Die Tarifrücklage: Eine Alternative zur satzermäßigten Besteuerung von Personenunternehmen

Kernstück der gegenwärtig in Deutschland geplanten Reform der Unternehmensteuern ist laut Beschluss des Bundeskabinetts vom 12. Juli 2006 – neben der Senkung der nominalen steuerlichen Gesamtbelastung der Körperschaften auf knapp unter 30 v.H. – eine parallele steuerliche Satzermäßigung für thesaurierte und damit reinvestierte Gewinne von Personenunternehmen (Einzelunternehmen und Personengesellschaften) zur Wahrung der rechtsformneutralen Besteuerung. Als vorstellbare Instrumente für die vorgesehene Entlastung der Personenunternehmen werden in diesem Beschluss die Investitionsrücklage oder eine generelle Thesaurierungsrücklage genannt.

Wie eine solche generelle Steuersatzermäßigung aussehen könnte, ist zentraler Gegenstand der IFSt-Schrift Nr. 437 des Instituts Finanzen und Steuern, Bonn, die weitgehend die vom BMF zur Unternehmensteuerreform 1999/2000 erwogene Rücklagenlösung fortführt. Diese war in dem seinerzeitigen Planspiel als ohne nennenswerten administrativen Aufwand praktizierbar bewertet worden. Fortgeführt wird insbesondere die Antragsgebundenheit der Rücklage.

Die beiden Hauptmerkmale der vorgeschlagenen „Tarifrücklage“ sind:

1. ein ermäßigter (mit dem Körperschaftsteuersatz identischer) einheitlicher Einkommensteuersatz für thesaurierte Gewinne (sog. Sondertarif) sowie

2. bei späterer Entnahme der Gewinne ihre Nachversteuerung zum normalen Einkommensteuertarif, bei der in enger Anlehnung an das Halbeinkünfteverfahren die vorangegangene (ermäßigte) Thesaurierungsbelastung durch eine Kürzung der nachzuversteuernden Gewinne berücksichtigt wird.

Darüber hinaus ergeben sich zahlreiche Einzelfragen. Von ihnen werden in der Arbeit unter anderem angesprochen: die Durchführung der „gespaltenen“ Besteuerung über ein Nachversteuerungskapitalkonto und ein Einlagenkapitalkonto, die Begrenzbarkeit der Sondertarifierung auf einen Teil der Einkünfte, die Verwendungsreihenfolge für Entnahmen, Verlustausgleich, Personengesellschaften, ausländische Einkünfte, ausländische Personenunternehmen mit inländischer Betriebstätte, ausländische Gesellschafter einer inländischen Personengesellschaft sowie inländische Gesellschafter einer ausländischen Personengesellschaft.

Der zweite Teil der Arbeit enthält für wichtige Anwendungsfälle detaillierte Beispielrechnungen.

Media Contact

Clemens Esser idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Wirtschaft Finanzen

Aktuelle und interessante Meldungen und Entwicklungen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem bietet Ihnen der innovations-report Berichte aus den Teilbereichen: Aktienmärkte, Konsumklima, Arbeitsmarktpolitik, Rentenmarkt, Außenhandel, Zinstrends, Börsenberichte und Konjunkturaussichten.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer