Wann braucht ein Patient einen implantierbaren Defibrillator und was ist wichtig bei der Nachsorge?

Der plötzliche Herztod stellt in Europa die mit Abstand häufigste Todesursache dar. Jährlich sterben etwa 375.000 Menschen an diesem Ereignis. In über 80% der Fälle sind schnelle Rhythmusstörungen der Herzkammer oder Kammerflimmern die Ursache.

Der implantierbare Defibrillator (ICD) ist die einzige Therapieoption, mit der diese lebensbedrohlichen Störungen erkannt und durch eine Elektrostimulation- oder Schockabgabe beendet werden kann. Allerdings entwickeln viele ICD-Patienten psychische Symptome einer Traumatisierung wie Angst oder Depression, die erkannt und therapiert werden müssen. Am 11. Juni 2008 bieten die Kerckhoff-Klinik und die Klinik für Psychokardiologie eine gemeinsame Fortbildung zur Frage an, für welche Patienten eine ICD-Therapie geeignet ist, wie Kardiologen erste Anzeichen einer Traumatisierung erkennen können und welche Begleitmaßnahmen getroffen werden müssen.

„Die Implantation eines Defibrillators ist derzeit die einzige verfügbare Therapie, um Risikopatienten vor dem plötzlichen Herztod zu schützen“, kommentiert Dr. Johannes Sperzel, Oberarzt in der Rhythmusambulanz der Kerckhoff-Klinik, die geplante Fortbildung und ergänzt: “Häufig stellt sich in der niedergelassenen Praxis aber die Frage, welche Patienten für diese Implantation tatsächlich geeignet sind und wann dieser Schritt unsausweichlich wird.“

Eine Vielzahl klinischer Studien hat die Bedeutung von Defibrillatoren in der Vorbeugung des plötzlichen Herztods untersucht und neben dem unbestrittenen Wert der Therapie auch einen signifikanten Überlebensvorteil bei Patienten mit Herzinsuffizienz belegt. „Patienten mit einem ICD zeigen eine mehr als 20 Prozent erhöhte Überlebensrate“, so Sperzel.

Vor diesem Hintergrund verfolge die Fortbildung die Zielsetzung, Kollegen aus Klinik und Praxis über neue Studien und Leitlinien zur Indikation für einen Defibrillator zu informieren.

Oft ist psychotherapeutische Begleitung nötig

Ein weiterer Schwerpunkt der Veranstaltung wird auf notwendigen und sinnvollen Begleitmaßnahmen in der Nachsorge von ICD-Patienten liegen. Dazu erläutert Prof. Dr. Jochen Jordan, Leiter der Klinik für Psychokardiologie in Bad Nauheim: „Für Patienten mit lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen bedeutet ein ICD große Sicherheit bei absoluter Bewegungsfreiheit. Das wissen auch die Betroffenen. Dennoch entwickeln einige Patienten nach einer ICD-Implantation psychische Auffälligkeiten, die unter Umständen therapiepflichtig sind.“

Insbesondere unter den Patienten, denen ein Defibrillator nach einem Herzstillstand und folgender Reanimation implantiert wurde oder die Mehrfachschocks des Defibrillators erleben, litten mehr als 50% der Betroffenen an so genannten posttraumatischen Belastungsstörungen, wie sie in vergleichbarer Intensität durch Ereignisse wie Geiselnahme, Entführungen, Krieg oder Naturkatastrophen ausgelöst werden.

„Nach der aktuellen Datenlage muss auch davon ausgegangen werden, dass bei solchen Patienten in einem Zeitraum von 12 Monaten häufig mit psychischen Störungen zu rechnen ist“, so Jordan und ergänzt: „Mit der Fortbildung wollen wir die Kollegen für die ersten Anzeichen solcher Störungen sensibilisieren. Denn nur bei frühzeitiger Psychotherapie lässt sich eine Chronifizierung beispielsweise von Depression, Angst oder Panik verhindern“.

Die Fortbildung findet statt am Mittwoch, den 11. Juni von 18:00 bis 19:30 Uhr im Kristallsaal des Kerckhoff-Rehabilitations-Zentrums in der Ludwigstraße 41, 61231 Bad Nauheim. Interessenten können sich im Sekretariat der Klinik für Psychokardiologie (Tel.: 06032 – 999 5450) anmelden. Weitere Informationen sind auch auf der Website (www.psycho-kardiologie.de) abrufbar.

Pressekontakt:

Klinik für Psychokardiologie
Prof. Dr. Jochen Jordan (Leiter der Klinik)
Fon: +49 (0) 6032 / 999 – 54 50
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