Sparpolitik im Gesundheitswesen führt zu folgenschwerer Arbeitslosigkeit

Berliner Kassenzahnärzte: Gesundheitswesen als beste Jobmaschine Deutschlands retten

Als fehlgeleitet und für die Arbeitsmarkt-Zukunft Deutschlands gefährlich bezeichnet die Kassenzahnärztliche Vereinigung Berlin (KZV) die im Vorfeld der diesjährigen Bundestagswahl geführten gesundheitspolitischen Debatten und Ziele. „Die Politiker gehen Erschreckenderweise von völlig falschen Vorstellungen über ein Gebiet aus, dessen Bedeutung sie doch eigentlich kennen müssten“, kritisiert Dr. Jörg-Peter Husemann, Vorsitzender der KZV Berlin, die Abgeordneten. „Es liegen mit der sogenannten ’Jobmaschine Gesundheitswesen’, die vielen von ihnen schon vor Monaten zugegangen ist, anschauliche und seriöse Daten vor, die darlegen, warum eine Einsparpolitik im Gesundheitswesen wichtige Arbeitsplätze wegkürzt.“ Dies sei um so erschreckender, als das Gesundheitswesen hierzulande mit seinen über 4 Millionen Menschen längst Jobmaschine Nr. 1 geworden sei und damit im Gegensatz zu anderen Wirtschaftszweigen zu einem Stabilitätsfaktor für den Standort Deutschland. Die niedergelassenen Ärzte und Zahnärzte, um nur diese Gruppe herauszugreifen, sind Arbeitgeber für rund eine Millionen Menschen in Deutschland. Allein in den deutschen Zahnarztpraxen gibt es mehr Arbeitsplätze als bei BMW, AUDI und bei VIAG zusammen. Ein Blick auf Berlin: Hier geben allein die niedergelassenen Zahnärzte über 14.000 Menschen Arbeit.

„Bedauerlicherweise wird in der politischen Diskussion allein darauf geblickt, was das Gesundheitswesen kostet“, so Dr. Husemann, „weil dabei nicht gegengerechnet wird, welchen Nutzen das Land von dem Komplex hat.“ Auch die Bevölkerung habe sich aufgrund der Berichterstattung daran gewöhnt, dass das Thema Gesundheit beinahe reduziert sei auf Begriffe wie Kostenexplosion, Budgetierung, Einsparungen etc.. Dies sei um so bedauerlicher, als sich offenbar kaum einer mehr Gedanken mache, ob diese Diskussion auf sachlich korrektem Boden ablaufe. Dr. Husemann: „Es ist von wirtschaftspolitischen Wissenschaftlern und Experten mehrfach verdeutlich worden, dass es im Gesundheitswesen keine Kostenexplosion gegeben hat!“ So sei der Anteil der Gesundheitskosten am Bruttoinlandsprodukt in 20 Jahren (1980 – 2000) von 5,84 % auf 6,22 % fast konstant geblieben, und das obwohl gleichzeitig der gesamte medizinische Fortschritt und die demographische Entwicklung mitfinanziert worden sei. „Wenn sich etwas dringend ändern muss, dann nicht auf der Ausgabenseite der medizinischen Versorgung, sondern einerseits auf der Einnahmenseite der Gesetzlichen Krankenversicherungen und andererseits durch die Streichung der Zweckentfremdung der Krankenkassenbeiträge für versicherungsfremde Leistungen!“

Die KZV wolle daher die gesundheitspolitische Diskussion in der heißen Phase des Wahlkampfes mit einer Veröffentlichung neu positionieren oder zumindest die Inhalte so verbreiten, dass die Entscheidungsträger an den Daten nicht vorbeidiskutieren können. Dr. Husemann: „Wir von der KZV Berlin haben die überarbeitete und aktualisierte Fassung der Publikation „Jobmaschine Gesundheitswesen“ zu unserer Sache gemacht und verbreiten diese an jeden, der sie haben möchte. Hier werden populäre Schlagwörter und anhand von Fakten die Gefahren aufgezeigt, die eine einseitige und negative Sichtweise des Gesundheitssystems in sich birgt.“ Es müsse ein Umdenken stattfinden, wenn Kürzungen und Restriktionen im Gesundheitsbereich automatisch als positiv betrachtet würden, nur weil sie auf den ersten oberflächlichen Blick Einsparungen bieten – das System sei aber komplexer, Folgen müssten über den Bereich Gesundheitswesen hinaus betrachtet werden.

Dr. Husemann fordert daher von der Politik in ihren gesundheitspolitischen Entscheidungen mehr Umsicht und die Gewährleistung des Erhalts von Arbeitsplätzen und mahnt: „Die Folgen sind rasch spürbar: Selbst bei einem Verlust von wenigen Prozent der (zahn)ärztlichen Arbeitsplätze führt dies bereits zu einem hohen Anstieg der Arbeitslosenzahlen in Deutschland!“

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Birgit Dohlus pte.online

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