen täglich Zehntausende von Schäden, die jedoch in komplexen biochemischen Vorgängen wieder ausgebessert werden. Der Chemiker an der Ludwig-Maximilians-Universität München hat Methoden entwickelt, mit denen sich diese Reparaturen bis ins Detail verfolgen lassen. Das war bisher praktisch unmöglich. So kann er nun herausfinden, wie diese Reparaturen funktionieren, warum sie aber auch hin und wieder versagen, so dass dadurch Erbschäden und schwere Krankheiten entstehen.

Die Physiker Prof. Joachim Ullrich (49) und Dr. Robert Moshammer (45) vom Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg entwickelten ein Mikroskop, mit dem sich physikalische Vorgänge in atomaren Größenordnungen mit bisher nicht erreichter Genauigkeit beobachten lassen. Mit diesen Arbeiten zum Reaktions-Mikroskop ermöglichen sie einzigartige Einblicke in die Welt der Quanten-Reaktionen, die schon in wenigen Jahren in der Technik, etwa für Kommunikation und Computer, eine entscheidende Rolle spielen werden.

Der Chemiker Prof. Bernhard Rieger (46) von der Universität Ulm und sein Kollege Dr. Gerrit Luinstra (42) vom Chemiekonzern BASF in Ludwigshafen haben Lösungswege für das ewige Dilemma zwischen Kunststoffen und Umweltschonung gefunden: Sie entwickelten neue Katalysatoren. Diese dienen als Hilfsmittel, um preiswert und in großen Mengen Kunststoffe herzustellen, die völlig identisch sind mit natürlichen Materialien. Die synthetischen Biomaterialien entstehen an den Katalysatoren aus Propylenoxid und Kohlenmonoxid. Sie zersetzen sich nach ihrer Nutzung im Kompost. In ihren Eigenschaften sind sie so vielseitig, dass sie die derzeit meistverwendeten Industriekunststoffe, die so genannten Polypropylene, weitgehend ersetzen könnten, die vollständig aus Erdöl hergestellt werden.

Der Forschungspreis der Philip Morris Stiftung gilt in Deutschland als eine der renommiertesten Auszeichnungen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Er hat das Leitmotiv „Herausforderung Zukunft“ und wird seit 1983 jährlich verliehen. Die Philip Morris Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, durch intensive Öffentlichkeitsarbeit Forscher und ihre Projekte breiten Kreisen bekannt zu machen. Damit will sie Berührungsängste zu Wissenschaft und Technik abbauen und herausragende Beispiele für Spitzenforschung ins Bewusstsein der Gesellschaft rücken.

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